Wally Schmidt

Das mysterioese Osterei

 

 

Wir hatten ein Haus in der Haute Provence gekauft. Im April 1997 fuhren wir, mein Mann und ich dort hin, um noch einiges zu verschoenern und zu renovieren. Das Haus war in einem sehr guten Zustand, nur war nicht alles nach unserem Geschmack. Die Tapeten hatten riesengrosse Blumen, so garnichts fuer uns, doch typisch franzoesisch. Die hatten wir aber schon durch andere ersetzt.

Jetzt ging es noch darum, die Fussboeden mit Fliesen zu belegen. Das war natuerlich eine Heidenarbeit. Unsere lieben Freunde aus der alten Heimat, hatten extra ihre Osterferien geopfert, um uns zu helfen. Als wir ein paar Tage da waren, reisten sie an. Sie brachten unsere Tochter mit, die sich auch nuetzlich machen wollte. Ausserdem, was sehr wichtig war, wollte sie mal ihr zukuenftiges „Erbstueck“ sehen. Jetzt arbeiteten die Maenner von morgens bis abends mit den Fliesen, und sie sahen wunderbar aus ( die Fliesen, die Maenner sehr abgekaempft!). Zwischendurch wurde mal etwas gefuttert und getrunken, und dann ging es weiter. Gaby, unsere Freundin, rupfte im Garten das viele Unkraut aus. Stephanie, unsere Tochter, bekochte die ganze Mannschafft. Ich hatte sie uebrigens mal beobachtet, als sie auf unserem Balkon stand. Ihre Augen konnten sich scheinbar nicht satt sehen an der Landschaft. Es ist auch ein ueberweltigender Anblick. Es war schoen, dass es ihr gefiel. Wir hatten sie naemlich etwas ueberrumpelt mit dem Hauskauf.

 

Dann kamen die Ostertage. Wir hatten im Haus nur drei Liegen, dort schliefen wir wie die Penner, ganz einfach und ziemlich ungemuetlich. Doch es war ja nur fuer kurze Zeit. In der Kueche gab es zwei Campingtische und einige Campingstuehle. Auf der Erde standen ein Miniofen und die Kaffemaschine. Unsere ganzen Moebel waren natuerlich noch in der anderen Wohnung. Mein Mann und ich, wir hatten ein paar Stuecke fuer unser neues Haus beim Antiquitaetenhaendler gefunden. Es waren eine kleine, halbrunde Couch, ein halber Schrank mit einem ausklappbaren Bett und eine Recamiere. Von zu Hause hatten wir uns einen kleinen, runden Tisch, in dunklem Holz und einen, auch kleinen, Sessel mitgebracht. Es musste erst mal alles, was klein war, mitgenommen werden, sonst passte es nicht in unseren Campingbus. Dann hatten wir noch ein typisch provenzalisches Moebel erstanden. Es ist ca. 70 cm hoch und 20 cm breit und tief. Oben hat es eine Klappe. Man kann darin die Baguettes aufbewahren.

Jetzt war also Ostern. Ich hatte viele Ostereier gefaerbt und hatte sie, so gut es ging, im zukuenftigen Salon versteckt. Das war sehr schwiereig, es gab ja kaum Moebel. Doch ich hatte auch eine Blumenvase von zu Hause mitgeschleppt, so gab es ein Teil mehr wo ich ein Ei verschwinden lassen konnte. Meine Eier waren gezaehlt, ich wusste genau wie viele ich versteckt hatte. Es gab ein grosses Hurra, als die Anderen hoerten, dass sie am Ostermorgen Eier suchen durften. Draussen war es an dem Tag zu frisch, deshalb mussten wir drinnen Ostern feiern. Alle suchten also mit viel Geschrei Ostereier. Sie wurden am Schluss bewunde,rt und jeder freute sich ueber die Anzahl, die er gefunden hatte. Ich zaehlte alle, und siehe da, es fehlte eins. Jetzt begann bei allen die grosse Sucherei. Es war zum Verruecktwerden, wir fanden das Ei nicht. Bis Nachmittags haben wir immer wieder geguckt, doch nichts wurde gesichtet. Alle verstanden das nicht. Na, wir haben die anderen Eier gefuttert und spaeter ein typisches franzoesisches Menue. Freunde aus Marseille kamen noch in unser unfertiges Haus, und wir hatten einen wunderschoenes Osterfest.

Das fehlende Ei liess mir allerdings keine Ruhe. Ich suchte immer wieder bis wir nach Hause fuhren, es war nicht zu finden.

Einen Monat spaeter sind wir in unser „Château“ eingezogen. Als alles eingeraeumt war, fand ich, dass die Couch etwas zu nah an der Tuere stand. Ich schob sie einige Zentimeter zur anderen Seite und??? Siehe da, da war das Ei!!!! Ich schwoere bis heute, dass es in unserem Haus Geister gibt. Die Biester hatten das Ei weggenommen, und als wir einzogen, wieder hingelegt. Ich nehme an, da werdet Ihr mir doch sicher zustimmen.( Oder denkt da mancher, wir waeren zu bloed gewesen, richtig zu gucken?)

Allen ein wunderschoenes Osterfest!

Vorheriger TitelNächster Titel
 

Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Wally Schmidt).
Der Beitrag wurde von Wally Schmidt auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 05.04.2012. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

Die Autorin:

Bild von Wally Schmidt

  Wally Schmidt als Lieblingsautorin markieren

Bücher unserer Autoren:

cover

Emma: Holt mich hier raus von Manfred Ende



Gesellschafts- oder zwischenmenschliche Fragen? Der Autor erzählt eine Familiengeschichte in einer inzwischen historischen Zeit und in einem Land, das es nicht mehr gibt: in der DDR. Emma, eine betagte, aber bisher sehr selbstständige und auf unaufdringliche Art freigeistige Rentnerin, verliert bei einem Autounfall ihre Tochter und einen Fuß. Mit beiden Verlusten gilt es, weiterzuleben.

Möchtest Du Dein eigenes Buch hier vorstellen?
Weitere Infos!

Leserkommentare (1)

Alle Kommentare anzeigen

Deine Meinung:

Deine Meinung ist uns und den Autoren wichtig!
Diese sollte jedoch sachlich sein und nicht die Autoren persönlich beleidigen. Wir behalten uns das Recht vor diese Einträge zu löschen!

Dein Kommentar erscheint öffentlich auf der Homepage - Für private Kommentare sende eine Mail an den Autoren!

Navigation

Vorheriger Titel Nächster Titel

Beschwerde an die Redaktion

Autor: Änderungen kannst Du im Mitgliedsbereich vornehmen!

Mehr aus der Kategorie "Erinnerungen" (Kurzgeschichten)

Weitere Beiträge von Wally Schmidt

Hat Dir dieser Beitrag gefallen?
Dann schau Dir doch mal diese Vorschläge an:

Meine Gedanken zu unserer Welt von Wally Schmidt (Trauriges / Verzweiflung)
Frau Winke Winke von Norbert Wittke (Erinnerungen)
7 Punkte, warum Sie als Mann NIEMALS ... von Helena Ugrenovic (Humor)

Diesen Beitrag empfehlen:

Mit eigenem Mail-Programm empfehlen