Rüdiger Nazar

Hallo...ich heiße Edwin...

Guten Tag...ich heiße Edwin.
Ich nehme diesen Strauß Rosen dort...die gefallen mir.
Ich liebe Blumen...ich liebe die Natur...ich liebe Tiere...alles...nur keine Menschen...besonders Frauen nicht.
Die Verkäuferin sieht mich an...ihr Problem mein Herr...jeder wie er möchte.
Was eine arrogante Ziege. Ich verlasse das Geschäft und gehe die Russelroad Richtung Innenstadt.  Werde mir mal kurz eine Tageszeitung kaufen und mich auf eine Parkbank setzen....was es wohl neues gibt ?
Ich nehme mir die Tageszeitung...the Times...und frage den Verkäufer nach dem Datum.
Dieser sieht mich bedröppelt an. Schauen sie auf die Titelseite.
In dicken schwarzen Lettern steht mittig...20August 1888.
Nichts weltbewegendes steht auf den holzhaltigen bräunlichen Seiten. Stellenangebote...Ankauf und Verkauf...etwas über das Königshaus...was mich einen Scheiß interessiert.
Zu Schulzeiten stand ich auch öfters in den Zeitungen...Leichtatlethik...war ein Spitzensportler.  Wehmütig denke ich an diese Zeit zurück...und auch mit Wut.
Mein Elternhaus war die reinste Hölle. Wir waren drei Geschwister...zwei Schwestern hatte ich noch...aber ich weiß heute nicht mehr wo sie abgeblieben sind.
Als ich so zehn Jahre alt war...verdrückte Vater sich...verließ Mutter...und ließ uns alleine.
Es war eine harte Zeit...Mutter tat mir leid....wir hatten sehr wenig zu essen.
Unsere Wohnung war kärklich eingerichtet...und die Tapeten waren von Nikotin vergilbt.
Ich trug Zeitungen aus...um ein Minimum an Geld für den Haushalt beizusteuern...aber es reichte natürlich nicht aus. Mutter beschloss daher...sich eine Arbeit zu besorgen.
Freudig erzählte sie uns nach langem Suchen...daß sie etwas gefunden hätte...eine Putzstelle bei vornehmen Herrschaften in East End of London.
East End in London ist eigentlich keine vornehme und schöne Gegend...aber ab und zu taucht auch dort mal ein Herrenhaus oder eine Villa auf.
Von da an hatten wir immer reichlich zu essen.  Mutter kam meistens sehr spät nach Hause...einige male sogar in den frühen Morgenstunden...was mir nicht weiter verdächtig vorkam. Wo arbeitest du eigentlich...fragte ich Mutter eines Tages...wie heißt die Strasse ?
Sie druckste herum und sagte...das brauchst du nicht zu wissen.
Diese Antwort passte nicht in mein Konzept...brauchst du nicht zu wissen...was heißt das eigentlich ?
So beschloss ich eines Tages...als sie das Haus verließ...ihr zu folgen.
Etliche Strassen lief sie kreuz und quer durch London...die Gegend wurde immer schmuddeliger. Dann stand sie vor einer Türe...und zog die Schnurr der Türglocke..
Es wurde ihr geöffnet und sie verschwand in dem dunklen Türrahmen.
Ratlos stand ich da und beobachtete das Haus...daß in gewissen zeitlichen Abständen ...
Herrenbesuch bekam. Der letzte Mann der das Haus betrat...zog die Türe nicht richtig zu...und so huschte ich durch die schmale Öffnung. Innen war es kalt und modrig...die Luft roch nach Blauschimmel. Dann kam sie mir entgegen...Mutter...leicht bekleidet...mit hochhackigen Schuhen...einen Typen im Arm...der ihre Hüfte umschlungen hatte.
Sie sah mich und schrie entsetzt auf...was willst du hier...mach`daß du nach Hause kommst. Verdammt...meine Mutter...meine Mutter war eine Nutte...!
Ich stürmte auf sie zu...schlug dem Freier meine Faust zwischen die Beine...so das er jämmerlich aufschrie. Du kleiner Bastard schrie Mutter...hau ab.
Ich verließ schreiend und voller Wut diesen Bau...rannte kreuz und querr durch London...kopflos...frustriert...ohnmächtig...und fand mich am Hafen wieder.
Diese verdammte Hure...dieses Flittchen...ich werde es ihr zeigen...ich weinte laut los.
Der Hafen war in Nebel eingehüllt...Menschen die hier gingen...erschienen wie Nebelgestalten...verschwommen und undeutlich.
Eh...Kleiner...was machst du hier alleine ? Mach`daß du nach Hause kommst...dies`ist keine Gegend für dich. Ich lief los...Richtung  Wohnung.
Dort angekommen warf ich mich auf mein Bett...voller Wut und heulte wie ein Wolf.
Spät...sehr spät kam Mutter nach hause. Sie redete kein Wort mit mir...zog sich aus und ging zu Bett. Ich war enttäuscht und entrüstet durch ihr Verhalten. Warum sprach sie nicht mit mir ?  Mitten in der Nacht...überkam es mich...ich weiß nicht wieso. Ich schlich in ihr Zimmer...sie lag nackt auf dem Bett...die Wolldecke zwischen ihren Schenkel geklemmt.
Ja sie war schön...hatte eine tolle Figur...ich spürte etwas in meiner Hose sich bewegen...und erbrach plötzlich.Davon wachte sie auf. Was machst du hier du kleiner Bastard...hast du nicht schon genug angerichtet ?
Ich lief rot an. Du alte Hure schrie ich los...du Nutte...ich will dich poppen...und stürzte mich auf sie. Sie wehrte sich wie eine Wilde...da sah ich das Klappmesser auf ihrer Komode liegen...das sie immer zur Verteidigung bei sich trug.
Gott...ich weiß nicht wieso und warum...plötzlich hatte ich es in der Hand...und stieß es ihr in den Unterleib...sie riss den Mund weit auf...und ihr Schrei verschwand wie in einem Vakuum. Entsetzt ließ ich das Messer fallen und lief aus dem Haus.
Am nächsten Tag war die Polizei da und untersuchte den Fall...er wurde als nicht gelöst zu den Akten gelegt. Meine Schwestern kamen in ein Kinderheim...ich verschwand bei Nacht und Nebel im Dschungel der Londoner Strassen... Soho. Ja all`diese Erinnerungen kamen mir wieder hoch...als ich hier auf der Bank saß und die Times las.


