Sandra Gawehn

Die Flucht…

Die junge Frau befindet sich auf der Flucht durch die unterirdischen Gänge der mittelalterlichen Burg Carcassonne. Auf der Nordseite führt ein verborgener Weg hinab zum Festungswall. Von dort aus gelangt man zu einem dichten Bambushain, direkt am Fluss Aude. Hinter ihr ist es noch still aber lang wird es nicht mehr dauern bis die Schergen des Papstes kommen. Um sie in Ketten zu schlagen, in die dunklen Verliese, dieses ach so grausamen Ortes, sperren. Sie war hier auf dem Markt, im Zentrum der Festung. Um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten, wollte sie ihr Angebot an Heil und Küchenkräutern, das von Tollkirsche über Schierling,  wildem Jasmin bis hin zu getrocknetem Lebensbaum, Silberweide, Wanzenkraut, Bärlapp und verschiedene Küchenkräuter reichte, hier feilbieten. Die Köche des Compté passierten den Markt. Kräuter waren nichts Verwerfliches, schließlich benutze man sie in sämtlichen Speisen am Hofe des Adels. Kundige Medicuse benutzten Kräuter um heilende Aufgüsse, Cremes. Wachspillen und Ansätze herzustellen.  Und doch wurde ihr eines zum Verhängnis. Circaea lutetiana-Stephanskraut. Im Volksmund auch Hexenkraut genannt.
 
Wer konnte sie nur verraten haben. Die Zofe der Comptés, vielleicht? War sie die Nebenbuhlerin der selbigen. Gespielin und Mätresse des Grafen Raymont. Eifersüchtig und verärgert über das nachlassende Interesse des Mannes , dem sie sich hingab? Jetzt war nicht die rechte Zeit darüber nachzusinnen. Sie musste fort von hier.  Überall im Süden herrschte Krieg. Hetzjagten auf unschuldige Menschen wurden vollzogen. Die meisten werden in den Folterkammern der Inquisition malträtiert, Abbitte zu leisten, zur päpstlichen Kirche zu konvertieren. Doch sie alle blieben standhaft, fanden ihren Tod auf dem Scheiterhaufen. Sie sah, wie man die nackten Leiber, Viehherden gleich, vor die Tore der Stadt trieb. Der Gestank verbrannten Menschenfleisches lag in der Luft. Stolpernd rannte sie die dunklen, modrigen Gänge entlang. In der Hoffnung das rettende Loch zur Außenwelt zu erreichen. Da passiert es. Aus dem Nichts der Dunkelheit wird sie gepackt. Ein hoher Schrei entfährt ihr. Noch versucht sie nach ihrem kleinen Dolch im Stiefel ihres rechten Beines zu greifen. Jedoch vergebens. Sie ist von festem Griff umklammert. Jemand flüstert, sie solle still sein, ihr werde nichts geschehen. Der Unbekannte stellt sich nicht vor, aber an den Duft den er verströmt, wird sie sich noch lange erinnern. Beide gehen schnellen Schrittes voran, schwere Eichenholztüren knarren. Dann erreichen sie eine Kammer, in deren Mitte ein eisernes Gitter im Boden eingelassen ist. Durch dieses Loch gelangen die beiden hinab in den Abwasserkanal der Burg, der zum Fluss führt. Durch den angrenzenden Wald geht es in eine Hütte. Der schwere Holzriegel wird vorgeschoben, so dass ihr der Fluchtweg durch die Tür verwehrt wird. Drinnen glimmt die Glut des letzten Feuers. Der Unbekannte legt Holzscheite nach, fächert Luft hinzu, bis die ersten Flammen um das trockene Holz züngeln. Er ist ihr mit dem Rücken zugewandt. Sie steht verwirrt jedoch neugierig im Raum. Im Schein des Feuers sieht sie nun ihren Retter zum ersten mal. Er ist groß und von ansehn! licher S tatur. Um seine Schultern trägt er ein silbergraues Gewandt aus schwerem Stoff. Die Kleidung ist von hoher Qualität, ein Zeichen von Wohlstand, gar von Adel? Am Gurt um die Hüfte trägt er ein Schwert, mit einer Verzierung, die sie meint, schon einmal gesehen zu haben. Ihr Blick wandert zu seinem Gesicht. Ihr stockt der Atem, so herrlich ist sein Antlitz. Strahlend blaue Augen in einem markant männlichen Gesicht. Volle Lippen, die zum Küssen geradezu einladen. Sein volles, dunkelbraunes Haar trägt er zu einem Zopf gebunden, nach hinten. Für einen Augenblick vergisst die junge Frau, dass sie sich im Hause eines Fremden befindet. Hingerissen und neugierig bewegt sie sich einige Schritte zum Tisch. „Nun, edler Herr, wie kommt es zu dieser Aktion? Woher wussten sie von diesem Gang, und wie konnten sie mir dort auflauern? Mit Verlaub, mich dürstet, wäre es möglich mir etwas Wasser zu reichen?“  Der Edelmann greift zu einer hölzernen Kelle, langt damit in ein Wasserfass, füllt den Becher mit dem erfrischenden Nass, dabei bewegt er sich geradewegs auf sie zu. Schaut mit festem Blick in die dunklen Augen der Frau. Hebt den Becher an seinen Mund, umfasst ihre Hüfte, und reicht ihr aus seinem Munde, Wasser in ihren. Man sollte meinen sie sei verärgert oder geschockt. Doch nein, wie Butter schmilzt sie in diesem Griff dahin. Nimmt den wässrigen Kuss an. Zungen spielen miteinander, ertastend, neugierig, stürmischer und stürmischer.“ Ich beobachte euch schon lange. Seid mir nicht unbekannt. Bin euer Schatten, halte schützend meine Hände über euch. Begehre euch.“
 
