Janett Zimmermann

Silver - if you carry me on your wings... (Kapitel2)

   Zwei   


Was, wenn ich dir sage, dass es alles vorherbestimmt ist?
      Würdest du mir glauben, würdest du zustimmen?
    Es ist fast wie das Gefühl als hätten wir uns schonmal getroffen
Also sag' mir, dass du nicht denkst, dass ich verrückt bin, wenn ich dir sage, dass deine Liebe hier und jetzt ist*

*Leona Lewis - A Moment like This


 

 

"Dean.", wiederhole ich in meinen Fingerspitzen beginnt es zu Kribbeln. Ein wildfremder Typ steht in unserer Küche und kocht für mich. Eigentlich sollte ich ihn rauswerfen. Wenn meine Mutter das wüsste würde sie völlig austicken. Ich lehne mich an die Kücheninsel und sehe ihm schweigend zu wie er schneidet, schält und eine Pfanne heiß werden lässt. Seine Hände arbeiten routiniert und ich frage mich ob er wohl ein guter Koch ist.
In der Pfanne brutzelt es und beginnt köstlich zu duften. Er setzt Nudelwasser auf und als das schließlich kocht und er die Nudeln hinein gegeben hat, wendet er sich zu mir und mustert mich von oben bis unten. "Sicher das es dir gut geht?", widerholte er diese eine bestimmte Frage. "Ja warum?" Allmälich macht es mir Angst immerhin muss es ja einen Grund geben weshalb er danach fragt. "Nur so..", murmelt er und wendet sich wieder dem Essen zu. "Hör mal...",sage ich fasse nach seiner Schulter und breche den Satz ab. Stromschläge durchzucken meinen Arm. Ich halte mir das Handgelenk und weiche zurück.
"Ich wollte das nicht ich... ich meine es ist ein Reflex...",hilflos bricht er ab und lässt den Kopf sinken. Wortlos starre ich ihn an und glaube für einen kleinen Moment buntes Schimmern in seinen Augen erkennen zu können. Abropo, welche Farbe hatten seine Augen eigentlich? Als würde ich plötzlich von einem starken Magneten angezogen nähere ich mich ihm wieder. Und kurz bevor ich tief in seine Augen sehen kann dreht er sich um schaltet den Herd ab und entzieht sich meiner Nähe. Sein Gesicht ist verschlossen reglos, und er sieht mich nicht an. "Vielleicht ist es besser wenn ich jetzt gehe.", sagt er dreht sich um und verschwindet einfach ohne meine Antwort abzuwarten. Mein Verstand verweigert mir den Dienst und kann die Situation einfach nicht aufklären. Was zum Geier hatte er denn für ein Problem, marschiert einfach in unser Haus ohne zu fragen, behauptet aus einem anderen Land zu kommen und stellt sich als wäre es selbstverständlich in unsere Küche um für mich zu kochen. Und dann haut er plötzlich ohne jede Erklärung wieder ab. Je mehr ich darüber nachdenke desto unheimlicher wird die Sache für mich. Ich muss mich unbedingt ablenken also gehe ich in den Flur und greife nach dem Telefon um Cathy anzurufen. Cathy ist meine beste Freundin wir kennen uns seid dem Kindergarten. Es klingelt und ich tippel ungeduldig mit den Fingern auf der Marmoroberfläche des Tresens der sich im Flur befindet. "Hallo?", fragt Cathy und es schnarrt im Hintergrund. "Was treibst du denn da?" , will ich wissen und nehme auf dem Hocker platz. "Ah Hope du bist es, ich bastel etwas für Timothy er darf vorerst wieder nach hause. Magst du vorbeikommen und mir helfen?" In ihrer Stimme kann ich deutlich heraushören das sie allein etwas überfordert ist. Wenn es um filigrane Dinge ging hatte Cathy zwei linke Hände und sie wusste ganau das sie auf mich zählen konnte. "Na wenn es sein muss, in zehn Minuten bin ich da.", sage ich und lege auf. Seufzend pfeife ich nach Sunny um sie aus dem Garten zu holen. Anschließend erklimme ich die hölzernenen Stufen ins Obergeschoss um mich umzuziehen. Ich schiebe meine Zimmertür auf und erinnere mich leider daran das ich eigentlich aufräumen sollte und davon abgesehen ja ausserdem noch den Rasen mähen soll. Ich weiß das es Ärger geben würde wenn ich es nicht tat andererseits hab ich auch wirklich keine Lust darauf. Die Türen des alten antiken Kleiderschranks meiner Großmutter stehen sperrangelweit offen. Also zucke ich mit den Schultern und ziehe ein paar Sportklamotten heraus. Nachdem ich mich angezogen habe binde ich mein welliges schwarzes dickes Haar zu einem Dutt und stürme hinaus.
Cathy wohnt nicht weit von mir, ich würde sagen fünf Minuten zu Fuß den Hügel hinauf. In einer weißen billig Bauweise möchtegern Villa mit englischem Rasen im Vorgarten der möchtegern extra eingeflogen wurde. (Ihre Eltern sind ein wenig exzentrisch und reden zuviel.) Ich durchquee das miniatur dunkelbraune Gartentor und gehe den schmalen Weg aus Granitsteinen entlang als Cathy auch schon die Tür aufreißt. "Na endlich, du warst aber auch schonmal schneller, ich verzweifle an dem Bausatz." Sie lässt den Kopf und die Schultern symbolisch extra tief hängen und macht einen Schritt beiseite um mich einzulassen. "Was denn für einen Bausatz?", frage ich und steuere instiktief die Küche an. "Ein Vogelhäuschen, irgendwie bekomm ich das nicht gebacken.", ein Unterton schwinngt in ihrer Stimme mit und ich weiß das sie schon aufgegeben hat. "Na zeig mal her wir kriegen das schon zusammengebastelt.", sage ich und lasse mich an dem altmodischen nussbraunen Küchentisch nieder. Auf dem sind verschiedene Holzscheiben, Schräubchen, Nägel, Eisstiele, Leim und ein seltsam aussehendes Gebilde verteilt. Wahrscheinlich war das Cathys kläglicher Versuch es allein zu schaffen. Ich nehme mir die Anleitung und stelle fest das es ganz einfach ist wenn man die einzelnen Schritte Befolgt. Den Bauplan hatte sie sich aus dem Internet geholt. "Sag mal hast du dir das hier eigentlich auch mal genauer angesehen? Du hast genau falsch angefangen.", sage ich und deute auf ihr Pseudovogelhäuschen. Sie zieht die blonden Augenbrauen zusammen und kräuselt den Mund. Das reicht mir um zu wissen das sie das nicht getan hat. "Also ich glaube du würdest nicht mal ein billy Regal eines gewissen schwedischen Möbelhauses zusammen bauen können." Und kneife ihr dabei freundschaftlich in den Arm als sie sich herüberbeugt.
Nachdem ich ihren Versuch wieder demontiert hatte und ungefair eine Stunde lang geschraubt geklebt und gesteckt hatte, hatte ich ein ansehnliches Vogelhäuschen zustande gebracht. Nicht perfekt aber es erfüllte durchaus seinen Zweck. "Du hast doch nichts dagegen ... wenn.", beginnt sie. "Du behauptest das dus alleine gebaut hast.", beende ich ihren Satz und sie nickt schuldbewusst. "Ja klar kein Thema aber Timothy wird es merken." "Wir werden sehen.", erwidert sie und kneift mich nun ebenfalls in den Arm. Sie geht nach draußen hinter das Haus um es im Garten aufzustellen. Ich schäle mich in der Zwischenzeit aus meiner Sportjacke und sammle die Sachen zusammen mit der wir den Küchentisch verwüstet haben. Cathy kommt aus dem Garten als sich Zeitgleich die Haustür öffnet und Timothy hineinstürmt. Timothy , Cathys jüngerer Bruder ist Autist mit einem fotografischen Gedächnis. Er ist sechs Jahre alt und spielt Klavier wie ein Erwachsener. Allerdings kann er andere normale Dinge nicht erfassen, er kann sich nicht lang allein beschäftigen, ist launisch und anstrengend. Und sprachlich scheint er manchmal völlig normal und dann gibt es Tage an denen er auf den Stand eines drei bis vier Jährigen zurückfällt. Mit rechnen  verhält es sich ähnlich. Große Zahlen kann er erfassen und im Kopf ausrechnen aber simple einfache Aufgaben sind für ihn manchmal unlösbar. Er kommt in die Küche gestürmt und ruft: "Wo ist sie?" Als