Langsam falte ich die Zeitung zusammen...ja...so war das damals...ist schon einige Jahre her. Meine Schwestern sah ich nie wieder.Müde stehe ich auf...gehe Richtung Towerbridge und sehe auf die silber dahinfliesende Themse. Diese verdammten Weiber...diese Huren...
schießt es durch meinen Kopf...und fühle das kalte Metall des  Stilettes  in meiner Hosentasche.
Nicht meiner Sinne mächtig...begebe ich mich in Richtung East End...durchschlendere die alten kleinen Strassen...die mir so vertraut geworden sind.
Hallo Süßer...hast du Zeit für mich ? Schon wieder einer dieser Prostituierten... steht aufreizend vor mir...mit entblößten Brüsten. Ja sage ich gerne...laß uns gehen.
Sie nimmt mich an der Hand und führt mich in einen Hinterhof...fasst in meinen Schritt....hier ist es billiger wie im Zimmer...sagt sie...!
Nicht schlecht my Love...sagt sie und zieht mir den Reißverschluss nach unten. Ihre fleischigen Lippen pressen sich auf meine...ich bekomme kaum Luft...dann sehe ich ihre weitaufgerissenen Augen. Mein Stilett steckt in ihrem Unterleib...und sie läßt einen fürchterlichen Schrei  durch die stillen Strassen hallen. Langsam ziehe ich das noch tief steckende Messer aufwärts...bis zu ihren Rippen...bis zum Solar plexus...sie bricht blutüberströmt zusammen...und ich habe fiebrige Augen...bin befriedigt. Du Flittchen du.

