Mathias Matuschek

In Dieser Nacht!

So wie in jeder Nacht kam ich zu dir und besuchte dich spät nach acht. Du sahsest nur da bei gedämpftem Licht und beachtetest mich gar nicht. Ich fühlte mich wie ein kleiner, bedeutungsloser Wicht. Keine Regung war zu sehen in deinem Gesicht. Du warst mir gegenüber ja auch in keiner Pflicht. Trotzdem verstand ich deine Reaktion, die ohne jede Regung war, einfach nicht. Deine Blicke waren düsterer als das gedämpfte Licht. Anscheinend interessierte meine Anwesenheit dich heute nicht. Ich musste sofort aufpassen, dass in mir keine Panik ausbricht, weil es in meiner Brust plötzlich schmerzhaft sticht. Jetzt versteinerte wegen meiner Unkenntnis im Bezug auf dich auch mein Gesicht. Deine ablehnende Haltung mir gegenüber verstand ich ganz und gar nicht. Ich fühlte mich, als ob mich jemand übers Knie bricht. Ich habe das Gefühl, dass du heute Abend nur mit deinen Augen zu mir sprichst. Seltsame Blicke sah ich in deinen Augen, sie sollten mir scheinbar meine Selbstachtung rauben. Es ließ mich jedenfalls stark in diesem Glauben. Ich ließ mich aber nicht beirren und küsste dich liebevoll auf deine Stirn. Sie war ganz kalt, wie ein Gletscherspalt. Ich fühlte mich ausgesetzt in einen eisigen Winterwald. Du lockst mich doch jetzt nicht etwa in einen Hinterhalt? Nach wie vor bin ich in dich total verknallt. Daraufhin hörte ich von dir nur ein gelangweiltes säufsen. Ich wusste aber nicht, was sollte es bedeuten? Du warst scheinbar in dieser Nacht nicht an mir interessiert, aber ich höre in deiner Gegenwart immer wieder die Glocken läuten. Meine Gefühle sich doch bis jetzt immer täglich an dir erfreuten. Bis jetzt gab es doch noch nichts, was wir jemals bereuten. Ich war in der Hoffnung du wartest auf mich schon ungeduldig, aber jetzt fühle ich mich aus irgendeinem Grund nur schuldig. Immer wenn wir uns bis jetzt sahen in der Nacht, hat dein verliebtes, strahlendes Lächeln mein treues Herz zum erleuchten gebracht. Das hat vor dir noch niemand geschafft. Was ist denn bloß geschehen? Ich habe dich noch nie so versteinert gesehen. Aus welchem Grund kann ich dich heute nicht mit meinen Gefühlen erreichen? Ich möchte aber auch niemals von deiner Seite weichen. Ich stelle dir Fragen, aber du willst mir zu ihnen nichts sagen. Du antwortest mir erst gar nicht. Mich plagt schon mein Gewissen. Ich fühle mich wie in der Luft zerrissen. Ich sehe bei dir, wie sonst immer, kein Lächeln, sondern nur vorwurfsvolle Blicke. Ich glaube langsam, an ihnen ich noch ersticke. Deine Tür stand für mich doch immer offen und jetzt kann ich nur noch auf Aufklärung hoffen. Habe ich dich etwa verletzt oder hat dich gar jemand gegen mich aufgehetzt? Ich kehre in mich und denke angestrengt nach, aber ich entdecke von mir keinen Fehler. Werde ich dich jetzt etwa verlieren? Es hat jedenfalls den Anschein als würdest du dich für mich nicht mehr interessieren. Was gibt es denn zu beklagen. Du kannst mir doch auch heute und wie sonst immer, alles sagen. Eine ehrliche Beziehung besteht nun einmal auch zum größten Teil aus Antworten und Fragen. Jeder muss zur Harmonie seinen Teil beitragen. Beide dürfen sich aufreiben und dann wieder entladen. Wenn einer auf den anderen Rücksicht nimmt, kommt dabei auch keiner zu Schaden. Sei doch bitte zu mir ehrlich, ich weis, auch ich bin wahrscheinlich für dich entbehrlich. Nenn mir den Grund für dein heutiges Schweigen, oder willst du dich jetzt nach all der Zeit noch für einen anderen entscheiden? Die Anspannung, die hier in der Luft liegt kann man schon in Stücke schneiden. Du musst doch nur mit mir reden und alle Unklarheiten erlöschen im Regen. Wir dürfen uns jetzt nicht nur im Kreis bewegen. Müssen uns für unser beider Wohl auch gegenseitig pflegen. Wenn dir unsere Beziehung zu langweilig geworden ist werde ich sie für dich neu beleben. Ich kann auch noch mehr als nur reden. Wenn es dann vielleicht dein Wunsch ist werde dich auf Händen tragen und in den Himmel heben. Bloß mit mir zusammen sollst du nur noch leben. Muss ich dich heute etwa noch wiederbeleben? Mein Gewissen ist genauso sauber wie rein, also lass mich nicht wegen einer Laune allein. So ungerecht darfst du einfach nicht zu mir sein. Sage mir lieber, was frisst du da in dich hinein? Wenn es dir danach besser geht, kannst du es auch laut raus schreien. Noch nie habe ich dich bis jetzt so weit es mir bekannt ist enttäuscht, sonst hätte ich jetzt auch schon