Jürgen Schnaible

Die Reise zum Mars

Kora weckte ihre beiden Kinder Maya und Timo. Sie mussten sich beeilen, denn heute würde für Familie Martinek ihr großes Abenteuer beginnen. Sie hatten sich entschlossen Onkel Simon zu besuchen. Das Besondere an dem Besuch war, dass Simon seit fast fünf Jahren auf dem Mars wohnte. Er gehörte zu den Wissenschaftlern, die auf dem Mars wohnten und arbeiteten. Er hatte seinen Bruder Nils und seine Familie eingeladen, ihn zu besuchen. Nun sollte es also endlich losgehen. Nils und Kora waren schon länger auf, um die restlichen Sachen zu packen und alle Papiere zusammenzusuchen. Jetzt mussten auch die Kinder ihre wichtigsten Sachen zusammensuchen, die sie mitnehmen wollten. Sie hatten nur noch Handgepäck mitzunehmen, wo das Notwendigste drin war, da die Koffer für den Flug schon vor Tagen zum Raumhafen geschickt und dort untergebracht wurden.
 
Das Raumschiff, mit dem sie fliegen würden, war ein Versorgungsschiff, das regelmäßig zwischen der Erde und dem Mars hin und her flog. Dabei wurden nicht nur Nahrungsmittel und alles Mögliche an Material für den Mars transportiert, sondern auch Passagiere, die zum Mars unterwegs waren, sei es als Besucher, Arbeiter oder Bewohner des Mars. Ganz billig war so ein Flug natürlich nicht und Familie Martinek hatte lange auf diese Reise warten müssen. Ohne einen besonderen Grund war es sowieso sehr schwierig, einen Flug zu bekommen. Da Onkel Simon allerdings schon länger als Wissenschaftler auf dem Mars lebte und arbeitete, hatte man schon eher die Möglichkeit als Besucher zu ihm zu fliegen. Onkel Simon hatte in der Marssiedlung eine Besucherwohnung für Nils und seine Familie reserviert, in der sie eine Woche auf dem Mars wohnen würden.
 
Nils und Kora gingen gerade noch mal ihre Liste durch, als jemand an der Tür klingelte. Es war Melina. Sie und ihr Mann Stefan waren gute Freunde der Familie und würden während der Reise nach der Wohnung sehen. Kora war froh, dass Melina da war, denn sie wollte nicht gehen, ohne mit ihr noch einmal das Wichtigste durchgegangen zu sein. Kora hatte extra noch eine Liste gemacht und einen Ersatzschlüssel nachmachen lassen, den sie Melina übergab und nach Stefan fragte. Melina sagte, dass er im Moment sehr beschäftigt sei. Er wollte eigentlich heute mitkommen, um sich zu verabschieden, aber es war leider nicht möglich. Gleich am frühen Morgen fuhr er ins Forschungszentrum, in dem er schon längere Zeit arbeitet. Er war dort mit der Erforschung neuer Energiegewinnung beschäftigt, um den stetig steigenden Energiehunger einer Technologiegesellschaft zu sättigen. Melina erzählte, dass sie beim Experimentieren etwas Neues entdeckten. Es sei allerdings noch nichts in die Öffentlichkeit gelangt, weil alles noch geheim sei und sich einige Wissenschaftler auf diesem Gebiet erst mal treffen wollten, um noch ein paar Experimente zu machen. Es schien, als wisse man noch nicht viel über diese neue Energiequelle. Stefan wüsste natürlich mehr über das Ganze. Zumindest war im Forschungszentrum ordentlich was los, da sich die Wissenschaftler heute dort treffen würden. Natürlich konnte Stefan da nicht weg, aber vielleicht könnte man ihn später mal anrufen, wenn er zufällig Zeit hätte. Für Nils war das eine gute Idee, da er wissenschaftlich sehr interessiert war und sich von Stefan noch verabschieden wollte. Aber im Moment mussten sie sich erst mal beeilen, um ihr Raumschiff  nicht zu verpassen. Sie mussten noch mit der Bahn zum Raumhafen fahren und das war noch ein langer Weg.
 
Nachdem Kora und Nils sich bei Melina noch aufrichtig bedankten, für ihre Mühe auf die Wohnung aufzupassen, verabschiedeten sie sich. Als alles noch mal kontrolliert und nachgezählt wurde, ob auch wirklich nichts vergessen wurde, verließ Familie Martinek die Wohnung und ging hinaus auf die Straße. Danach liefen sie bis zur nächsten größeren Straßenkreuzung und warteten auf die nächste Bahn. An jeder größeren Kreuzung konnte man in die Bahn ein- und aussteigen, man musste sich nur bemerkbar machen. Jeder Haltepunkt war mit einem Schild gekennzeichnet. Somit war die Bahn das Fortbewegungsmittel Nummer eins, da man mit ihr überall hinkommen konnte. Man konnte die Bahn an der gelben Farbe leicht erkennen und es dauerte normalerweise nur ein paar Minuten, bis die nächste kam. Mehrere Bahnen fuhren immer die gleiche Runde, sodass kaum Wartezeiten entstanden.
 
