Andreas Rüdig

Die erotischen Schmucktextilien

Schmucktextilienhersteller stellen textile Erzeugnisse her. Diese Textilien wirken eigenständig als Schmuck (Borten, Fransen), verzieren andere Textilien (Stickereien, Spitzen) oder werden im Sport (Bergseile), in der Technik (Telefonkabel) oder in der Medizin (künstliche Adern) eingesetzt.

Der Begriff Schmucktextilien umfaßt vier Produktgruppen. Nämlich Stickereien, Geflechte, Posamenten und Klöppelspitzen. Diese Produktgruppen besitzen ein gemeinsames Merkmal, nämlich den schmückenden und verzierenden Charakter. Schmucktextilien werden beispielsweise zum Dekorieren von Räumen und Möbeln genutzt. Litzen, Kordeln, Borten und Quasten seien hier als Beispiele genannt. Schmucktextilien verzieren auch Bekleidungsstücke, beispielsweise Unterwäsche, Nachtwäsche und Uniformen. Diese vier Produktgruppen werden mit vier grundsätzlich verschiedenen Technologien hergestellt. Die meisten Unternehmen haben sich auf eine dieser Produktgruppen spezialisiert. Daher erfolgt die Ausbildung auch schwerpunktmäßig in einer dieser Technologien. Die Ausbildung läßt sich aber trotzdem auf einen gemeinsamen Nenner bringen. Schmucktextilienhersteller bedienen, warten und reinigen die Maschinen und Aggregate in ihrem Arbeitsbereich. Sie stellen die Maschinen ein. Sie überwachen die Fertigungsprozesse und prüfen die Qualität der hergestellten Waren.

Nach der Ausbildung können sich die Schmucktextilienhersteller auf die Aufgabenbereiche Posamente, Flechtwaren, Maschinenklöppelspitzen oder Maschinenstickereien spezialisieren. Innerhalb dieser Produktgruppen ist eine weitere Spezialisierung auf bestimmte Arbeitsprozesse, Produkte oder Maschinen möglich. In der Posamentenherstellung stellen sie Bänder, Gimpen, Litzen, Kordeln, dekorative Seile oder Textilschmuck an. In der Flechtwarenherstellung fertigen sie Bergseile, geflochtene Borten oder Spitzen an. In der Klöppelei stellen sie Spitzenborten, Spitzendeckchen oder Spitzenstoffe her. In der Maschinenstickerei können sie sich um die Arbeit mit Handstickmaschinen, Kleinstick- oder Großstickmaschinen kümmern.

Den Beruf des Schmucktextilienherstellers gibt es in dieser Form erst seit 1981. Davor gab es die eigenständigen Berufe Posamentierer, Flechter, Sticker und Klöpper.. „Bereits bei den Sumerern, Ägyptern und Medern hatte das Posamentenhandwerk eine Hochblüte. Über handeltreibende Phönizier kam das Handwerk nach Europa, wo es in Deutschland durch die Klöster gefördert wurde. Im 13. Jahrhundert entstanden Zünfte und Innungen, die diese Techniken lehrten und durch Wandergesellen verbreiteten. Anfang des 19. Jahrhunderts begann die maschinelle Fertigung von Spitzen. 1887 wurde die Häkelgalonmaschine erfunden, mit der man eine schier unerschöpfliche Vielfalt an Musterungen erreichen konnte. Trotz der maschinellen Fortschreibung ist die Posamentenherstellung bis zum heutigen Tage eine überwiegend manuelle Tätigkeit geblieben. Auch das Flechten geht bis in die Antike zurück. Man flocht früher mit der Hand Schnüre und Seile aus mindestens 3 Fadenbündeln, bei einer größeren Fadenzahl bediente man sich einer technischen Hilfe, des sogenannten `Flechtbrettchens´. Bereits 1748 erfand ein Engländer die erste Flechtmaschine. Sie diente zur Herstellung von Schnüren und wurde von Hand angetrieben. Die heutigen Maschinen werden maschinell angetrieben, elektronisch überwacht und haben elektronisch gesteuerte Mustermöglichkeiten. Es werden überwiegend Geflechte für den industriellen Einsatz hergestellt (z. B. Isolier- und Druckschläuche für Bremszylinder, Rettungsleinen), aber auch für die Bekleidung (Gürtelware, Hutlitzen, Trageschlaufen). Auch neue Anwendungsmöglichkeiten werden immer wieder erschlossen. Das Herstellen von Klöppelspitzen hat ebenfalls eine lange Tradition. Sowohl in Italien als auch am französischen Hof wurden seit dem Mittelalter im großen Umfang Klöppelspitzen manuell hergestellt. Der Schwerpunkt der Klöppelerzeugung liegt heute in Deutschland im Erzgebirge und im östlichen Bayern. Erst 1881 wurde eine vielversprechende Erfindung gemacht, die stetig weiterentwickelt wurde. Heute gibt es in diesem Bereich elektronische Mustervorlagen. Die Stickerei besitzt eine jahrtausendealte Tradition und wurde in unterschiedlichen Epochen angewendet. Das Sticken ist ein Veredelungsvorgang mit starker optischer Wirkung durch Motive und Farben. Stickereierzeugnisse kommen heute bei modischer Bekleidung zum Einsatz, während sie früher eher einen folkloristischen und sakralen Charakter hatten. Der Trend geht zu exklusiven Namenszügen und markenrechtlich geschützten Firmenmotiven auf der Bekleidung. Beginnend bei der Haus-, Bett und Tischwäsche bis hin zu Wohnraumausstattungen reicht die Stickereipalette,“ berichtet BerufeNet, die berufskundliche Internet-Datenbank.