er schon wieder durchs Wohnzimmer spurtet und durch die Terrassentür in den Garten rennt. Seine blaue Lazhose ist an den Knien bereits durchgewätzt. Ich gehe ihm nach und beobachte durchs Wohnzimmerfenster ihn und Cathy. Seine blonden Locken glänzen golden obwohl sich die Sonne hinter den schweren Wolken versteckt hält. Freudestrahlend kommt er wieder rein. "Cathy behauptet sie hat es gebaut stimmt das?" ,fragt er und seine scholaden braunen Augen fixieren mich. Ich zucke mit den Schultern. "Ja wer soll es denn sonst gewesen sein?" Ich zwinkere ihm zu. "Ich wusste es." , quietscht er und umarmt mich fest. "Ich habe nur geholfen.", beteuere ich und Timothy brummt etwas an meiner Schulter das sich nach "jaja schon klar" anhört. Schürmisch löster er sich von mir und stürmt als nächstes hinauf in sein Zimmer wo man lautstark die Tür krachen hört. Ich verharre in der Hocke und sehe Cathy zu wie sie noch etwas Vogelfutter in den dafür vorgesehenen Trog füllt. Hände abreibend kommt sie wieder hinein und ich stehe auf. "Dein Bruder ist wieder da." "Ja in ganzer Pracht." , lacht sie. "Ich wusste das er dir das nicht abkauft." "Einen Versuch war es wert Hope.",sagt sie und lässt sich auf die große weiße Ledercouch fallen als sie plötzlich wieder aufspringt. "Hope! Hast du dich etwa stechen lassen? Ohne mir etwas davon zu sagen? Mensch ich wäre doch mitgekommen.", plappert sie und ich begreife garnicht was sie überhaupt meint. "Wovon redest du ich hab mich nirgends stechen lassen ausser du meinst den Mückenstich auf meiner Wade." Cathys Gesicht versteinert. Schwungvoll streift sie ihr glattes blondes Haar von der Schulter  und packt mich am Handgelenk um mich ins Badezimmer zu zerren. "Da willst du mir sagen das ich mir das einbilde? Oder ist es ein Abziehbildchen?" Vor dem Spiegel postiert starre ich meine Schulter an. Dort war ein etwa drei Finger goßes Tattoo. Oder zumindest irgendetwas ähnliches. Ich gehe näher an den Spiegel um mich genau beäugen zu können. Bei näheren Hinsehen ist es tatsächlich mehr eine Art Abziehbildchen denn es wirkt nicht tief. "Was soll das eigentlich sein?", fragt Cathy und späht über meine andere Schulter ebenfalls in den Spiegel. "Hm, verschnörkelte Spiralen oder Ringe. Ich kanns nicht genau erkennen." "Zeig mal her." Ich drehe mich um und Cathy beäugt mich skeptisch. "Eher Ringe würde ich sagen. Wo hast du das Ding denn her?" Skebtisch sieht sie mich an und ihr Gesicht ist nach wie vor eine eingeschnappte Maske. "Ehrlich Caty ich habe keine Ahnung." Ungläubig betrachte ich es noch einmal im Spiegel. Blitzartik schießt mir Dean in den Sinn. Das is doch die Stelle an der er mich berührt hat als ich ihn das erste mal am Strand gesehen habe. Und dann war da ja noch dieser merkwürdige Stromschlag als er für mich kochen wollte. Da gab es einen Zusammenhang da war ich mir hundert Prozent sicher.  "Vieleicht hat mich ja jemand vorgestern auf der Party angemalt. Ich meine unter Alkohol entgeht einem ja vieles.", sage ich. Cathy ist aber noch nicht ganz überzeugt in ihrer Miene spiegelt sich das Für und Gegen meiner Worte. "Meist du wirklich? Also ich bezweifle das doch, aber kann auch sein das sich da jemand nur einen dummen Scherz erlaubt hat. Du solltest nur aufpassen das deine Mutter das nicht sieht. Ich meine du kannst ihr ja schlecht erklären das du auf einer Party warst auf der Alkohol ausgeschenkt wurde, das bringt und in Teufels Küche." "Cathy! Denkst du ich bin völlig bekloppt? Ist mir schon klar das es besser ist wenn sies nicht sieht. Ich werd auch erstmal wieder nachhause gehen, ich muss nämlich noch den Rasen mähen wenn ich das wieder nicht mache flippt sie eh schon aus."

