Joana Angelides

Volkssport, griechische Variante



Skifahren liegt bei uns* an erster Stelle, ist d e r Volkssport Nummer eins. An zweiter Stelle kommt schon Fußball, dann kommt lang nix!

Dann gibt es wieder Länder da ist der Fußball als Volkssport zu bezeichnen, dann kommen Autorennen und dann lang nix!

In einem anderen Land, das nach einem Blick in die Handkassa feststellt, dass sie leer ist, ist es die Steuerhinterziehung, danach kommt eventuell noch Basketball und Fußball. Auch dem Naivsten in diesem Land geht plötzlich das Licht auf, dass das keine Volksbelustigung sein kann. Sie gehen auf die Straße und protestieren gegen die, die es offenbar übertrieben haben.

Denn, wo kommen wir denn da hin, wenn das auch die machen, die sowieso privilegiert genug sind, um bei einem Einkommen von nur Euro 10.000.- Im Jahr, einige Eigentumswohnungen, einen Mercedes und eventuell sogar eine Yacht erwerben konnten?

Nun brennt der Hut! Denn vergleichend wird festgestellt, dass Steuerhinterziehung ja nun prinzipiell nichts Schlechtes sein kann, wenn man als kleiner Verdiener, da ein bisserl was zusätzlich lukriert, wo die da oben ja sowieso keine wirkliche Kontrolle haben, fehlt doch jede Struktur und jede Übersicht. Wer zählt die „Fakelakis“, sprich Kuverts, die da kursieren, wer nennt die Namen derer die sie nehmen?

Da es nun offensichtlich einigen der Zuständigen an den Kragen geht, sie unbedingt eine Alibihandlung gegenüber Brüssel brauchen, greifen sie zu einem drastischen Mittel!
Sie suchen in den verschiedenen Akten und losen Zetteln nach eventuellen Steuersündern, eliminieren vorsorglich den Onkel oder die Tante, oder den eigenen Namen daraus und stellen eine Liste ins Internet. Die Hoffnung klammert sich da an den Glauben, dass diese Leute nämlich nun am Pranger stehen und sich schämen werden, eventuell zahlen?!

Mitnichten. Volkssport ist schließlich Volkssport und hat Tradition. Weiter gegeben vom Vater an den Sohn hält er sich seit Generation.

Ein Run auf diese Website findet statt und stolz zeigen die Betreffenden ihren Freunden, wie tüchtig sie doch waren und dass man sie gleich an oberster Stelle angeführt hat. Voller Hochachtung liest der Kollege des Anwaltes von gegenüber die hohe Summe, geht auf den Balkon seines Büros und prostet ihm zu. Dieser sitzt mit Stolz geschwellter Brust am Schreibtisch und genießt die Verehrung. Wegnehmen kann man ihm ja nichts, denn inzwischen gehört alles dem Sohn der Tochter oder der Exfrau.
Die Yacht gehört auch inzwischen einer englischen Firma, man hat sie nur gemietet, sie liegt im Yachthafen, unantastbar für die Steuerbeamten.
Mancher, der auf der Liste steht allerdings, liest das von London aus oder der Karibik. Er kann die Bewunderung leider nicht direkt genießen. Andere wieder gehen sofort in Konkurs und rezitieren in der Folge jeden Abend vor dem Schlafengehen die Nummer des Schweizer Nummernkontos, um sie ja nicht zu vergessen.
patsch

Selbstredend werden die Steuerberatungskanzleien der Sünder gestürmt und so ist der Staat also letztlich auch noch für deren Werbung aufgekommen.
Wenn man nun annimmt, dass alle diese Sünder angeklagt und dann womöglich noch ins Gefängnis kommen, der irrt gewaltig. Denn der Staat müsste da neue Richter einstellen, neue Gefängnisse bauen und Finanzbeamte müssten plötzlich ihre Rechenmaschinen (die meisten haben gar keinen Computer) abstauben und wirklich was arbeiten.

Also, die Handkassa wird sich da nicht füllen!

Nur der kleine Mann liest erstaunt diese Summen, für ihn völlig utopisch, versteht die Welt nicht mehr und überlegt angestrengt, wo er nun einen Mechaniker hernimmt, der ihm sein kaputtes Auto noch ohne Rechnung, also auch ohne Mehrwertsteuer repariert? Oder sollte er ihm anbieten, dass er ihm dafür sein Dach repariert, kostenlos natürlich und auch ohne Rechnung?

Auf jeden Fall sollte sich der Sohn überlegen, ob er nicht Steuerberater werden sollte?


smfreund1

* die Autorin kommtm aus Österreich

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 29.01.2012. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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