Alfred Hermanni

Bekifft in Deutschland- Der Turnierkiffer

 

 

von Alfred Hermanni 29.01.2012 Alle Rechte vorbehalten

 

Hey, Alfie“, begrüßte mich mein Kumpel Uwe. Er wusste genau, dass ich es nicht mochte, wenn er es wie „Elfi“ aussprach. Ich konnte es ihm aber leider nicht abgewöhnen, es war ja auch nicht böse gemeint.

Morgen, Alter. Willst du einen Kaffee?“, fragte ich ihn.

Nee, danke.“

Ich habe meine Brocken schon gepackt. Ich trink den Kaffee noch aus, dann können wir los.“ Ich trank den letzten Schluck, stellte die Tasse in die Spüle und machte mich mit Uwe auf den Weg.

 

*

 

Heute hatten wir einiges vor, denn heute begann die Stadtmeisterschaft der Freizeitfußballvereine.

Wir holen Wigbert noch von zu Hause ab“, sagte Uwe als er sein Auto aufschloss. Wir stiegen ein und Uwe startete den Wagen.

Da ich wusste was nun kommen würde, schnallte ich mich gut fest, faltete die Hände und schickte ein Stoßgebet gen Himmel.

Uwe grinste mich von der Seite an und gab Gas. Vollgas. Wie immer.

Mit grässlich quietschenden Reifen preschte der Wagen los und Uwe mutierte umgehend zum Rennfahrer. Mit einem Affenzahn rasten wir auf eine Ampel zu.

Es ist rot“, bemerkte ich, während mein Leben an meinem inneren Auge vorbeizog.

Aber nicht mehr lange“, hörte ich von Uwe, als wir auch schon bei Gelb über die Kreuzung „flogen“.

Vor uns stauten sich mehrere Autos, weil eines links abbiegen wollte. Für Uwe kein Grund zu bremsen. Er zog nach rechts rüber, fuhr über eine Bordsteinabsenkung halb auf den Gehweg und rauschte an den stehenden Wagen vorbei, zog nach links über eine weitere Absenkung und hatte wieder freie Bahn.

Gut, dass keine Laternen auf dem Gehweg standen dachte ich.

Bei diesem Tempo dauerte es nicht lange, um bei Wigbert anzukommen.

Tach, Jungs“, begrüßte uns Wigbert, der vor dem Haus auf uns wartete.

Zum Glück war es jetzt nicht mehr weit zum Sportplatz und ich verzichtete auf weitere Hilferufe gen Himmel.

Ich hab gehört Manni Burgsmüller käme auch zum Turnier“, erwähnte Wigbert während der kurzen Fahrt. Manni Burgsmüller war Spieler bei Borussia Dortmund.

Wir werden sehen. Ob er kommt oder nicht, wir bieten ’ne gute Show“, meinte Uwe.

Das werden wir machen“, sagte ich dazu.

Und genau so sollte es auch kommen.

 

*

 

Unser erstes Turnierspiel begann. Zwei mal dreißig Minuten Es lief nicht schlecht und wir gewannen deutlich. Bis zum nächsten Spiel hatten wir

noch zwei Stunden Zeit. Während einige unserer Kicker zum nächsten Bierstand gingen, wollten Uwe, Bernd und ich ins angrenzende Schwimmbad.

Das Wetter war herrlich, angenehme Temperaturen und ein strahlend blauer Himmel luden dazu ja auch ein.

 

Hat einer den Burgsmüller schon gesehen?“, fragte Uwe, als wir uns mit unseren Kumpels auf das nächste Spiel vorbereiteten.

Der kommt doch bestimmt erst morgen zum Finale.“

Iss mir doch egal oppa kommt, odda nich’?“

Dem Blödmann schieß ich ’n Ball an’ Kopp.“

Ob der kommt oder in Oldenburg ’ne Bockwurst platzt. Iss mir eh egal.“

Genau. Der ist doch so interessant wie ein Furz in Polen.“

Solche und ähnliche Antworten auf Uwes Frage hatte ich auch erwartet.

