Andreas Dany

Die kleine Fee 2 (Ein wunderbares Zuhause)

Ein wunderbares Zuhause

Es dauerte noch eine weitere Viertelstunde bis der kleine Zwerg ganz aus dem Boden herausgewachsen war. Die kleine Fee sah ihm dabei sehr interessiert zu und lauschte dem nicht enden wollenden Geplapper des kleinen Kerls. Kaum waren die Füße des Zwergen aus dem Waldboden gewachsen, praktischerweise gleich mit zwei niedlichen grünen Stiefeln bestückt, lief er auch schon aufgeregt hin und her.

„Wo willst du denn unser neues Zuhause bauen? Hier an dem Bach, oder lieber dort bei dem Hügel oder aber…“, während er ohne Punkt und Komma redete trat er immer wieder heftig auf den Waldboden, als wolle er den Untergrund prüfen. „ Ich glaube, wir bauen uns erst einmal aus Zweigen einen Unterschlupf für die Nacht, ich schlafe jetzt ja schon seit Tagen auf dem nackten Waldboden und gemeinsam könnten wir uns bis zum Dunkelwerden einen notdürftigen Wetterschutz bauen“, sagte die kleine Fee in der Hoffnung, der kleine Kerl würde ihr etwas zur Hand gehen. Natürlich wäre es für sie ein Leichtes gewesen, etwas Feenstaub aus ihrem  Beutel zu nehmen um sich blitzschnell eine kleine Hütte auf die Waldlichtung zu stellen, aber natürlich war es ihr nicht erlaubt für sich selbst Wunder zu wirken.

„Papperlapapp! Einen Unterschlupf, ein kleines Feenhaus bauen wir, so wie es sich gehört! Mit allem Pa Pi Pö!“, polterte der kleine Zwerg laut los. „Meinst du vielleicht: „ mit allem Pi Pa Po“ -  also „ „mit allem was dazugehört?““, fragte die kleine Fee vorsichtig nach. „Na klar, mit Po und Pa und Pumderassassa!“, schnatterte der kleine grüne Zwerg. „Aber dafür brauchen wir doch ewig, ich darf doch den Feenstaub nicht benutzen. Bestimmt wird es heute Nacht wieder kalt!“, sagte die Fee leise und traurig. Jetzt hatte sie ein wenig Angst, dass der kleine grüne Zwerg zu der Sorte gehörte, die immer große Pläne machen, aber nichts fertig bekommen.

„Ewig, ewig, wer sagt denn so was? Das geht doch schneller als Haare waschen! Lass mich mal machen. Wo soll unser Haus denn nun stehen?“ Nun wurde die kleine Fee neugierig. Sie suchte die Umgebung mit ihren Augen ab und kam zu dem Schluss: „Da, in der Mitte der Lichtung, das ist ein schöner Platz. Dort kommt ganz viel Sonne hin, wenn man sich irgendwann einmal eine Veranda an die Hütte baut. Zum Wasser ist es auch nicht weit und die Bäume schützen uns vor Sturm und Wind.“

„Wir bauen ein Haus in der Mitte vom Wald
Das Haus soll uns schützen sonst wird uns ganz kalt
Ich spuck in die Hände und lege jetzt los
Dann ist es bald fertig, nicht zu klein nicht zu groß“

Kaum hatte der kleine Kerl seinen Reim aufgesagt, spuckte er auch schon in seine Hände, fasste seinen kleinen grünen Spaten fest mit beiden Händen und buddelte in Windeseile eine riesengroße Grube aus. Dabei bewegte er seinen kleinen Spaten so schnell, dass man die einzelnen Bewegungen gar nicht mit den Augen verfolgen konnte. Man sah nur einen wirbelnden grünen Schatten und in weniger als einer Minute war die Grube fertig.

„Was war das denn?“, die kleine Fee hatte vor Staunen ihren Mund halb offen. So etwas hatte sie noch nie gesehen. „ Wieso?“, fragte der kleine grüne Zwerg, der offensichtlich noch nicht einmal außer Atem war: „Das ist doch ganz normales Zwergen- Eiltempo. Da bin ich ja mal gespannt was du zu der Arbeit der Anderen sagst!“, fügte er mit einem verschmitzten Lächeln hinzu.

