Andreas Gritsch

Der Tag wo ich mein Mojo verlor


















Ja, ich bin ein hübsch anzusehender, männlicher Mann der Geld hat und Frauen und einen Fiat. Ich liebe die freie Liebe, weiß aber nicht was Herr Gauck davon hält, trotzdem spiele ich Golf. Mir war immer klar, daß ich mir selbst sehr viel, oder möglicherweise sogar alles zu verdanken habe. Ich wechsle meine Seidenkrawatten häufiger als meine Unterhosen, bin aber stets bescheiden und volksnah geblieben.  Ich trete jedem Club bei, der mich nicht ablehnt, bin von allen Sportlern der sportlichste und esse gerne Zwiebeln.
Ich bin ein Vorbild, natürlich, aber die Welt kann ich erst morgen retten, denn letzte Woche gab es einen Tag, und dieser Tag war nicht nach meinem Geschmack, denn es war der Tag wo ich mein Mojo verlor. Eigentlich enttäusche ich alle Frauen die mich begehren erst nach dem dritten mal in einer Nacht, aber heute muß ich nun schon vorher diesen Tatsachenbericht zur Lage vorlegen. Ja ! - Ich zog in so manche Schlacht, jeder Krieg wurde von mir persönlich am Ende gewonnen, aber nicht immer zog ich ohne Verwundung glorreich wieder ins Licht zurück. Da ich meinen Leib selbstverständlich privat versichert hatte, pflegte mich der jeweilig amtierende Gesundheitsminister wieder auf meinen Posten. So mancher davon mit wirklich zarten Händen.
Diesmal aber kam mir, nun ja, gelinde gesagt, etwas doch sehr privates abhanden :  Mein Mojo zeigt mir die richtige Richtung, er ist wie ein Pfeil auf dem Kompass, die letzte Zigarette in der Schachtel, ein Warndreieck auf der Landstrasse, ein Poster von Judith Rakers im Jungens-Internat, ein Brennesselstrauch in den man im Sommer fällt, der Aufstieg von St. Pauli in die erste Liga, bei Rot über die Ampel gehen, im Baumarkt die Säge anzuschalten, Winter am Gardasee, einen Monat kein Fleisch zu fressen, einmal in der Woche zu beichten, Bier aus England oder ohne Ticket mit der U-Bahn in Baden-Baden zu fahren.
Jedenfalls, ja s` weg aber bin noch der Tiger. Bleibt also bei der Zwiebelsuppe ihr zarten Wesen. Denn umsonst, nein, nein, bin ich nicht gestiegen die höchsten Berge hinauf oder rung mit die Haie vor der Küste Lilliputaniens. Ich komme wieder, keine Frage, denn heut´ ist nicht aller Tage ...äh. Nichts desto trotz ist es wie es ist und es kommt wie es kommt, Auferstehung aus der Asche, nicht am Ganges aber in euren den mir zugeworfenen Herzen. So schreite ich nun nochmal die zwei Kilometer rückwärts ab, auf welchen ich zwischen einer fremden Kneipe und einer mir völlig unbekannten Sozialwohnung die letzten Tage wandelte, und wenn ich dann mein Mojo wiederfinden tue, dann wird es hell, ganz hell mitten in der Nacht und Sterne fallen vom Himmel, und Lava tut dann auch wieder fließen und alles, endlich alles wird dann wieder gut.














































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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 21.03.2012. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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