irgendetwas bereut. Habe mir auch noch nie selber Salz in die Wunde gestreut. Wie immer habe ich mich heute Nacht auf dich gefreut und du tust einfach nur total enttäuscht. Ich fühle mich schlecht dabei, wie erdolcht. Dein Verhalten kann ich heute leider nicht verstehen, du willst nicht mit mir reden und mir nur aus dem Weg gehen. Wir konnten uns doch immer alles sagen. Soll mich jetzt etwa mein Gewissen plagen? Ist das etwa dein Ziel, oder ist es für dich vielleicht auch nur ein Spiel? Ich habe kein Problem damit bei einem Spiel zu verlieren, wenn es nun das ist, kannst du es gern mit mir probieren. Aber höre verdammt bloß damit auf mich so zu irritieren. Du kannst dich wegen mir auch auf diese Art abreagieren. Ich habe heute sowieso das Gefühl nichts mehr zu kapieren. Soll ich deinen Zorn äußerlich spüren oder willst du mich damit innerlich berühren? Wenn ich mich frage warum du so zu mir bist, stehe ich jedenfalls vor verschlossenen Türen und du lässt mich nicht einmal die Klinke berühren. Egal was ich mache, oder zu dir sage, es hat den Anschein als würde es dich nicht interessieren. Ich kann dein Schweigen heute einfach nicht verstehen, es sollte doch niemals etwas zwischen uns stehen. Willst du wirklich, dass wir nun getrennte Wege gehen? Ich kann dein Verhalten einfach nicht ignorieren. Erfüllt habe ich dir doch immer deine wildesten Ideen. Du hast sie dir gewünscht und ich ließ es geschehen. Noch nie zuvor habe ich dich so stur gesehen. Denke doch bitte einmal genau nach, denn das mit dir macht mich heute nicht gerade besonders scharf. So einen Abtörner hatte ich noch nie, mir zittert es schon ein wenig im Knie. Du bist auch nicht immer nur lieb und brav. Wir sitzen hier beide noch die ganze Nacht und keiner von uns bekommt seinen Schlaf. Es ist auch für mich echt kein Vergnügen, ich dachte noch nie und nicht ein einziges Mal darüber nach dich zu betrügen. Ich verbreitete doch auch noch nie in meinem Leben irgendwelche Lügen. War ich vielleicht auch einmal zu dir zu grob? Du hast doch immer zu mir gesagt: “Mache einen guten, harten Job und verdrehe mir dabei den Kopf.“ Nein, nein, ich glaube, das kann es wohl auch nicht sein. Nur wegen dir ziehe ich mir jetzt ein schlechtes Gewissen rein. Ich kann dich fragen was ich will und du bist die ganze Zeit nur still. Ewiges Schweigen bringt dich auch nicht weiter. Bevor du mir nicht dein Problem beschreibst oder mir nicht etwas unter die Nase reibst, gehe ich heute auch nicht Heim. Dann quäle ich zur Abwechselung mal deine Psyche und bin zu dir gemein. Zu gern möchte ich doch des Problems Lösung sein. Mit dieser Ungewissheit lässt du mich jedenfalls nicht allein. Das würde ich dir dann nicht verzeihen. Du hast das Problem und ich weis, ich werde die Lösung sein. Ich war zwar auch noch nie perfekt, aber wie das Leben läuft, habe ich schon lange gecheckt. Es gibt nun einmal Höhen und es gibt Tiefen, die wir aber beide wohl schon gemeinsam mehr als einmal durchliefen. Geht es dir heute vielleicht auch nur nicht besonders gut, oder warum verlässt dich plötzlich dein Mut? Du hast mir immer so imponiert und von deiner Offenheit war ich völlig fasziniert. Zusammen haben wir so oft viele, neue Sachen ausprobiert. Wir haben doch immer etwas gewagt und riskiert. Niemals haben wir uns für etwas geniert. Es war uns immer egal, auch haben wir uns blamiert. Doch jetzt erscheinst du mir völlig fremd und auch frustriert. Was ist bloß über Nacht mit dir passiert? Einige Sachen habe ich an dir bis jetzt noch nicht kapiert, aber ich habe dich auch noch nicht komplett studiert. Du bist einfach nur die, die ich will und deshalb bin ich jetzt auch noch lange nicht still. Ich lass mich nicht so einfach von dir abweisen, denn vor uns liegen noch viele gemeinsame Reisen. Auch werden die Wege sich vor uns oft vereisen und die Gegner uns einkreisen. Wir müssen doch aber zusammenhalten, weil sonst unsere liebenden Herzen einsam erkalten. Unser Leben wollten wir doch als gemeinsames Paar gestalten und zu zweit veralten. Also ich bin jedenfalls bereit mein Versprechen zu halten. Dafür würde ich mit dir auch alle Hebel schalten und zu zweit walten. Dann können wir später auch sagen: “Das Leben gehört den Alten.“ Höre jetzt bitte nicht auf an mich zu glauben, ich werde dich nie benutzen und ich werde dich niemals deiner Liebe berauben. Wir haben doch beide einen starken Glauben.

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