Von dem textilen Schmuck
ich mich niemals gerne druck
nein: „drück“ ich muß hier wohl sagen
wie kann es dieser Fehler wagen
sich bei mir einzuschleichen?
Er soll ganz schnell entweichen!

Eine Rose aus der Seide
darum ich jede Frau beneide
Tagen Herren Ordensbänder,
sind dies Ruhmesspender
Fransen gehören nicht nur Hose
man gewinnt sie nicht durch Lose
Hosen brauchen keine Löcher
das sage ich noch und nöcher!


(Notiz in einem Modefachblatt)

Textile Mode darf nicht verlorengehen. „Sie sieht hübsch aus. Sie ziert die Bekleidung einer jeden Frau. Sie zeigt deren Modebewußtsein. Und sie zeigt, daß die Frau Geschmack hat,“ berichtet Xaver Urban; er ist Präsident des Verbandes erotischer Bekleidung. „Wir brauchen wieder diese Ausbildung. Die Produktionsmechaniker sind doch viel zu sehr auf die technisch-maschinelle Seite konzentriert. Vom Schmuck und Design haben diese Leute heute keine Ahnung mehr. Wir fordern die Rückkehr zu dem leider abgeschafften Beruf.“

Um ihrer Forderung Nachdruck zu verschaffen, veranstaltet der Verband eine große Modenschau, in der erotische Bekleidung, die mit Schmucktextilien verschönert ist, gezeigt wird.

„Hier sehen wir das Modell Manuela. Es zeigt ein Damen-Unterhöschen, bei dem eine Schmucktextilie zeigt, wo die Scheide der Trägerin zu finden ist. Das herrliche, nein, äh, Entschuldigung, ich wollte sagen, das männliche Gegenstück sehen Sie hier. Es heißt Manuel. Sehen Sie den länglichen Schlauch hier? Das ist nicht nur der Peniswärmer. Der Schlauch kann auch im Bedarfsfalle als Kondom benutzt werden, sehr unzuverlässig zwar, weil durchlässig, aber immer noch besser als gar kein Schutz, nicht wahr?

Hier sehen wir Michaela. Sie trägt einen ganz besonderen Büstenhalter. Wie Sie sicher wissen, gibt es Herren, die möchten beim Liebesspiel – dem Kleinkinde gleich – an einem weiblichen Busen saugen. Manchmal sind die Herren dann so schnell und heftig in ihrem Verlangen, daß die Damen ihres Herzens denn Büstenhalter nicht rechtzeitig ausgezogen bekommen. Was also tun? Schauen Sie sich bitte die Spitze des Büstenhalters an. Dort gibt es Kapseln. Sie sind mit verschiedenen Geschmacksstoffen, beispielsweise Pfefferminz, Kokosnuß, Apfelsine und Zitrone gefüllt. Die Kapseln sind in einem hygienischen Stoffballen eingehüllt. Nuckelt der trägerinnenbegeisterte Herr daran, ist seinen Gelüsten genüge getan. Und die begehrte Dame kann sicher sein, daß alles sauber und körperfreundlich ist.

