Andreas Rüdig

Sexismus

Sexismus meint die soziale Konstruktion von sexuellen Unterschieden zwischen Menschen sowie die daraus abgeleiteten Normen und Handlungsweisen.Der Sexismus unterteilt alle Menschen lediglich anhand ihrer biologischen Geschlechtsmerkmale. Er unterstellt ihnen damit eine grundlegende Unterschiedlichkeit. Und weist ihnen so unterschiedliche Rechte und Pflichten zu.



Im Kampf der Geschlechter
ist er der Sittenwächter
Mein Mann ist der König aller Frauen
sie wollen zu ihm aufschauen
Mein Mann ist zwar nicht schlecht
doch führt er den Titel zu Recht
Er meidet alle Küchen
und flieht vor den Gerüchten
er bringt den Abfall nicht heraus
das wäre ihm ein Graus
Putzen, schrubben, waschen,
das ist was für Weiber-Flaschen!
Doch auch Auto, Sport und Garten
müssen lange auf ihn waren
ich bin der Herr im Haus
heißt sein Ohrenschmaus!
Wenn er im Sessel thront
hat sich der Tag für ihn gelohnt
er gehört dann zu den Männerluschen
die nie mehr kommen in die Puschen


Die Herrschaft der Weiber. Sie ist fester Bestandteil unseres Gesellschaftlichen Lebens. Es gibt kaum noch ein Wirtschaftsunternehmen, das keine Chefin, und keine weltliche Behörde, die keine Behördenleiterin hat. Selbst in der Politik haben die Weiber die Überhand gewonnen. Es gibt kaum noch Politiker, dafür aber jede Menge Ministerinnen und Ministerinnenpräsidentinnen.

Bei uns in der Kirche des Gelobten Vaters ist das anders. Bei uns dürfen nur Männer Mitglied werden. Wir sind anders als die alten Griechen, Römer und Germanen. Wir beten keine Göttinnen an, die lediglich unserer Phantasie entsprungen sind. Unser Götter sind ganze Kerle und das nicht nur dank Schappi, um mir diesen Werbespruch zu erlauben.

Sehen Sie Merced da drüben. Er ist der Gott des Autos und des Automobilrennsports. Seine Hände sind große Pranken und doch zu filigraner Arbeit fähig. Sein rechter Fuß ist kräftiger ausgeprägt als der linke. Was natürlich am ständigen Bremsen und Beschleunigen liegt.

Der Gott drüben mit den wibbeligen, unruhigen Beinen ist Stanley. Würde er in einer weltlichen Liga mitspielen, wäre er der Torschützenkönig per excellence. Dribbelstark, unermüdlich laufend, kopfballsicher und unverletzlich ist er. Stanley wäre die Freude eines Trainers und ein Gewinn für jede Mannschaft.

Dies sind nur zwei Beispiele aus unserem Pantheon. Beten wir unsere Götter an, ist weiberfreie Zeit angesagt. Die Fußballfraktion trifft sich jeden Samstagnachmittag bis zum späten Nachmittag zum Gottesdienst. Ist Liga oder Pokal, werden die tagesaktuellen Spiele angeschaut, besprochen und auf Video dokumentiert.
Ist spielfreie Zeit, wird sportwissenschaftlich gearbeitet. Wir besorgen uns Spielerautogramme, Fanzeitschriften, Bücher, Unterlagen der Vereine und Verbände; Theo und Willi sind extrem. Sie sammeln alle Zeitungsartikel, die es über ihren Lieblingsverein gibt.

Sehen Sie den „Goldenen Förderturm“ da drüben? Dort treffen sich sich die Jünger des Skatblattes und fröhnen St. Alfred. Unser Mitbruder Alfred Müller-Schmidt ist nicht nur von Geburt an Mitglied unserer Kirche. Er ist auch ein talentierter Skat-Spieler; er hat es doch tatsächlich geschafft, mehrfach Deutscher, Europa- und Weltmeister in seiner Sportart zu werden. Er ist auch einer der wenigen Leistungssportler, die hauptberuflich und finanziell abgesichert von ihrem Sport leben konnte. Als er in Rente gegangen ist, haben wir ihn in den Rang eines Gottes erhoben. Einen würdigen Nachfolger hat er noch nicht gefunden.

Das Gebäude würde wie eine Autoreparaturwerkstatt aussehen, behaupten Sie? Das behaupten aber auch nur Sie! Das ist der Eingangsbereich für unser Forschungsgebäude; wir nutzen ihn auch als Ausstellungsfläche für unser Museum. Jetzt würden Sie gerne wissen, was wir hier erforschen, nicht wahr? Die automobile Fortbewegung ist Männersache. Frauen können keine Autos reparieren, geschweige denn sie lenken und fahren. Das Autos ist eines der letzten uns Männer verbliebenen Vorrechte. Uns obliegt es, uns um die Familienkutschen zu kümmern.