So waren wir nun mal.

 

Wir gewannen unsere Gruppenspiele und qualifizierten uns für das Viertelfinale.

Das Spiel war für den nächsten Morgen angesetzt.

Um unser Weiterkommen entsprechend zu feiern trafen wir uns am Bierstand und blieben dort für den Rest des Abends.

 

*

 

Um 9:00 Uhr morgens trafen wir uns am Turnierplatz. Mein Schwager Uli kam auf mich zu und begrüßte mich.

Na, Alfred. Alles klar? Heute zeigen wir es denen aber.“

Uli war unser bester Spieler, die gestrigen Siege verdankten wir nur ihm.

Früher spielte er in der Oberliga, danach kam ein Angebot des BvB 09 eine Profikarriere zu beginnen, aber in dieser Zeit wandelte er sich zum Hippie und begann ein anderes Leben.

Jetzt, zehn Jahre später, spielte er nur noch aus Freude am Spielen. Viel hatte er nicht verlernt, und davon profitierten wir alle. Wir trainierten schon seit ein paar Jahren zusammen und ernteten endlich die Früchte unserer Arbeit.

Die Jungs von Fege Hallerey putzen wir locker weg. Ich wette die kommen wieder vollgekifft auf den Platz und vergessen wo das Tor steht“, antwortete ich und klopfte Uli freundschaftlich auf die Schulter.

Vor fünf oder sechs Jahren spielten wir noch selbst mit den Hippies von Fege Hallerey, wie sie sich nach der Straße Hallerey nannten, an der ihre Trainingswiese lag.

Wir gingen zu den Kabinen und bereiteten uns für das Spiel vor.

Aus der Nachbarkabine drang der Geruch von Haschisch durch die Tür.

Unser Gegner war dabei sich zu dopen, mit Dope, wie Haschisch auch genannt wird. Mir war es egal, sollten sie sich halt zu kiffen. Besser spielen würden sie garantiert nicht, wenn sie breit waren.

So war es auch. Wir fegten die Feger von Hallerey einfach vom Platz und erreichten mühelos das Halbfinale.

Der nächste Gegner war allerdings von ganz anderem Kaliber und zwang uns einiges unserer Kräfte ab. Aber wir gewannen durch ein Tor von Uli kurz vor Schluss.

Das Finale war erreicht.

 

*

 

Noch eine Stunde bis zu unserer ersten Finalteilnahme an den Stadtmeisterschaften der Freizeitkicker. Wir hatten es nicht wirklich geglaubt soweit zu kommen und freuten uns auf das Spiel.

Zur Entspannung gingen Bernie, Wigbert, Uwe und ich noch im nahe gelegenen Park ein wenig spazieren.

Woll’n wa’ uns da vorne auf die Bank setzen. Ich hab’ ne gute Sorte dabei“, sagte Bernd.

Cool. Gute Idee“, meinte Uwe dazu.

Wollt ihr echt noch einen paffen?“, fragte ich. „Wir ham’ doch gleich unser Spiel.“

Du musst ja nicht mitrauchen“, kam es von Uwe rüber.

Kiffst du nicht mehr?“, fragte mich Wigbert.

Seit ich aus Irland zurück bin, nicht mehr“, antwortete ich.

Ein paar Monate vorher kehrte ich aus Irland zurück, wo ich eine ganze Weile lebte und arbeitete, freundliche Iren kennen lernte und im Pub beim Saufen mit den netten Kerls auch recht viel der englischen Sprache lernte. Meine Englischlehrer wären heute stolz auf mich.

Aber in Irland hast du doch gekifft, oder?“

Nein, da gab es kein Dope zu kaufen. Ich hab die Gelegenheit einfach genutzt und hab aufgehört zu paffen. Tut mir auch ganz gut.“

Naja, war bestimmt nicht falsch damit aufzuhören“, meinte Bernd und begann einen Joint zu drehen.