An dieser Stelle fehlt leider etwas für den gepflegten Herren. Selbst übergewichtige Herren mit fettleibiger Brustentwicklung scheuen sich, dekorative Brustbekleidung anzulegen. Wir warten noch auf den Modeschöpfer, der sich an ein marktgängiges und verkaufsfähiges Exemplar herantraut.

„Für mich gibt es einen handfesten Grund zum Klagen,“ berichtet Xaver Urban. „Es gibt immer weniger Fachleute, die in der Lage sind, eine solche Bekleidung herzustellen. Unsere Kollektion ist wesentlich größer; Sie haben hier nur einige wenige Beispiele zu sehen bekommen. Meine Frau hat die Schmucktextilien alle in mühevoller Handarbeit herstellen müssen. Sie wird es nicht schaffen, damit in Serienproduktion zu gehen. Wir suchen jetzt jemanden, der damit in Serienproduktion gehen kann.“

(zwei Tage später kommt ein Brief mit der Post)

Sehr geehrter Xaver Urban,

mit Interesse lasen wir den Artikel über Sie in dem Mode-Fachblatt. Wir möchten Sie freundlich darüber in Kenntnis setzen, daß wir der führende nationale Produktionsbetrieb für modisch aktuelle erotische Bekleidung und deren Accessoires sind.

Sie suchen Strapse, Tangas und Herrenunterhosen? Sie suchen Reizwäsche aus Leder? Da sind Sie bei uns richtig. Was wir bislang noch nicht bieten konnten, sind dazu passende Schmucktextilien. Sind Sie an einer Zusammenarbeit mit uns interessiert?

So nebenbei bemerkt, eh, ich`s vergesse: Haben Sie eine Idee, wie man Peitschen mit geflochtenem Seil, seidene Hodenwärmer und baumwollenes Fesselspielzeug verschönern kann?

Mit erwartungsgespannten Grüßen

Ihr

Immanuel


Seit diesen Tagen ist unsere Stadt ein Zentrum der Textilverschönerungsindustrie.

Vorheriger TitelNächster Titel
 

Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Andreas Rüdig).
Der Beitrag wurde von Andreas Rüdig auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 26.08.2011. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

Der Autor:

  Andreas Rüdig als Lieblingsautor markieren

Bücher unserer Autoren:

cover

Gedichte der Liebe. Geliebt und gehaßt von Barbara Priolo



Von Liebe und Verletzlichkeit sprechen die Gedichte Barbara Priolos in immer neuen,überraschenden Variationen. Sie benennen die Süße erwachender Zuneigung, die Inbrunst fraulichen Verlangens nach Zärtlichkeit, und sie wissen zugleich von herber Enttäuschung, von Trennung und Leid des Abgewiesenwerdens. Deswegen aufhören zu lieben wäre wie aufhören zu leben. ** Das Schönste ist,was man liebt **, bekennt die griechische Lyrikerin Sappho auf Lesbos. Diese Einsicht-aus beselingender und schmerzlicher Erfahrung wachsend-ist Ausgangspunkt der sapphischen Dichtungen.

Möchtest Du Dein eigenes Buch hier vorstellen?
Weitere Infos!

Leserkommentare (0)


Deine Meinung:

Deine Meinung ist uns und den Autoren wichtig!
Diese sollte jedoch sachlich sein und nicht die Autoren persönlich beleidigen. Wir behalten uns das Recht vor diese Einträge zu löschen!

Dein Kommentar erscheint öffentlich auf der Homepage - Für private Kommentare sende eine Mail an den Autoren!

Navigation

Vorheriger Titel Nächster Titel

Beschwerde an die Redaktion

Autor: Änderungen kannst Du im Mitgliedsbereich vornehmen!

Mehr aus der Kategorie "Sonstige" (Kurzgeschichten)

Weitere Beiträge von Andreas Rüdig

Hat Dir dieser Beitrag gefallen?
Dann schau Dir doch mal diese Vorschläge an:

Cross Dressing von Andreas Rüdig (Sonstige)
Smarty von Karl-Heinz Fricke (Sonstige)
Meine Bergmannsjahre (achter Teil) von Karl-Heinz Fricke (Autobiografisches)

Diesen Beitrag empfehlen:

Mit eigenem Mail-Programm empfehlen