Helene Hages

45 einviertel - 2.Teil

 



Nachdem meine gescheiterte „Spiegel - Affäre" durch innere Einsicht und äußerliche Gelassenheit beendet war, schaute ich mich um und war offen für Neues.Seit jeher an Technik und Sience Fiction interessiert, beschloss ich im Jahre 2002 an der Zukunft teilnehmen zu wollen und schaffte mir auf Raten, aber gegen das Abraten des Haushaltsvorstandes, meinen ersten Computer an.
Selbstverständlich wählte ich ein Gerät mit reichlich Speicherplatz, da mir aus früheren Zeiten im Gedächtnis geblieben war, dass ein Speicher immer nützlich ist, vor allem, wenn es da viel Platz gibt. In unserer ersten Wohnung hatten wir nämlich immer mit der nassen Wäsche Ärger, weil es eben nicht genug Platz auf dem Speicher gab.

 Aber ich schweife ab.

Wofür aber beim Computer solch ein Platz erforderlich ist, merkte ich recht schnell, als es mir gelang ihn mit Spielen komplett voll zuinstallieren. Was es mit einer Festplatte auf sich hat, kam mir auch recht logisch vor, als sie nämlich ihrem Namen gerecht wurde und nichts mehr ging.
Fest gespeichert sozusagen.
Der Sohn, erfahrener in Computerdingen, erbarmte sich meiner Unwissenheit, reichte mir hilfreich seine Hand und gemeinsam erzielten wir ein befriedigendes Ergebnis: jetzt blieb der Monitor gänzlich schwarz. Mutter und Sohn hatten sämtliche bits und bites und alles, was da in so einem Computer herumkriecht, erfolgreich dahingeschlachtet.
Hilflos standen wir vor der leblosen Hülle eines Supercomputers, der noch ein halbes Jahr abgestottert werden musste. Mir kamen die Tränen. Aus der Traum vom lässigen Surfen im Internet, weltgewandte messages ...für immer dahin.
Doch Beistand nahte in Person eines früheren Verehrers der Tochter, der sympathisch in Erinnerung geblieben war. Dies beruhte auf Gegenseitigkeit, und somit erweckte er meinen PC zu neuem Leben. Ich strahlte. In die Hände geklatscht, Internet organisiert und eingetaucht ins große tiefe world - wide - web, denn von surfen konnte nicht die Rede sein.
Da ich nichts mehr liebe als viel, sehr viel Post zu bekommen, erschien es mir wichtig eine e -mail-Adresse einzurichten. Und noch eine. Und dann noch eine und immer weiter, wie gesagt, ich habe gerne Post. Jetzt verwalte ich zum Beispiel sieben Adressen, aber leider sind mir von sechsen die Passwörter entfallen, wie mir so einiges entfällt neuerdings.
Da saß ich nun vor dem Monitor, der Rad laufende Hamster in meinem PC - chen ließ ihn summen und tickern, und ich wartete freudestrahlend auf Post.
Nichts geschah.
Schließlich dämmerte mir, dass mich niemand im großartigen www kannte. Woher sollte dann auch logischerweise Post kommen?
Aber es gibt ja Chats. Nickname Muppela, dämlicher ging es nicht, und schon ließ ich mich selber los auf die arme Chat - Community.
Ich „betrat den Raum“ und begrüßte alle. Alle begrüßten mich. Das dauerte circa eine viertel Stunde, und dann fiel mir nichts mehr ein. Alles schrieb wild durcheinander. Mir wurde schwindlig, wenn ich versuchte einem Dialog zu folgen. Mein schüchternes „Hallo?" ging völlig im Gewusel unter. Deprimiert und mit hängendem Kopf beobachtete ich, wie die bunten lustigen Sätze nach oben aus dem Monitor verschwanden.
Da klickte mich jemand aus Versehen zweimal an, und wir waren plötzlich ganz alleine.
Die optische Stille war wie ein Schlag ins Gesicht. Mein virtuelles Gegenüber war genauso verwirrt wie ich, aber nach einiger Zeit entwickelte sich ein interessantes "Gespräch". Ich hatte meinen ersten Postlieferanten gefunden. Ihm folgten noch einige, die mich auch heute noch mit e -mails beglücken.
Inzwischen halte ich mich ziemlich sicher auf dem Internetsurfbrett. Nutze die Vielfalt der Informationen, lerne nette Leute kennen und erweitere täglich meine Welt um einen neuen kleinen spannenden Teil. Zumindest virtuell.-

 

ã 2002/2011 Helene Hages
 

 

 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 12.10.2011. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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