Diethelm Reiner Kaminski

Verpasst

 
 
Das habe ich verpasst. Ich muss mich wohl doch bei facebook anmelden, wenn ich nicht draußen vorbleiben will. Die Wotzelhausener Morgenpost berichtet ausführlich darüber. Diesmal, ohne meinen Namen auch nur einmal zu erwähnen. Wie auch, wenn ich gar nicht dabei war. Ist aber auch besser so. Sie hätte mein Desinteresse ja auch an die Öffentlichkeit bringen können. Und das hätte meinem Image sehr geschadet. Ich kandidiere nämlich für den Posten des Bürgermeisters im nächsten Frühjahr.

„Wotzelhausen demonstriert gegen die Banken“ lautet die Überschrift des Beitrags. Wie stehe ich da, wenn sich herumspricht, dass der zukünftige Bürgermeister sich dem Protest seiner Bürger verweigert. Ein Bürgermeisterkandidat muss Zorn zeigen, den Schulterschluss mit den Wutbürgern seiner Stadt suchen, um die Konkurrenten aus den Sesseln zu fegen. Es darf auf keinen Fall der Eindruck aufkommen, dass er auf Seiten des Großkapitals steht. Mein Versäumnis könnte mich viele Stimmen kosten. Doch der Inhalt des Artikels nimmt mir die größten Sorgen.

„Fünfzehn Bürger versammelten sich am gestrigen Vormittag vor dem Denkmal des unbekannten Soldaten in einer machtvollen  Kundgebung, um gemeinsam gegen die Übermacht der Banken zu demonstrieren. Sie trugen Transparente mit sich mit Kampfparolen wie „Mein Konto gehört mir“ und „Runter mit den Kreditzinsen“ oder „Mehr Sicherheit für Bankomaten“. Die Teilnehmer konnten sich jedoch nicht einigen, ob sie vor die hiesige Raiffeisenbank oder vor die Wotzelhausener Sparkasse ziehen sollten, sodass sie sich schnell wieder zerstreuten.“

Gut so für mich. Zersplitterung der Parteien ist immer gut. Da braucht es eine einigende Kraft wie mich, die sie bündelt und auf ein gemeinsames Ziel ausrichtet. Das ist meine Chance. Ich werde die Videoaufnahmen der Polizei auswerten lassen, zu der ich von Anfang an beste Beziehungen geknüpft habe, um die Teilnehmer an der Demo zu identifizieren. Dann lade ich sie ein in den Bürgerbräukeller und bringe sie bei Freibier und Korn unter einen Hut.

Ich checke meine Mails. Eine Rundmail der Raiffeisenbank wie auch der Wotzelhausener Sparkasse an ihre „hochgeschätzten“ Kunden. Sie haben offensichtlich angesichts des Widerstands der Wotzelhausener das große Zittern gekriegt und die Überziehungszinsen um 0,5 Prozent gesenkt. So leicht kommen sie mir aber nicht davon. Da ist deutlich mehr drin. Vielleicht sogar ein allgemeiner Schuldenerlass. Wenn wir zusammenhalten und die beiden Banken geschickt gegeneinander ausspielen.

Verprellen darf ich sie aber auch nicht. Wer soll mir sonst den Wahlkampf finanzieren?

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 18.10.2011. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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