„Zur Arbeit von welchen Anderen, wir beide sind doch ganz alleine hier im Wald!“, die kleine Fee war sehr erstaunt. Aber der kleine grüne Zwerg löste das Rätsel sofort auf: „Also, wenn ein Helferzwerg von einer Fee herbeigeweint wird, dann darf dieser Helferzwerg, in diesem Fall also ich, drei andere Helferzwerge herbeirufen, die ihm dabei helfen ein schönes Heim zu errichten. Lass mich mal machen!“, mit diesen Worten stellte er sich direkt vor der großen Grube auf und fing wieder an in seinem Singsang zu reimen:

„Die Grube ist da, nun fehl`n noch die Mauern
Wir werden jetzt hier auf den Maurerzwerg lauern.“

Es gab einen „Puff“ und mit einem Blitz erschien ein grauer Zwerg mit einer kleinen grauen Maurerkelle, der sofort anfing in einem stark sächsischen Dialekt zu reimen:

„Ihr holt mich vom Essen, drum mach ich mal schneller
Ich mauer den Ofen und auch euren Keller“

Kaum hatte er das gesagt, mauerte er aus Steinen, die er von wer weiß woher holte, einen wunderschönen Keller und einen Ofen mit einem hohen Schornstein. Danach war er genauso schnell verschwunden, wie er gekommen war.
Der kleine grüne Zwerg aber wartete gar nicht auf die Reaktion der kleinen Fee, sondern stellte sich wieder auf und reimte erneut:

„ Der Keller ist fertig, der Ofen ist gut
Jetzt fehlt uns das Haus, unsre Arbeit die ruht
Aus Holz soll es sein, das fänden wir fein
Drum lad ich den Zimmermann hierhin jetzt ein“

Kaum hatte er den Reim gesprochen knallte es laut und mitten aus einer weißen Dampfwolke tauchte ein kleiner roter Zwerg mit einer kleinen roten Säge auf und begann sofort in bayrischem Dialekt drauflos zu reimen:

Hat man denn niemals  a Ruh?
 Ich wollt grad melken mei Kuh
Doch wenn Ihr Hilfe hier braucht
Damit der Schornstein bald raucht
Bau ich`s Haus schnell aus Holz
Dann seids ihr drauf stolz!!“

Kaum hatte er seinen Spruch aufgesagt, begann auch er schon in einem wahnwitzigen Tempo Bäume zu zersägen und daraus geschickt ein kleines Häuschen zu bauen. Die ganze Aktion erinnerte stark an eine Filmaufnahme im Zeitraffer.
Noch nicht mal fünf Minuten später stand auf der Lichtung ein einladendes  Holzhäuschen mit einer breiten Holzveranda und aus dem Schornstein kräuselten sich sogar schon kleine Rauchwölkchen.

Auch der zweite Zwerg war wieder so schnell wieder verschwunden, dass sich die kleine Fee noch nicht einmal bei ihm bedanken konnte. Obwohl das Haus jetzt fertig war, gab der kleine grüne Zwerg immer noch keine Ruhe. Erneut stellte er sich auf und wiederum ertönte seine Stimme:

Das Haus ist jetzt fertig, jedoch ist es ganz leer
Da drinnen zu wohnen, das fiele uns schwer
Es fehlen die Möbel, Geschirr und noch mehr
Ein Einrichtungsprofi, den wünsch ich mir her“

Dieses Mal stand, wie aus dem Nichts, eine große Holztür mitten auf der Wiese. Die Tür öffnete sich und heraus kam ein lustiger kleiner Zwerg in einem blau – gelben Overall. Er zog einen Handwagen hinter sich her, auf dem ein riesiger Berg Kisten und Pappkartons gestapelt war. Obwohl der Turm bedenklich schwankte, balancierte der Zwerg den Wagen geschickt vor das Haus. Er verbeugte sich leicht und flötete mit  einem stark schwedischen Akzent:

„Ich bring euch die Stühle, die Tische die Betten
Um die aufzubauen, um was woll`n wir wetten?
Brauch ich fünf Minuten
Ich werd mich jetzt sputen“

Und sofort wirbelte er die verschiedenen Kartons durcheinander. Er holte Bretter, Möbelplatten, Schrauben und Scharniere heraus und baute alle Einzelteile nur mithilfe eines kleinen Schraubendrehers und eines winzigen Inbus Schlüssels zu diversen Möbeln zusammen. In weniger als den angekündigten fünf Minuten waren alle Möbel montiert, an ihre Plätze gestellt und sogar rot - weiß karierte Gardienen vor den Fenstern aufgehängt worden.

Der kleine Zwerg zog seine Zipfelmütze, verneigte sich wiederum leicht und verschwand wortlos durch die Tür, durch die er ja eben erst gekommen war. Kaum hatte er die Tür wieder hinter sich geschlossen, löste auch diese sich in Luft auf und die kleine Fee stand wieder mit dem kleinen grünen Zwerg alleine im Wald.

Die kleine Fee konnte ihr Glück kaum fassen. Starr wie Broccoli blickte sie auf das Häuschen das dort auf der Lichtung entstanden war. „Komm, kleine Fee, wir schauen uns alles mal an.“ Der kleine grüne Zwerg ergriff die Hand der kleinen Fee und führte sie über die Stufen auf die Veranda. Vorbei an einem kleinen Schaukelsuhl betraten sie das Haus.

Gemütlicher konnte man ein Haus nicht einrichten. Im großen Wohnraum stand ein Tisch mit zwei Stühlen, ein Schreibtisch und der große Ofen. Vor den Fenstern hingen die Gardinen und auf dem Fußboden lagen bunte Teppiche. Es gab eine kleine Küche und zwei Schlafzimmer mit jeweils einem kuscheligen Bett. Sogar ein Badezimmer mit einer Badewanne hatte Platz gefunden. Übermütig und voller Freude umarmte die kleine Fee den kleinen grünen Zwerg und Tränen der Freude kullerten über ihre geröteten Wangen. „Danke! Ich weiß gar nicht was ich sagen soll. Hoffentlich wache ich nicht gleich auf und merke, dass ich das alles doch nur geträumt habe.

Der kleine grüne Zwerg war ein bisschen rot geworden, die Farbe passte aber gut zu dem Grün seines Anzuges. Gerührt sagte er: „Freu dich darüber, du hast es verdient.“ Aufgeregt gingen die beiden durch das Haus, setzten sich auf jeden Stuhl und legten sich kurz in die weichen Betten. „Aber woher wusstet ihr Zwerge denn was ich schön finde? Das hier ist genau mein Traumhaus!“, fragte die kleine Fee. Der kleine grüne Zwerg erwiederte: „Na, wir Zwerge können doch Gedanken lesen! Übrigens sind im Keller praktischerweise auch gleich ein paar Lebensmittel. Wo wir gerade bei Lebensmitteln sind, willst du nicht die Küche ausprobieren, ich habe nämlich einen Zwergenhunger!“

Lachend ging die kleine Fee in die Küche, und während der kleine Zwerg den Tisch für beide auf der Veranda deckte, briet sie in dem neuen Ofen ein knuspriges Brathähnchen.
So saßen sie noch bis spät in die Nacht, aßen von dem köstlichen Brathähnchen, erzählten sich Geschichten, schmiedeten Pläne für die Zukunft und lachten bis ihnen die Tränen kamen. Erst lange nachdem die Sonne untergegangen war legten sie sich in die weichen Betten und die kleine Fee träumte von hunderten Zwergen die in minutenschnelle eine ganze Stadt bauten. So schlummerten die beiden ihrem ersten großen Abenteuer entgegen.
 
Denn: Wenn sie nicht gestorben sind…..

 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 20.09.2011. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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