Anja Bauer

Die letzte Trennung


 
Und was machts du, wenn dich die Nachricht trifft?
Gedanken rasen. Fliegen an dir vorbei. Du kannst Sie nicht greifen.Nicht halten.
Keiner kann dir sagen, was jetzt zu tun ist, was falsch ist, was richtig.


Du kannst nur schlucken, Ihm das Beste wünschen und weitermachen.


Auch wenn es dich innerlich zerreist.
Nie wolltes du wieder in diese Situation kommen. Nie wieder. Und doch kommt dir wieder alles vertraut vor. Es beschleicht dich, ganz heimlich, ganz still. Es ergreift dich, du kannst nichts dagegen tun, egal wie sehr du dich wehrst. Es war nie wirklich weg, nur vergraben, verbannt in irgendeiner Ecke deines Herzens und jetzt schlägt es zurück; stärker als je zuvor ,du bist hilflos; auch wenn du es nicht zugeben willst . Nach außen hin lächelst du, nach außen hin...


Und dennoch, du kannst nur schlucken und ihm das Beste wünschen, nicht mehr, nicht weniger.


Und innerlich, dort; wo es dich schmerzlich trifft und schier zerriest klafft aus der offenen Wunde die Erinnerung. Sie füllt dein leeres Hirn und die Sekunden, die dir eben noch wie Minuten erschienen werden gefüllt.


Er war es, er wird es immer sein. Du weißt es. Er nicht. Und es verletzt dich.


Du warst er, er war du und zusammen hattet ihr euer eigenes Universum. Ein Universum wie niemand anderes. Kein Aussenstehender hättes es je so sehen, fühlen und verstehen können wie du. Nein, dafür gibt es keine Worte. Nichts, was es verständlich machen könnte. Dieses Universum-das wart nur ihr beide und sonst nichts.


Er war es.Er wird es immer sein. Du weißt es. Er nicht. Es schmerzt.


Du hast dir versucht einzureden, das nun alles Besser ist. Die besten Jahre hast du an Ihn verschwendet. Hast du dir eingeredet. Um klarzukommen. Irgendwie. Einfach nur klarkommen. Nicht aufgeben. Leben weiterleben. Los! Irgendwie! Es waren die besten Jahre, ja, das waren sie. Aber nicht verschwendet. Nicht verloren. Es ist Zeit das zu erkennen.
Und nun...Was ist nun? Na was? Es dämmert dir. Du sträubst dich. Erfolglos. Es ist es soweit. Engültig. Kein Hoffen mehr. Kein Träumen. Für immer. Abermals beschleicht dich das Gefühl von damals. Doch du bist stark. Äußerlich...
Und du lässt ihn ziehen...abermals...das letzte Mal.
Es ist vorbei.
Immer.
Ein Teil wurde dir genommen. Damals wie heute. Stück für Stück. Und heute also das letzte Stück.
Du hast dir geschworen, nie wieder in diese Situation zu kommen. Hilflosigkeit. Schmerz. Taubheitsgefühl.
Du schluckst.


Du wünscht ihm das Beste. Nicht mehr, nicht weniger.


Er heiratet. Nicht dich. Eine Andere. Es trifft.
Er war es. Er wird es immer sein. Trotzdem.
Du bist es nicht. Du wirst es nie sein. Es tut weh.


Was hast du seither erreicht? Alle scheint belanglos.Denn das, was du erreichen wolltest, dein innigster Traum...den hast du nie erreicht. Wirst du nie erreichen. Niemals.
Aber Du funktionierst. So wie man es von dir erwartet. Nicht mehr, nicht weniger.
Du bist stark. Äußerlich.


Du machts weiter. Wie damals. Zeit heilt Wunden. Zeit heilt Erinnerungen. Abermals wird alles verblassen. Das letzte Mal. Du bist dir sicher.
Und du wirst wissen:


Er war es nicht. Er wäre es nie gewesen. Es tröstet.

Vorheriger TitelNächster Titel
 

Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Anja Bauer).
Der Beitrag wurde von Anja Bauer auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 21.03.2012. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

Die Autorin:

  Anja Bauer als Lieblingsautorin markieren

Bücher unserer Autoren:

cover

Auch auf Leichen liegt man weich - Kurzgeschichten von Michael Mews



"Auch auf Leichen liegt man weich" ist eine Sammlung schaurig schöner und manchmal surrealer Kurzgeschichten, in denen Alltagsbegebenheiten beängstigend werden können und Schrecken auf einmal keine mehr sind - vielleicht!

Wir begegnen Lupa, der ein kleines Schlagenproblem zu haben scheint und sich auch schon einmal verläuft, stellen fest, dass Morde ungesund sind, und werden Toilettentüren in Flugzeug in Zukunft mit ganz anderen Augen betrachten.

Und immer wieder begleiten den Erzähler seine beiden guten Freunde: die Gänsehaut und das leichte Grauen ...

Möchtest Du Dein eigenes Buch hier vorstellen?
Weitere Infos!

Leserkommentare (0)


Deine Meinung:

Deine Meinung ist uns und den Autoren wichtig!
Diese sollte jedoch sachlich sein und nicht die Autoren persönlich beleidigen. Wir behalten uns das Recht vor diese Einträge zu löschen!

Dein Kommentar erscheint öffentlich auf der Homepage - Für private Kommentare sende eine Mail an den Autoren!

Navigation

Vorheriger Titel Nächster Titel

Beschwerde an die Redaktion

Autor: Änderungen kannst Du im Mitgliedsbereich vornehmen!

Mehr aus der Kategorie "Besinnliches" (Kurzgeschichten)

Weitere Beiträge von Anja Bauer

Hat Dir dieser Beitrag gefallen?
Dann schau Dir doch mal diese Vorschläge an:

Meine Straße von Monika Klemmstein (Besinnliches)
Liebes Mausi von Margit Kvarda (Humor)

Diesen Beitrag empfehlen:

Mit eigenem Mail-Programm empfehlen