Sebastian Wotschke

Der Auftrag

Die Angst, die ihn plötzlich überkam, war ihm nicht fremd. Ganz im Gegenteil. Nein, sie war ihm sogar durchaus vertraut. Er spürte sie jedesmal, wenn er den Dienst verrichtete. Und doch war irgendetwas anders. Vielleicht nur eine Kleinigkeit. Oder doch etwas Weitreichenderes. Er wusste es nicht einzuschätzen. Aber es war da. Daran bestand überhaupt kein Zweifel.
Eine weitere Stunde war vergangen. Lange dürfte es nicht mehr dauern und er wusste bis ins kleinste Detail, wie er zu handeln habe. Denn im Großen und Ganzen war es doch stets das Gleiche. Selbstverständlich gab es hier und da ein paar Abweichungen, doch hatte er inzwischen ein System entwickelt, das ihn vor etwaigen Unregelmäßigkeiten schützte. Allerdings war da ja noch dieses Gefühl. Und es war in der letzten Stunde nicht weniger geworden. Soviel stand fest. Mit der Angst konnte er leben. Die gehörte nun mal dazu. Aber ging dieser Zustand doch deutlich über den gewohnten Grad hinaus. Und im  Prinzip durfte er sich keinerlei Ablenkungen erlauben. Höchste Konzentration ist das A und O. Das hatte man ihm so beigebracht. Von Anfang an.
Jeden Augenblick war es soweit. Und er hatte alles bis ins kleinste Detail geplant. Er war bereit. Nichts konnte ihn davon abbringen. Selbst die Angst ergriff ihn nicht mehr. Einzig das Ziel geisterte in seinem Kopf. Doch trotz aller Vorbereitungen, den ganzen Planungen und obwohl er sich so immens konzentrierte, war er darauf nicht vorbereitet. Und dabei war es alles andere als abwegig. Er war nicht einmal verärgert darüber. Überrascht vielleicht. Auch wenn er selbst schnell einsehen musste, dass diese Überraschung völlig fehl am Platz war. Kurz nachdem das Messer in ihm eindrang, überkam ihm sogar ein Gefühl der Erleichterung. Er fühlte eine Art von angenehmer Wärme in seinem Körper aufsteigen. Das Gesicht konnte er nicht erkennen, und doch hatte er eine Vermutung. Mehr als eine Vermutung. Ach was, es konnte überhaupt kein Zweifel bestehen! Doch auch wenn er seinen Auftrag nicht erfüllte, würde es eben jemand anderes tun. Früher oder später.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 30.11.2011. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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