Olivia Janosch

Hilfe - Ich koche!

Oh Nein! Shit! Es qualmt in der Küche. Schon wieder. Das kann doch langsam wirklich nicht sein. Ich bin mir sicher, die Schnellkochplatte ist präpariert. Ganz bestimmt. Ich meine, das kann doch langsam nicht sein, dass ich bei fast jedem Kochversuch so kläglich scheitere! Egal, wie ich mich anziehe, egal was ich für Musik höre (ich habe es schon mit Kuschelrock probiert), meine Topfdeckel tanzen jedes Mal wilden Samba im Takt und der Inhalt läuft über. Einfach so. Ohne mich vorher im Geringstem zu warnen. Ich hasse das Kochen. Jawohl. Doch leider bringt mir die Einstellung wenig. Außer ich beschließe täglich auszugehen und in Restaurants zu speisen. Aber, das dauert dann wieder mal so unendlich lange, bis mich die Kellnerinnen bedienen haben… Hiermit will ich den gestrigen Abend ansprechen. Eine halbe Stunde fast, muss ich vergeblich auf die Bestellung warten. Die Kellnerin später dann auf mich auch. Ich machte mich ohne zu warnen auf die Socken, um mir zu Hause alleine etwas zu „kochen“. Ich muss es doch auch können! Und da ich ein Mensch schneller Taten bin, gehe ich sofort zum Angriff über. Topf, Wasser, Salz und Nudeln. Das Schlachtfeld ist eröffnet. Meine Wenigkeit gegen den kochenden, meist überlaufenden Topf. Ich habe gute Chancen, denn ich sorge vor: ich nehme bewusst wenig Wasser. Damit mir nichts überläuft. Eins zu Null für mich! Ha! Dem zeig ich es heute. K.O. nach spätestens 20 Minuten. Dann sind meine Nudeln fertig. Und der Topf bleibt einsam in der Ecke liegen. Zu Strafe, ungewaschen. Er soll ruhig leiden und sehen, wie es ist ein Verlierer zu sein. Aber, da ich ein so großes Herz habe, fülle ich ihn doch mit Wasser. So oder so, später muss ich ihn schrubben.
Ach, ist das ein tolles Gefühl die Kochkünste des Nudelnkochens durchschaut zu haben! Jetzt heißt es: Warten und Ruhe bewahren. Housemusik kann ein großer Freund und Helfer bei lang vorkommenden Zeitspannen sein. Die Spannung steigt. Zwar habe ich mir eine Uhr auf 20 Minuten eingestellt, aber diese werde ich sowieso nicht hören. Wegen der Kopfhörer. Die Musik übertönt all meinen Kummer. Und das ist gut so. Denn ab heute fängt ein neuer Lebensabschnitt für mich ein. Ich kann kochen. Wow! Muss nicht mehr heimlich eine fertige Speise bestellen und sie dann vor meinen Freunden als selber gemacht anpreisen. Gott sei dank, wohne ich alleine. Da geht das Schummeln einfacher. Und was würden meine Zimmergenossen zu meinen, bis heute Abend, so erbärmlichen Kochkünsten sagen? N ja, Schwamm drüber. Ab heute ist alles anders. Ich glaube, es sind noch 7 Minuten. Ganze 7 Minuten. Im Klartext: ich höre etwa zwei Songs. Danach kann ich die Nudeln genießen. Die besten Nudeln meines Lebens. Ausnahme: Nudelgerichte beim PIZZA HUT. Die Zeit vergeht…. Die Musik lenkt mich, zum Glück, ab. Am liebsten würde ich jetzt Tanzen….Plötzlich vergeht mir jegliche Lust aufs Tanzen. Die Augen öffnen sich und mein Geruchssinn versucht mir etwas zu signalisieren. Hat meine Nachbarin schon wieder etwas angerannt? Das kleine imaginäre Ablenkungsmanöver soll mir Mut machen. Mut gegen meinen Gegner, dem ich, in ein paar Sekunden, in sein Inneres Schauen werde. Der Gegner, mein Topf, lacht sich schon kaputt. Ich kann es genau hören. So ein Mistkerl! Kein Wunder, dass er noch Single ist. Typisch Mann. Hält sich für unwiderstehlich und glaubt, ein Grinsen von ihm macht mich selig.
Ich betrete das benebelte Kampfgebiet. Es sieht schlimm aus. Der Gestank ist noch schlimmer! Und mein Feind sieht ziemlich übergelaufen und martretiert aus. Ich habe nur einen Gedanken: raus mit dem Topf! Schnell packe ich ihn an den Henkeln. Natürlich ohne Kochlappen. Ich hab nur noch einen Gedanken: raus auf den Balkon. An der Glastür angekommen, stelle ich fest, meine beiden Hände sind beansprucht. Ich wünschte, ich wäre ein Tintenfisch.. Also, stelle ich kurz entschlossen, den glühend heißen und Dampfenden Topf mit seinen aufgeweichten und überkochten Innereien auf den neuen Teppichboden. Ich öffne die Tür und bekomme einen Schreck! Na klar, was soll´s? Es wäre zu langweilig gewesen zu sagen, die nur Nudeln seien übergekocht, nein,... mir muss jetzt auch noch der Teppichboden abfackeln. Zum Glück funktioniert mein motorischer Reflex und ich kann trotz Schrecken den Topf heben und doch noch in die frische Luft transportieren. Ich überlege mir, ob ich reingehen oder gleich runterfliegen soll. Ich wohne im 13. Stock. Ich glaube nicht, dass ich mit den Tatsachen des von mir veranstalteten Kampfes, ins Auge schauen möchte. Man bedenke die Folgen…Aber dennoch. Ich bin mutig genug, meine Wohnung zu betreten. Ich habe keine Angst. Ich bleibe ganz ruhig. AAAAAaahhhh!! Ws ist das? Mir springt ein Kreis mit einem etwa 15 cm langem Durchmesser ins Auge. Ich bin gebrandmarkt. Im wahrsten Sinne des Wortes. Jetzt wird jeder wissen, dass ich gekocht habe. Jeder. Für immer und ewig. Oder, soll ich mir vielleicht eine kleine Geschichte einfallen lassen? Trotz seltsamen Widerwillens, betrete ich die Küche. Und mir wird klar, dass ich nur noch eine Möglichkeit bleibt: ich muss mich schleunigst beim Biolek als Kabelträgerin bewerben. Nicht, dass mich das kochen so besonderlich interessieren würde. Nein, nein. Ich bin scharf auf die tollen Töpfe und sonstige Küchenwaffen. Ich hab mich schon immer gefragt, ob der Fernsehkoch sich mal überlegt hat, was passiert, wenn unschuldige Mädels versuchen würden, sein im TV vorgeführtes, gastronomisches Können nachzumachen? Dann muss doch einfach alles anbrennen! Schnipseln, quatschen, Umrühren, quatschen, Wein trinken, zig Schälchen und Töpfe benutzen, damit später auch ordentlich was zu tun ist…. Und wer passt auf, dass nichts überkocht?!

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 04.03.2003. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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