Wir forschen und lehren in zweierlei Richtung.

Wie können wir Männer das Auto anbeten? Wie können wir dem Automobil die ihm zustehende Bedeutung zumessen? Wie kann der Kultstatus ausgebaut und erweitert werden? Ist das Fahrrad auch ein des Mannes würdiges Fortbewegungsmittel? Die Themen „Autopräsentation“ und „Autorennen“ sind bereits erledigt.

Unter betriebswirtschaftlichen, veranstaltungskaufmännischen und geschichtswissenschaftlichen Gesichtspunkten wurde bereits alles dazu gesagt. Unsere Kirche veröffentlicht derzeit Publikationen, die sich rein mit der Anbetung des Autos beschäftigen.

Wenn ich hier den Begriff „Auto“ verwende, sind damit nicht nur die Automobile gemeint. Auch Motorräder, Mofas, Busse und Lastkraftwagen fallen darunter.

Unser zweiter Forschungsbereich? Bei ihm geht es um ganz praktische Fragen. Wie hege und pflege ich mein Gefährt? Wie sehen alternative Antriebstechniken aus? Hier geht es aber nicht nur um technische Fragen. Auch verkehrspolitische und touristische Fragen kommen hinzu. Wir wollen ja schließlich auch mal Ausflüge unternehmen.



Männer sind beschissen
„Warum?“ wollen Sie wissen?
Wir Frauen sind nicht nur kesser,
sondern auch in vielem besser
Fenster putzen
Küche nutzen
Wohnzimmer saugen
hantieren mit Laugen
die Kirche des gelobten Vater
entstammt des Suffes Kater
wir wollen sie bekämpfen
mit unseren beglückenden Dämpfen
sie sollen dem Glauben abschwören
ganz zu unserer Fuchtel gehören!

Wir haben die Kampfansage der Weiber gehört! Wir werden uns nicht bieten lassen! Notfalls gehen wir in den Untergrund.

(Zeitungsartikel, 200 Jahre später)

Forscherinnen haben in den nordtimbuktinischen Bergen eine erstaunliche Entdeckung gemacht. Auf einer geologischen Expedition fanden sie dort menschenähnliche Wesen, die der früheren Menschengattung „Mann“ eindeutig zuzuordnen waren. Wie sich durch langwierige Forschungen herausstellte, hatten sie die Vorfahren dieser Gruppe schon vor Jahrhunderten in das Höhlensystem zurückgezogen. Offenbar hatten sich die Männer hier vor der fortschreitenden Matriarchalisierung der Gesellschaft verbergen wollen.

Die vollständige Isolierung führte zur Entstehung einer neuen Kultur – Sprache, Schrift, Bekleidungsmode, Unterhaltung – alles ist neu. Aber auch biologisch veränderten sich die Männer innerhalb kürzester Zeit. Ihre Augen wurden schärfer, ihr Geruchssinn ist ausgeprägter. Die Ernährung wurde auf unterirdische Tiere und Pflanzen umgestellt. Anscheinend gab es Männer unter den ersten Höhlensiedlern, die einen hohen weiblichen Hormonspiegel aufwiesen. Äußerlich habe man wohl nichts gesehen – sie hatten genauso Penis, Hoden und Bartwuchs wie alle anderen Männer auch. Die die Natur bewahrte die Gruppe vor dem Aussterben. Je mehr Männer mit dem hohen weiblichen Hormonanteil onanierten und masturbierten, desto schneller veränderte sich ihr Körper.

So entstand so eine Art Rücksaugsystem mit Auffangbecken, in dem nicht gespritzter Samen mit zur nächsten Ejakulation aufbewahrt werden könnte. Hier kam es wohl zur ersten Selbstbefruchtung. Ausgetragen wurden die Babys in den Bierbäuchen – das Fettgewebe muß wohl sehr nährstoffreich gewesen sein. Die Kinder überlebten jedenfalls genetisch leicht verändert und wurden so Vorläufer einer neuen Gattung sich selbst befruchtender Männer.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 06.09.2011. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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Als junges Mädchen erfand ich schon lustige Geschichten, die ich meiner Nichte erzählte. Meine Dichterei geriet in Vergessenheit, erst meine Kinder Walter und Beatrix gaben mir, durch ihren herzigen Kindermund die Idee wieder zu schreiben.
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