Andreas Rüdig

Der Zickerich

Tante Hulda

stammt aus Fulda

Sie ist eine Art von Frau

aus der man wird nicht schlau

und mal ist sie herzensgut, mal überspannt

dann ist noch jeder von ihr weggerannt

große Hüte, Boxershorts

trägt sie nicht nur beim Lieblingssport

ihr Minitop ist rosarot

ihr Mann ist dann schnell bedroht

und vor großer Störrigkeit

war sie noch nie gefreit

küß mich, jetzt aber bitte nicht

sagt sie dir voll ins Gesicht

lauche, weine, springe

liebe, küsse, singe,

ihre Launen wechseln stündlich,

wenn nicht gar stündlich

 

Kennen Sie den Vulkaniergriff, mit dem man Gedanken lesen und Wissen übertragen kann? Sie haben ihn bestimmt schon mal im Fernsehen gesehen, zumindest dann, wenn Sie Trekkie sind und regelmäßig Raumschiff Enterprise sehen.

 

Es gibt einen ganz handfesten Grund, warum ich Sie danach frage. Meine Frau, die Hilda, war früher eine Zimtzicke, wie sie im Buche steht, launisch, sprunghaft, unausgeglichen, extravagant und mit einer Zunge ausgestattet, die spitzer als Schraube und Nagel zusammen ist.

 

Doch wie dieses Verhalten ändern? In Kindergarten und Schule kann ich Hilda ja nicht mehr schicken, dafür ist sie inzwischen deutlich zu alt. Da habe ich mich an diesen Vulkaniergriff aus dem Fernsehen erinnert. Ob er wohl nur bei Schauspielern im Fernsehen wirkt. Oder auch bei uns normalen Menschen? Ich war neugierig, um es bei mir im Selbstverauch zu testen. Ein Finger auf die Stirnschlagader, eine auf die Nasenwurzel und den Daumen auf`s Ohr, nicht wahr? Ich brauchte lange, bis ich erfolgreich meine eigenen Gedanken an mich selbst übertragen konnte. Und dann kam der große Tag, an dem ich den Vulkaniergriff an Hilda anlegte. Doch kaum legte ich meine Finger an Hildas Gesicht an, bekam ich auch schon einen heftigen Schlag, der mich von meinem mir angetrauten Weibe wegschleuderte. Seitdem ist etwas verkehrt in dieser Wert. Hilda ist das sanftmütigste Geschöpf der Welt, das ich kenne. Auch mich selbst kann ich mich aber immer weniger verlassen. Ich weiß nie, wonach mir morgen der Sinn steht, ob es mir noch Spaß machen wird, was ich heute tue. Ich erinnere mich an meine Frau vor dem Charakterwechsel. Ob es wohl auch männliche Zicken gibt, Zickeriche vielleicht?

 

Hintergrundwissen

 

In der Umgangssprache von heute ist die Zicke eine Frau mit verschiedenen unsymphathischen Charaktereigenschaften und Verhaltensweise.  Jemand kann auch "zicken"; das Wort ist hier zu einem Tätigkeitswort = Verb mutiert. Die Person macht dann unerwartete und unangemessene Schwierigkeiten. Benutzt man das Adjektiv = Eigenschaftswort, dann ist jemand zickig. Eine Zicke ist überspannt, launisch, eigensinnig, selbstverliebt, spitz, neidisch, eifersüchtig, arroganz und ungerecht.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 07.05.2012. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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