Nina Mallée

Die Sache mit dem Zig - Pubertätswahn und Midlife-Crisis

 

 
 
Den einen kann es nicht schnell genug gehen, mit dem „Erwachsenwerden“, die anderen werden – getrieben vom immer weiter um sich greifenden Jugendwahn – nun schon zum achten Male neununddreißig, weil sie die nächste Null scheuen. Die Sache mit dem –zig ist nämlich so eine Sache für sich...
Mit jedem –zig geht’s bergab und zwar ganz massiv. Jedes –zig ist, aus welchem Grund auch immer, so etwas, wie eine magische Grenze.
Während sich die Generation 2zig durch rotzlöffelhaftes Verhalten und an jeder Ecke und Kante fehlende Manieren, sowie mangelhafte Allgemeinbildung auszeichnet, bestechen die Generationen 3zig und 4zig oft durch überdimensionale Silikontitten, auf Baseball-Schläger-Maßstab vergrößerte Penisse und sonstige lebensnotwendige Nichtigkeiten.
Fehlende Schönheit und sonstige körperliche Mängel wie Übergewicht, Zellulite und Co. werden, soweit es der Geldbeutel erlaubt, weggeschnippelt, abgesaugt, umgeformt oder was auch immer. Schön sein ist alles, und wer schön sein will muss leiden, wenn es auch in erster Linie das Portemonnaie ist, das leidet, aber von nichts kommt eben nichts. Deshalb ist es auch in dieser Generation leider keine Seltenheit, dass die Bildung dabei auf der Strecke bleibt, denn wer hat nach einer Schönheitsoperation im 4bis5stelligen Eurobereich noch Geld für ein gutes Buch? Eine Ex-und-Hopp-Gesellschaft, die unendlich viel Zeit und Geld in Oberflächlichkeiten und Konsumgüter investiert und die trotz unendlich vieler Hartz-IV-Empfänger immer mehr zur Wegwerfgesellschaft mutiert.
Ist man dann erst einmal bei der 5zig angelangt, stellt man  in aller Regel fest, dass sich die Geburtstagskinder durch die Bank am liebsten erst einmal eine Mülltüte über den Kopf ziehen würden, denn mit einem halben Jahrhundert auf dem Buckel sind sie immerhin schon auf dem besten Wege, ein Grufti, wenn nicht gar ein Komposti zu werden.
Seltsamerweise entdeckt die Generation 6zig dann wiederum, dass nun das Leben doch erst richtig beginnt und man im Grunde selbst für die extremsten Extremsportarten nicht zu alt ist. Während Opa plötzlich Marathon läuft, macht sich Großmama in Mini-Rock und Stringtanga auf zum Rock’n Roll-Kurs, denn man ist ja schließlich so alt, wie man sich fühlt.
Und weil dieser späte Frühling ja erwartungsgemäß auch seinen Tribut fordert, stellt die Generation 7zig dann plötzlich reumütig fest, dass sie es vielleicht doch ein wenig übertrieben hat, mit dem ausschweifenden Leben und dem Extremsport, und das nicht nur, weil alte Knochen um ein vielfaches leichter brechen, als junge, sondern weil sie schlicht die nötige Energie nicht mehr haben, um mehr als ein Jahrzehnt Mitglied dieser Spaßgesellschaft zu sein. So kommen die 7ziger dann - wenn  auch wehmütig – doch irgendwann zu der Erkenntnis, dass es ihnen nun mittlerweile auch alters - und dienstgradmäßig zusteht, mittags nach dem Essen ein Nickerchen zu halten, und das Leben ein wenig ruhiger anzugehen. Immerhin schmerzt es ja mittlerweile auch an allen Ecken und Kanten - altersbedingt.
Wer trotz fortschreitender Arthrose, Bluthochdruck und Herzklabastern die Generation 7zig überlebt und in die Liga der 8ziger und 9ziger aufsteigt, hat weiß Gott nichts mehr zu lachen, denn sofern er nicht Johannes Heesters heißt, ist er ohnehin in den meisten Fällen nur noch eine lebende Leiche.
Meist ist der Partner tot, und weil für sie in unserer heutigen Spaßgesellschaft kein Platz mehr ist, haben die 8und9ziger oftmals noch nicht einmal mehr jemanden zum Streiten. Also: wer 8zig oder 9zig wird ist selber schuld!

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 05.01.2012. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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Wie ein Blitz aus heiterem Himmel von Nina Mallée



Epilepsie – was ist das eigentlich? Gute Frage... denn wie ich immer wieder mit Entsetzen feststellen musste, wussten selbst ein Großteil der von mir und anderen Betroffenen konsultierten Neurologen keine vernünftige Antwort darauf, geschweige denn Allgemeinmediziner jedweder Art und erst recht nicht Otto – Normalverbraucher. Völlig außer Frage steht, dass Epilepsien oft mit geistigen Behinderungen einhergehen, was aber nicht heißt, dass das eine mit dem anderen gleichzusetzen ist. Dieses Buch soll deshalb auch nicht als medizinisches Handbuch dienen, sondern lediglich als ein Beweismittel, dass es auch anders geht, wenn man nur will oder allenfalls eine Art Gebrauchsanleitung für den Umgang mit solchen und ähnlichen Problemen. Es sind, wenn man so will, Geschichten aus dem wahren Leben, die ich hier beschreibe und Konfliktsituationen, für deren Bewältigung sich mal eine mehr, mal eine weniger elegante Lösung findet.

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