Am anderen Tag steht die Zeitung voll davon. Prostituierte bestialisch ermordet.
Gelangweilt blättere ich weiter...na und ?
Ich habe immer eine Befriedigung wenn ich so etwas mache...diese Weiber haben es nicht anders verdient...so wie meine Mutter.
Ach ja...was soll ich sagen ? Ich machte es einige male...es war schon Rutine...und der Reiz wurde immer stärker...es war jedesmal wie ein Orgasmus. Scottland Yard...diese uniformierten ...Witzkriminalisten...kamen immer zu spät zum Tatort...hahaha !
Es reizte mich sehr...diese Möchtegernbeamten...auf den  Arm zu nehmen...so rief ich ein paar mal auf dem Revier an.  Ich gebrauchte ein Pseudonym... anstatt meines richtigen Namens. Im Kartenspiel...im englischen...heißt der Joker...Jack...der der alles kann...und für alles steht.
Hallo Herr Inspektor...hier ist Jack...Jack der Ripper. Ich habe gehört sie suchen mich.
Schade das ihr zu langsam seit.
Mein Gott...wie oft habe ich sie verarscht...wie oft habe ich eine Nutte über die Klinge springen lassen ?
Die Statistiken sprechen von fünf Huren...vier fand man verstümmelt vor.
Die haben ja keine Ahnung....wie viele es wirklich waren. Und mich ? Mich fand man nie ! So viele Mutmaßungen und Verdächtigungen...wer könnte es wohl sein...der oder derjenige...sogar einige Herren aus dem Königshaus wurden als mögliche Verdächtige in Betracht gezogen...ich kann mir ein Grinsen nicht verkneifen.Wie viele es wirklich waren die ich umbrachte...von ihrem Lodderleben erlöste... es waren genau ......ach lassen wir das mal.
Ich lebe hier in England...bin ein wohlhabender Geschäftsmann... und genieße mein Leben...liebe Blumen...Tiere und Natur...gehe viel spazieren und beobachte...Nutten !
Und eines Tages werde ich wieder...ja ich werde ganz bestimmt...wieder....na ja !
Und passt gut auf...ich kann überall sein...


                                                                                                  Rüdiger Nazar
                                                                                       Dienstad d.26.July 2011
                                                                                              melvin6@gmx.de



War mal wieder ein Versuch in eine andere Person zu schlüpfen...Gruß...euer Jack...          äh...ich meine...Rüdiger...lach und smile...







Vorheriger TitelNächster Titel
 

Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Rüdiger Nazar).
Der Beitrag wurde von Rüdiger Nazar auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 26.07.2011. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

Der Autor:

  Rüdiger Nazar als Lieblingsautor markieren

Bücher unserer Autoren:

cover

Vom Glück, Großvater zu sein von Fritz Rubin



Spuren meines Lebens / verwehen nicht vergebens, / lieben und geliebt zu werden, / ist das Schönste hier auf Erden, / Spuren meines Lebens / verwehen nicht vergebens. Ich habe das Glück, Großvater zu sein, und dieses Glück genieße ich!

Möchtest Du Dein eigenes Buch hier vorstellen?
Weitere Infos!

Leserkommentare (4)

Alle Kommentare anzeigen

Deine Meinung:

Deine Meinung ist uns und den Autoren wichtig!
Diese sollte jedoch sachlich sein und nicht die Autoren persönlich beleidigen. Wir behalten uns das Recht vor diese Einträge zu löschen!

Dein Kommentar erscheint öffentlich auf der Homepage - Für private Kommentare sende eine Mail an den Autoren!

Navigation

Vorheriger Titel Nächster Titel

Beschwerde an die Redaktion

Autor: Änderungen kannst Du im Mitgliedsbereich vornehmen!

Mehr aus der Kategorie "Lebensgeschichten & Schicksale" (Kurzgeschichten)

Weitere Beiträge von Rüdiger Nazar

Hat Dir dieser Beitrag gefallen?
Dann schau Dir doch mal diese Vorschläge an:

Frankreich sollte ein neuer Anfang sein...10... von Rüdiger Nazar (Autobiografisches)
für ein paar Pfund im Monat... von Rüdiger Nazar (Lebensgeschichten & Schicksale)
Der kleine Finger von Norbert Wittke (Reiseberichte)

Diesen Beitrag empfehlen:

Mit eigenem Mail-Programm empfehlen