Er schraubte ihn mit geübten Griffen zusammen und paffte ihn an. Uwe guckte derweil unauffällig nach links und rechts, um keine zufälligen Passanten zu übersehen. Dann gab ihm Bernie die Tüte rüber.

Als Uwe ein paar Züge genommen hatte reichte er ihn an Wigbert weiter.

Dann hielt Wigbert die Tüte in meine Richtung.

Eigentlich will ich ja gar nicht“, sagte ich und nahm den Joint, sah ihn mir an

... und rauchte.

Es war eine sehr gute Sorte , dass merkte ich schon nach wenigen Minuten.

Wie gut die Sorte allerdings wirklich war sollte ich erst später merken.

Wie spät ist es?“, fragte Uwe.

Noch ’ne halbe Stunde bis zum Anpfiff“, war Bernies Antwort.

Dann bau ich noch ein Pfeifchen von deinem Dope“, meinte Uwe und fing an die Mischung zu machen. Ich sah, dass er mit der Menge an Haschisch nicht geizte und ein richtig fettes Pfeifchen baute.

Weit und breit waren immer noch keine Spaziergänger zu sehen und Uwe qualmte ordentlich drauf los.

Natürlich nahm ich wieder einen kräftigen Zug, auf einem Bein kann man ja auch nicht stehen.

Auf zwei Beinen aber auch nicht immer, denn als ich aufstehen wollte drehte sich alles und ich wäre beinahe eingeknickt.

Ich atmete kräftig ein und aus, konzentrierte mich und ging los. Die anderen folgten mir und wir erreichen die Umkleidekabinen.

Unsere Kumpels erwarteten uns schon. Irgendwie kamen sie mir alle so seltsam fremd vor. Dann fiel mir plötzlich ein, dass wir gleich das Finalspiel bestreiten sollten und ich noch nicht umgezogen war.

Heey Juungs, ir müüst eeuch beeeilen, ess iist nich ma viiiel Zaiit“, glaubte ich zu hören.

Woo waat ihe däännn? Ess geeet glaiich looos“

Haabt ihr wiieeda gepafft?”

Wooo sind maiine Schuuhe?“

Kännt aina deen Schiri?“

Alta, ziieeh dich umm und glotz nich’ rum! ’sisst spääät.“ Damit war ich wohl gemeint.

Das Stimmengewirr um mich herum wurde immer undeutlicher und ich verlor langsam den Durchblick.

Das Dope war echt heftig, die Wirkung setzte jetzt erst richtig ein.

Mein Mund wurde immer trockener, die Konzentration auf das vor mir liegende immer schwerer. Zum Glück funktionierte das Umziehen fast automatisch. Meinen mittlerweile ausgedörrten Mund erlöste ich mit einem Schluck Wasser.

Als letzter verließ ich die Kabine und schwebte Richtung Fußballplatz.

 

*

 

Ich ging in Richtung Mittelkreis wo meine Mannschaft schon auf mich wartete.

Ey, Alter, auch schon da? Es geht gleich los.“

Mann, beeil dich mal.“

Kannst du nicht schneller machen?“

Ich glaub der ist voll zu.“

Der schwebt auf’ ner rosa Wolke.“

Meinste der hat vorm Turnier gekifft?“

Ein echter Turnierkiffer, meinste?“

So oder so ähnlich vernahm ich meine Kumpels und ging völlig in meinen Gedanken versunken weiter.

Ich war schon weit in der gegnerischen Hälfte als mein Schwager mich an der Schulter packte und zurück zur Aufstellung führte.

Die Mannschaftsführer begrüßten sich und tauschten ihre Wimpel.

Der Schiri eröffnete mit einem grässlich schrillen Pfiff das Spiel.

 

*

 

Wir hatten Anstoß. Ich lief in Richtung gegnerisches Tor, obwohl ich eigentlich die rechte Verteidigerposition zu übernehmen hatte.