Nachdem ich den Rasen gemäht hatte, verbrachte ich weitere zehn Minuten im Badezimmer um mir das seltsame Tattoo anzusehen ehe ich mir die Sportjake wieder überziehe. Sunny klopft mit dem Schwanz auf dem besch farbenen Flokati als sie mich aus dem Badezimmer kommen sieht. Ich weiß genau was sie will, Futter aber das kann meine Mutter auch noch machen wenn sie später wieder da ist. Der Tag hat mich einfach total geschafft und meine Augen sind schwer. Also gehe ich ins Bett. So bin ich wenigstens ausgeschlafen.
Ich sitze schon bei meiner zweiten Cornflakesschale als meine Mutter aus dem Schlafzimmer das gegenüber vom Flur liegt. "Guten Morgen Hope, hast du gut geschlafen? Es hat mich ja gewundert das du gestern schon im Bett warst als ich nachhause kam." "Guten Morgen Mom, ja ich war einfach müde deshalb hab ich mich eher hingelegt. Ich werd dann jetzt auch los okay?" "Sicher Schatz ich wünsch dir viel Spaß.",murmelt sie mit vollem Mund während sie die Zeitung aufschlägt und den Marmeladentoast beiseite legt. Strahlender Sonnenschein begegneit mir als ich die Haustür öffne. Natoll das ganze Wochenende beschissenes Wetter uns jetzt wo ich zur Schule muss ist es wieder schön typisch. Brummend steige ich auf meinen babyblauen metallic glänzenden Roller. Mit blubberndem Motor rausche ich Richtung Schule. Kurz bevor ich den parkplatz erreiche scheidet mich eine schwarze drekige Crossmaschine. Der Beifahrer schiebt sein Visier hoch und zeigt mir ein Peace Zeichen. Unverschämtheit. Wenn ich den zufassen kriege. Auf dem Parkplatz stelle ich meinen Roller wie immer direkt neben Cathys Jeep und klettere auf ihren Rücksitz. "Welche Laus ist dir denn über die leber gelaufen?",fragt sie während sie Carter platz macht der sich auf den Beifahrersitz fallen lässt. "Ach vorhin hat mich irgendso ein Ideot geschnitten, wenn der mich gerammt hätte, ich muss noch ne Weile mit dem Roller auskommen ehe ich ein Auto bekomme." "Der da?",fragt Carter als der Typ mit dem schwarzen Helm und seinem Beifahrer über den Parkplatz maschiert. "Ja genau der.", brumme ich undeutlich und ziehe die Füße auf den Sitz. Im selben Moment nimmt er den Helm ab und mir bleibt die Spucke weg.  Als könnte er meinen Blick auf seinem Rücken spüren dreht er sich abrupt um. Unsere Blicke treffen sich und die Zeit schein still zu stehen. Dunnelblickartig starre ich in seine Augen. Nehme nichts mehr war ausser ihm. Vorsichtig fasst in zeitlupe hebt er die Hand und ein atemberaubendes Lächeln breitet sich auf seinem Geischt aus ehe es wieder der mir schon bekannten Maske weicht. Mein Herz schlägt mir bis zum Hals meine Hände fühlen sich zittrig an und gleichzeitig kriecht die seltsame Kälte wieder meinen Rücken empor. Trockene Enge in meiner Kehle lässt mich schwer schlucken, dann dreht er sich um und der Moment endet.
 


 


 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 19.08.2011. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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