Gestern Abend war er noch da , aber heute Abend seltsamerweise nicht mehr - mein Vater . Heute Morgen als ich aufgewacht bin war er auf einmal einfach nicht mehr da . Meine Mutter weckte mich um in die Scheune zu gehen und die Pferde zu füttern und das Trinkwasser zu wechseln . Ich ging also los . Hinaus aus dem kuschlig warmen Bett . Gestern als er noch da war, war es ein ganz normaler Tag. Mein Vater fuhr in die Stadt , wobei ich ihn begleiten durfte .Dort traf er ein paar Männer . Sie sahen etwas wütend aus. Danach aßen wir alle gemeinsam zu Abend . Doch als mich meine Mutter heute morgen weckte , war er seltsamerweise nicht mehr da. Am besten gehe ich zu meiner Mutter und frage sie wo er ist . Die Dielen im Flur quietschen schrecklich . Nachts bekomme ich oft Angst , wenn ich auf die Toilette muss . Mutter steht in der Küche und schält ein paar Kartoffeln . Wie jeden Mittag . Genau wie gestern essen wir wieder Kartoffeln . Ich warte noch ein bisschen bis sie fertig ist . Als sie anfängt die Kartoffeln ins heiße Wasser zu werfen frage ich : " Wo ist Vater ?" . " Solltest du nicht in der Scheune sein ? " entgegnet sie . " Ist er zum Abendessen wieder zurück ? " , ich merke , dass etwas nicht stimmt . Sie klingt als hätte sie sich weh getan . Sie muss sich wohl am Küchenmesser geschnitten haben . Sie antwortet nicht . " Morgen ist wieder Schule , nicht wahr ? " vermutet sie. " Ja , leider . " . Ich denke nicht , dass sie mir zugehört hat . Sie muss es doch bemerkt haben , als er heute morgen auf einmal nicht mehr da war . Es bleibt eine ganze Weile ruhig . Sie hat sich noch nicht einmal zu mir herum gedreht . " Weißt du ... " Sie machte eine lange Pause. Anscheinend überlegt sie gerade . " ... es ist schwer zu sagen , aber gestern waren ein paar Männer hier . Sie haben deinen Vater mitgenommen . Er wird dort einige Zeit bleiben . Ich weiß nicht wie lange ." erklärt sie endlich. Ich will nicht aufdringlich sein, also frage ich jetzt besser nicht weiter . Nicht jetzt. Sie nahm ihr Taschentu! ch aus d er Schürze. Sie wischt ihr Gesicht ab und dreht sich zu mir um . Ich kann genau erkennen , dass sie geweint hat . Ihre Augen sind rot und etwas angeschwollen . So hat sie nur ausgesehen , als Großmutter vor einem Jahr starb . Ich weiß , dass sie geweint hat . Sie nimmt tief Luft und öffnet den Mund : " Es wird jetzt eine schwere Zeit . Wir können auch nicht lange hier bleiben . Gleich morgen fahren wir in die Stadt und wohnen dort für einige Zeit im Hotel. " . Sie erzählt das alles so ängstlich . Ich kann sie nicht verstehen . In der Stadt ist es aufregend und man sieht viele Leute und neue Dinge . Ganz verschiedenes. Plötzlich klingelt es an der Tür . Mutter schreckt auf und rennt auch sofort hin . Ich folge ihr , bleibe aber so stehen , dass sie mich nicht sieht , während sie an der Tür steht . Ich verstehe immer noch nicht so ganz warum er heute morgen auf einmal nicht mehr da war . Sie öffnet die Tür und draußen stehen die verärgerten Männer aus der Stadt . Sie haben Gewehre bei sich .
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 04.02.2012.
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