Kennst Du das Gefühl, wenn die Welt für kurze Zeit Dir zu gehören scheint? Du sitzt irgendwo und lächelst vor Dich hin.
Ich hab Dich gesehen, letztens.
Es war ein regnerischer Tag. Die Wolken hingen tief und damit auch die Stimmungen der meisten Leute um mich herum. Ich saß in einem kleinen Café bei mir um die Ecke.
Als Du ins Café kamst, hab ich Dich erst gar nicht so wahrgenommen, doch als Du etwas länger suchend im Rampenlicht standest, musste ich Dich einfach sehen. Viele gehen, sobald sie ein Cafe betreten, schnell, unsicher und „betreten“, zum erstbesten Tisch. Nicht Du. Du hast sie erst alle abgecheckt, um Dir dann den besten zu nehmen. Nicht sinnlos neben dem eigenen Leben herlaufen, sondern sich nehmen, was einem gehört.
Du kamst alleine. Keine fragenden Blicke zu den anderen Tischen von wegen Die-anderen-denken-bestimmt-ich-hätte-keine-Freunde. Im Gegenteil, Du hast es Dir so verdammt gemütlich gemacht, dass ich neidisch war, nicht bei Dir zu sitzen, an dem Tisch. Doch ich war einfach zu scheu, diesen Schritt zu wagen.
Erst hast Du nur dagesessen, Dich von der Stimmung eines Cafés einfangen lassen. Später hast Du einen Block rausgeholt und geschrieben – einen Brief, eine Geschichte, was auch immer, ich weiß es nicht.
Du hattest die ganze Zeit dieses Lächeln auf den Lippen. Dir konnte keiner was. Dir gehörte der Tag. Vielleicht die ganze Welt an diesem Tag.
Ich selbst wurde mit jedem Augenblick glückseliger. Und ruhiger. Die Gewissheit, dass ich es schaffen würde, dass ich ALLES schaffen würde, was ich wollte. Der Tag war so übel angefangen und nun saß ich hier, mein Grinsen wurde breiter. Ich fühlte endlich wieder das Kribbeln, das mir schon so oft zeigte, das etwas Gutes geschehen würde.
Ich liebe Menschen, die ihr Leben zu genießen wissen und dieses nicht mit einer Überheblichkeit tun. Ich liebe sie.
Seitdem sitze ich jeden Tag in diesem Café und warte auf Dich, um Dich wiederzusehen. Du weißt noch nicht einmal von mir, weil ich zu feige war, Dich anzusprechen.
Aber ich habe die Gewissheit, dass das nicht mehr lange so sein wird. Ich genieße die Zeit bis dahin. Der Tag kann kommen. Ich bin bereit mich mitreißen zu lassen.
Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Sandra Kahler).
Der Beitrag wurde von Sandra Kahler auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 08.03.2003.
- Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).
Sandra Kahler als Lieblingsautorin markieren
Unser Literaturinselchen - An vertrauten Ufern
von Elfie Nadolny
Bebilderte Gedichte und Geschichten von Elfie und Klaus Nadolny
Möchtest Du Dein eigenes Buch hier vorstellen?
Weitere Infos!
Vorheriger Titel Nächster Titel
Hat Dir dieser Beitrag gefallen?
Dann schau Dir doch mal diese Vorschläge an:
Diesen Beitrag empfehlen: