Irene Beddies

C'est la vie



 
 
Der Sommer war auf seinem Höhepunkt. Der See lag verträumt inmitten des Waldes. Auf seiner Oberfläche spiegelten sich das grüne Laub der Bäume und der sonnige Himmel, da, wo das Blätterdach ihn durchließ. Es war still ringsum. Nur ein leises Sirren kleiner Mücken, die im Schatten ihr Spiel trieben, war zu vernehmen.
Auf einem großen Seerosenblatt saß ein dicker Frosch. Das Blatt lag im Schatten einer Trauerweide, die ihre Äste weit über das Wasser hängen ließ.
Der Frosch döste vor sich hin. Er fühlte sich geborgen hier auf der grünen Fläche. Nebenan auf einer weißen Blüte saß eine blaue Libelle im Sonnenschein und putzte ihre schillernden Flügel. Sie sah sich in keiner Gefahr, hatte sie doch beobachtet, wie der Frosch sich an einer dicken Fliege gesättigt hatte.
 
Im leisen Wellengang  wiegten sich Blatt und Blüte. Der Frosch schlief ein.
Die Sonne wanderte ein Stück weiter und schien auf seinen Rücken. Mit schmerzender Haut wachte er auf. Ein Sonnenbrand?
Schnell tauchte er ins Wasser, um die schmerzenden Stellen zu kühlen.
Die Libelle äugte misstrauisch von der Blüte auf den heran schwimmenden Frosch, streckte ihre Flügel aus, schwebte davon und machte Jagd auf eine der kleinen Mücken.
 
Das brachte den Frosch darauf, dass es Zeit war, selbst wieder etwas in den Magen zu bekommen. Dazu aber musste er festen Grund unter den Beinen haben. Er vermied es, zurück auf ein Seerosenblatt zu klettern, paddelte stattdessen ans schattige Ufer und setzte sich auf einen rundlichen Stein. Von diesem erhöhten Platz aus, ließ es sich gut in die Runde schauen. Mehrere Fliegen kamen ihm nahe, aber da sein Rücken noch immer weh tat, wollte er für so kleine Bissen nicht umherspringen. Es musste schon etwas Größeres sein, das ihm nur einmal die Mühe bereitete, sich im Sprung zu strecken.
 
Da sah der Frosch eine große Spinne an ihrem Faden vom Baum zur Erde sich bewegen. Gebannt schaute er zu, wie sie immer näher kam. Kurz bevor er springen konnte, krabbelte sie jedoch an dem Faden wieder hoch.
Der Frosch musste sich gedulden. Er wusste aus Erfahrung, dass eine Spinne nicht nur einmal in Richtung Erde kommt, sondern mehrmals, um ihr Netz zu befestigen. Mit gierigen Augen verfolgte er jede ihrer Bewegungen. Und richtig, da kam sie wieder angeschwebt. Diesmal nahm er seinen Willen und all seine Kraft zusammen, sprang hoch und erwischte sie. Das hatte sich gelohnt! Ein fetter Brocken!
Zufrieden hüpfte der Frosch ins Wasser und schwamm ein Stückchen in den See hinaus. Tat das dem Rücken gut!
 
Urplötzlich tauchte etwas Dunkles auf und zog ihn unter Wasser. Vergeblich versuchte er, mit kräftigen Beinschlägen dem Unheil zu entrinnen. Er bekam keine Luft mehr, fühlte auch keinen Schmerz, als die spitzen Zähne des Hechts tief in seinen Bauch eindrangen.
Die Libelle sah kurz die Hinterbeine des Froschs zappeln.
Dann war da nur noch ein Wasserkringel, der sich immer weiter ausdehnte.
 
Am gegenüberliegenden Ufer saß ein Angler….
 
 
©I. Beddies

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 20.03.2012. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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