Uwe sah mich vorstürmen und passte den Ball zu mir rüber.

Der Pass war gut geschossen, eigentlich hätte es ein Leichtes für mich sein sollen ihn anzunehmen und weiterzuspielen.

Aber nicht jetzt.

Ich trat neben den Ball und mein Gegenspieler nahm ihn an, trickste mich mit einer Körpertäuschung aus und war an mir vorbei. Ehe ich mich umdrehen konnte, um die Verfolgung aufzunehmen hatte er schon einen zu großen Vorsprung. Das nützte ihm aber nicht viel denn Wigbert nahm ihm sauber den Ball ab und flankte zur linken Seite, wo Uli den Ball

annahm, einem der Gegner durch die Beine spielte, an ihm vorbei lief und einen langen Pass in Richtung Strafraum spielte.

Uwe erkämpfte sich den Ball und knallte ihn voll auf’s Tor. Ein guter Schuss.

Aber auch eine gute Parade des Torwarts.

Sein weiter Abschlag wurde von einem seiner Spieler mit dem Kopf verlängert und der Ball flog auf mich zu. Ich sprang hoch, sehr hoch, aber auch daneben.

Das Spiel ging weiter, lief aber irgendwie an mir vorbei.

Eine gute Viertelstunde war gespielt als Peter, einer unserer Mittelfeldspieler den Ball zu mir rüber schoss.

Ich trat wieder daneben.

So ging es noch eine weitere Viertelstunde weiter. Ich hatte noch nicht einmal den Ball getroffen.

Dann gab es einen Eckstoß für unseren Gegner, die Enscheder Allstars.

Sie nannten sich so, weil viele von ihnen in der Enscheder Strasse wohnten.

Zurecht waren sie ins Finale gelangt, denn sie spielten einen guten Stiefel herunter.

Der Eckstoß wurde getreten. Hinter mir rief jemand: „Der muss rein ins Tor!“, und ich sprang hoch,

erwischte den Ball voll mit der Stirn und versenkte ihn unhaltbar ins Tor.

Ins eigene Tor.

Das war mein erster Ballkontakt.

 

Willst du ausgewechselt werden?“, fragte mich Uli.

Ich schüttelte den Kopf.

Dann reiß dich zusammen!“ Uli war echt sauer.

Das Spiel ging weiter.

Hugo, unser Libero spielte den Ball zu mir und ich passte ihn zurück. Ich hatte den Ball getroffen.

Ein Silberstreif am Horizont.

Den nächsten Ball erwischte ich auch und spielte einen perfekten Doppelpass mit Uli.

Die Sonne ging auf.

Dann spielte Bernie einen langen Pass zu mir rüber, den ich zu Uwe weiter verlängerte. Der stürmte mit dem Ball vor, kam dem gegnerischen Verteidiger in die Quere und ging mit einem lauten Aufschrei zu Boden.

Freistoß.

Der wurde auch von Uwe ausgeführt und verfehlte das Tor nur knapp.

Wir bekamen aber trotzdem einen Eckball, weil einer deren Verteidiger den Ball noch leicht abfälschte.

Die Ecke wurde von Wigbert hereingebracht, der Torwart hielt und ein langer Abstoß erfolgte, den einer seiner Stürmer mit der Brust annahm und einen Steilpass in Richtung unserer Grundlinie schoss.

Den krieg ich noch wusste ich und spurtete los. Im Sprint war ich einer der schnellsten unserer Truppe und so gelang es mir nach einem fulminanten Lauf den Ball auf der Grundlinie zu stoppen.

Vom eigenen Schwung weitergetragen kam ich aber erst nach etlichen Metern hinter der Linie zum stehen.

In aller Seelenruhe nahm sich mein Verfolger den Ball und flankte in den Strafraum, wo sein Mitspieler ihn ohne Probleme in unser Tor schob.

Die Sonne ging unter.

Ich war ziemlich frustriert und nahm mir vor jetzt alles zu geben, um die Fehler wieder auszubügeln.

Wieder spielte mir Hugo einen Ball zu, den ich an Uli weitergab.

Alfred, lauf lang!“, rief er mir zu. Mein Startsignal für einen schnellen Konter. Ich lief los, Uli passte zu mir rüber, ich nahm den Ball an und legte ihn mir vor.

Man hielt mich wohl für gefährlich, denn ich sah gleich drei Gegner auf mich zu stürmen.

Dem ersten entkam ich durch meine Schnelligkeit, dem zweiten konnte ich mit Glück durch die Beine spielen, der dritte aber ließ sein Bein einfach stehen und ich flog im hohen Bogen durch die Luft.

Guck mal, fliegende Menschen“, meinte ich von einem der Zuschauer zu hören.

Mit einer Vorwärtsrolle und anschließendem Sprung in den Stand war ich wieder auf den Beinen.

Gute Haltungsnote“, war der Kommentar des Zuschauers.

Der anschließende Freistoß war meine Angelegenheit.

Etwa dreißig Meter halb rechts vom Tor entfernt legte ich mir den Ball zurecht und nahm Anlauf.

Ich zirkelte den Ball mit einer tollen Bananenflanke auf’s gegnerische Tor.

Der Ball flog und flog...

...auf den Torwart zu und geradewegs durch die Arme, prallte vom Pfosten dem Keeper in den Rücken und kullerte... ins Tor.

Ich konnte es kaum glauben. Der Anschlusstreffer, kurz vor der Halbzeit, die Sonne ging wieder auf.

Endlich Halbzeit

Mit nachdenklicher Miene ging ich langsam zur Umkleidekabine.

 

*

 

Was war los, Alfie?“

So’ne Scheiße, was hast du für’n Mist gebaut!?“

Bist du noch ganz sauber im Kopf?“

Solche und ähnliche Kommentare ließ ich schuldbewusst über mich ergehen. Schließlich hatten sie ja recht. Ich hatte echt Mist gebaut.

Geht’s noch? Oder sollen wir Martin einwechseln?“, fragte mich mein Schwager.

Ich schüttelte den Kopf und schluckte meinen Ärger hinunter.

Nein, nein. Ich reiß mich jetzt zusammen.“

 

Die zweite Hälfte begann mit einem nicht so grässlichen Pfiff wie beim ersten Anstoß.

Ein langer Pass auf meinen Gegenspieler erfolgte, den ich aber geschickt mit dem Oberschenkel abfing und steil in den Lauf unseres Libero spielte. Der nahm den Ball dankbar an und versuchte mit einem Dribbling an seinem Gegner vorbei zu kommen. Vergeblich.

Stattdessen flankte der nach vorn, wo ich meinen Gegenspieler in sicherer Verwahrung hatte.

Plötzlich lag er auf dem Boden, ein Pfiff ertönte und wir sahen uns mit einem Elfmeter gegen uns konfrontiert.

Ich hatte ihn nicht berührt, dass wusste ich genau und bekam zur Überraschung noch eine gelbe Karte. Toll.

Gegen den Elfer hatte Hardy, unser Torwart keine Chance. Drei zu eins für die Allstars, und alles war meine Schuld.

Das anschließende cholerische Gebrülle meiner Sportkameraden übertönte sogar die Jubelschreie der Fans unserer Gegner.

Und es war nicht immer stubenrein.

Trotzdem ging das Spiel weiter.

Wir bekamen einen Einwurf. Eine Flanke auf Uli erfolgte, der spielte zu Bernie, der schoss aufs Tor und auf den Torwart. Das alles sah ich von der Mittellinie.

Der Torwart schlug seinen Abschlag in unsere Spielhälfte.

Ich sah den Ball auf mich zu kommen und drosch ihn ohne viel nachzudenken einfach wieder zurück.

Ich glaub, all meine Wut steckte in diesem Schuss der sich nun hinter dem Torwart absenkte und direkt ins Tor flog.