Er nimmt sie auf, eine Hand an ihrem Rücken, eine unter den Kniekehlen. Trägt sie weiter in den Raum hinein. Ein mit Schnitzereien verziertes riesiges Bett steht dort. Sacht legt er sie ab. Ebenso seinen schweren Umhang, Schwert und Lederweste. Selbst im Leinenhemd macht dieser Bursche noch eine gute Figur. Legt sich neben die junge Frau, den Kopf auf Ellenbogen gestützt. Jetzt macht er sich daran, die Schnüre ihres scharlachroten Kleides, oberhalb ihrer Brust, zu öffnen. Schiebt den Stoff über die Schultern. Küsst die nackte Haut bis hinauf zum Hals. Streicht durch dunkles Haar.
 
Der Duft, den er verströmt, benebelt ihr die Sinne. Macht sie an. Ihr Herz droht in der kleinen Brust zu bersten, so heiß und wild ist sie auf ihn. Lässt ihn weiter gewähren. Bis auch die letzten Hüllen fallen. Sie atmet heftig, stöhnt, als er ihr sanft am Bauchnabel saugt. Mit Küssen verwöhnt er die zarte Haut. Große, feste Hände berühren den dünnen, jedoch muskulösen Körper. Weiter und weiter hinab. Nun setzt er sich auf. Lehnt am Ende des Bettes gegen den schweren Holzrahmen. Weiße Leinenkissen im Rücken. Zieht sie auf sich, greift in das volle Haar und zieht den Kopf zurück, etwas seitlich. Beißt ihr zart in den Hals, saugt behutsam daran. Spuren bleiben trotzdem. Spielt an ihren aufgestellten, hartgewordenen Nippeln. Sie stöhnt vor Lust. Fährt mit den Fingern über zwei kleine verschnörkelte Lettern eines Brandmals. Zwei ovale kleine Narben an ihrem rechten Oberarm, kennzeichnen sie als Zeitreisende.
 
Im Kamin prasselt das Feuer, erfüllt den Raum mit Hitze. Die Luft knistert vor erotischer Spannung. Zwei Körper vereint in sanftem Licht.
 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 30.07.2011. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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Im Spannungsfeld zwischen Staatsgewalt, Dämonenmagie, kometenhaftem Aufstieg und jähem Absturz suchen zwei junge Menschen ihr wahres, innerstes Wesen zu erkennen und ihre Freiheit zu erringen. Als Leser sind alle angesprochen, die Spannung, Dramatik, Schönheit, große Gefühle und Geheimnisse von jenseits der Schwelle erleben wollen.

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