Wir Kinder vom Land

Meine Mutter sagt immer: „Sei froh, dass du auf dem Land lebst und in keiner lauten Großstadt!“. Als ich klein war, war meine Antwort immer: „Bin ich auch, Mami!“. Mittlerweile hat sich meine Reaktion auf den Satz meiner Mutter von einem fröhlichen Quicken zu einem tierhaften Fauchen verändert.
Natürlich nicht, weil ich in der Pubertät bin und alles hinterfrage, sondern weil Mama in die Wechseljahre kommt und schwierig geworden ist. Aber tatsächlich frage ich mich, ob ich meine Kinder später auf dem Land, in der Stadt oder in der Wüste aufziehen will?!
Die Argumentation von Eltern: „Die schöne frische Luft“ oder „Ein Wald direkt am Haus“, zieht bei mir nicht mehr. Mit der schönen „frischen“ Luft wurde wohl die Gülle gemeint, die die Bauern aus unserem Kaff jeden Tag ausfahren – ich wunder mich, dass sich überhaupt eine Pflanze auf den Feldern noch traut zu gedeihen- und der Wald direkt am Haus ist keine Spielwiese, sondern ein tückisches, verstörendes Labyrinth indem ich mich an meinem 7. Geburtstag verlaufen hatte und erst 4 Stunden später, als meine Party schon vorüber war, wieder rausfand. Also ein weiterer Minuspunkt für das Landleben! Natürlich finde ich es erfreulich, dass keine Autos und keine Art des Lärms meine Schlaforgien stört –bis auf eine latent aggressive Eule, deren Lebenssinn wohl darin besteht mich jeden Morgen um Punkt 8 zu wecken-, aber die Vorstellung nur 10 Minuten bis zur nächsten Shoppingmall zu brauchen ist besser als alles andere (bis auf ein Konzert bei KIZ). Ich hoffe einfach, dass meine Kinder genau so cool wie ich werden, ich nicht bis dahin in die Wechseljahre gekommen bin und mit denselben Sätzen argumentiere und es eine Wohnung nah an einem Einkaufszentrum gibt.

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