Sensationell!

Ich wusste zwar nicht wie ich das gemacht hatte, aber das war mir egal.

Hauptsache der Ball war drin.

Ich war auch drin. Mittendrin im Knäuel meiner Mitspieler, die sich mit mir ein Bein ausfreuten. Nur noch 3:2 für die Allstars.

Und wir hatten noch über eine halbe Stunde zu spielen

Der direkte Gegenzug der Allstars verpuffte wirkungslos und wir waren wieder im Ballbesitz.

In der gegnerischen Hälfte wurde nun der schon so oft und viel zitierte Beton angemischt.

Die werden jetzt mauern dachte ich mir. Da hilft es nur über die Flügel zu spielen.

Das versuchten wir auch, jedoch erst mal ohne Erfolg.

Zeitweilig wurde es auch ziemlich brenzlig vor unserem Tor, aber Hardy hatte heute einen guten Tag und pflückte so einiges aus dem Fußballhimmel.

Jetzt war es noch knapp eine Viertelstunde bis zum Spielende.

Uwes Anspiel zu Wigbert, der lange Pass auf Uli und sein Sololauf direkt ins Tor waren schon sehenswert und brachten den Ausgleich.

Alles war wieder offen.

Jetzt kamen die Allstars wieder zurück ins Spiel.

Aber auch meine Formkurve stieg an. Wie weggewischt waren die Auswirkungen meines Fehlgriffs vor dem Spiel.

Und fit fühlte ich mich auch. Kein Wunder, denn bis zur Halbzeit war mein Trikot noch nicht mal angeschwitzt.

Ich eroberte den Ball an unserer Strafraumgrenze, täuschte meinen Gegenspieler mit einer leichten Hüftdrehung und ließ ihn einfach links liegen, zog am nächsten vorbei und flankte ungehindert

Richtung Strafraum.

Uwes Kopfball wehrte der Torwart zur Ecke ab.

Die aber nichts einbrachte.

Noch fünf Minuten.

Freistoß für die Allstars, keine zwanzig Meter vom Tor entfernt.

Ein satter Lattenknaller ließ das Tor erbeben.

Den Abpraller drosch der Schütze dann selbst ins Aus.

Noch zwei Minuten.

Die Allstars hielten jetzt den Ball, wollten die Verlängerung.

Hugo grätschte einem der Gegner den Ball weg und spielte zu Bernie.

Seinen Rückpass erwischte Uwe mit dem Außenrist und schickte mich in die Gasse. Den Ball mir vorlegend übersprang ich die Blutgrätsche meines Bewachers und hatte plötzlich freie Bahn.

Das nutzte ich sofort aus und sprintete mit dem Ball in Richtung Strafraum.

Ein sauber von mir gezirkelte Flanke wuchtete Uli mit dem Kopf auf das Tor.

Der Torwart machte sich lang und länger und...

... erwischte den Ball noch mit den Fingerspitzen und lenkte ihn zum Eckball ins Aus.

Die letzte Aktion vor der Verlängerung signalisierte der Schiri.

Wieder gab Wigbert die Ecke von rechts herein.

Der Ball war sehr gut geschossen, genau auf den Elfmeterpunkt.

Dort stand ich, beobachtete den Ball genau, berechnete seine Flugbahn, meine Position, die der Mitspieler, alles in den wenigen Augenblicken in denen der Ball auf mich zuflog.

Es passte alles perfekt.

Nur zwei Schritte Anlauf, hochspringen, den Ball mit dem linken Oberschenkel abtropfen lassen und noch im Fluge Volley mit rechts die Kugel ins Tor ballern.

Ein Traumtor.

So ist es passiert.

Mir.

Im Turnier.

Im Finale.

Der Sieg war unser und der Jubel einfach riesig.

Sie trugen mich auf Händen und sangen was das Zeug hält.

Sie sangen für mich, dem Turnierkiffer.

 

Ende

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


 

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