Als sie die Kreuzung erreichten, kam auch schon die nächste Bahn angefahren und hielt kurz vor der Kreuzung an. Schnell stiegen die Martineks ein und suchten die nächsten freien Sitzplätze auf. Schon ging es weiter und die Bahn fuhr ihre planmäßige Strecke ab, wobei immer wieder Leute ein- und ausstiegen. Es gab mehrere Bahnen, die jeweils einen bestimmten Stadtteil durchfuhren. Eines hatten sie allerdings gemeinsam, nämlich dass sie alle nach jeder Runde durch den Bahnhof fuhren, von wo man dann umsteigen konnte, um mit einer grünen Bahn in einen anderen Stadtteil zu gelangen. Diese grüne Bahn fuhr die einzelnen Bahnhöfe der Stadtteile an. Auch die Martineks stiegen am Bahnhof aus und warteten dort auf die nächste grüne Bahn. Auch dieses Mal dauerte es nicht lange, bis sie kam. Dort eingestiegen ging die Fahrt weiter bis zum Hauptbahnhof, den jede grüne Bahn einmal pro Runde durchfuhr. Er war der Knotenpunkt, der die Städte miteinander verband. Endlich angekommen stiegen die Martineks aus und schauten auf ihren Fahrplan. Noch eine halbe Stunde hatten sie Zeit bis ihre nächste Bahn kommen würde. Diesmal waren es rote Bahnen, auf die sie achten mussten, weil diese für die Verbindungen außerhalb der Städte zuständig waren. Sie sahen sich noch ein wenig am Hauptbahnhof um, achteten aber auf jede einfahrende rote Bahn. Nils schaute noch mal auf seinen Fahrplan, in welche Nummer sie einsteigen mussten. Als diese in den Hauptbahnhof einfuhr, machten sie sich bereit einzusteigen. Die Bahn hielt an, sie gingen hinein und alle suchten sofort wieder die nächsten Sitzplätze auf. Wenig später verließ die Bahn den Hauptbahnhof und fuhr Richtung Raumhafen, der außerhalb der Stadt lag.
 
Als sie endlich am Raumhafen angekommen waren, staunten sie nicht schlecht, denn er war wirklich riesig. Auf dem ganzen Gelände waren verschiedene Gebäude verstreut und das eine oder andere Raumschiff war auf den Landeplattformen zu sehen. Sie verließen die Bahn und begaben sich ins Hauptgebäude. Dort folgten sie den Hinweisschildern, um zu dem Schalter zu gelangen, wo sie sich anmelden konnten. Da bekamen sie auch noch genaue Informationen über ihren Flug und auf was sie alles achten sollten. Für jeden gab es noch ein kleines Informationsheft, wo sie noch mal alles nachlesen konnten. Nils schaute noch mal kurz auf die Flugpläne, die er bei der Reservierung zugeschickt bekam. Es hatte sich nichts geändert, sodass die Reise wie geplant verlaufen sollte. Nun hatten sie noch ungefähr drei Stunden Zeit, bis ihr Raumschiff startete, also genug Zeit um erst mal im Raumhafenrestaurant etwas zu essen.
 
Wieder folgten sie den Hinweisschildern, um dorthin zu gelangen. Als sie ankamen, waren sie froh, dass das Restaurant nur halb voll war und sie sich noch einen guten Platz aussuchen konnten. Sie suchten sich einen Fensterplatz aus, von wo sie einen guten Überblick über den Raumhafen hatten. Jeder nahm eine Speisekarte, die auf jedem Tisch lagen und, stellte sein Essen zusammen, das er bestellen wollte. Als sich alle entschieden hatten, winkte Nils einer Bedienung, die sofort herkam, um die Bestellung aufzunehmen. Da sie jetzt noch etwas Zeit hatten, bis das Essen kam, nutzte Nils die Gelegenheit um seinen Freund Stefan anzurufen. Als er ihn tatsächlich am Telefon erreichte, war er froh, denn er wusste, dass er heute eigentlich keine Zeit hatte. Trotzdem nahm Stefan sich ein wenig Zeit, um mit Nils ein wenig zu reden. Nils bedankte sich zuerst noch mal bei Stefan, dass er und seine Frau sich die Zeit nahmen, um sich um die Wohnung zu kümmern, bis sie zurück sind. Sie unterhielten sich noch ein wenig weiter, als Nils zum Schluss noch kurz nachfragt, ob Stefan vielleicht näheres über ihr neues Projekt verraten könnte. Melina hatte ja schon erzählt, dass heute viele wichtige Wissenschaftler ins Forschungszentrum kommen würden. Stefan bestätigte die Wichtigkeit des heutigen Tages und vielleicht der ganzen Woche, je nachdem wie es lief. Es ist zwar alles noch ziemlich geheim, aber demnächst würde die Öffentlichkeit sowieso davon erfahren. Einzelheiten könne er natürlich nicht verraten, aber zumindest geht es um einen zufällig entdeckten Effekt, der bei einem der zahllosen Versuche mit Magnetfeldern entdeckt wurde. Bei einer Versuchsanordnung waren die Parameter zufällig so aufeinander abgestimmt, dass im Inneren eines Magnetfeldes ein Loch entdeckt wurde. Zuerst wurde es gar nicht wahrgenommen, bis es zufällig jemand bemerkte. Es war ein recht kleines Loch, da die Versuchsanordnung auch relativ klein war. Bei näheren Untersuchungen mit verschiedenen Messinstrumenten wurde festgestellt, dass das Loch eine Öffnung war, wodurch Materie strömte. Die Materie strömte in beide Richtungen gleichzeitig, so als ob die gleiche Menge Materie die herauskam, gleichzeitig wieder hineinging. Nur, dass die hineinströmende Materie eine andere war, als die, die herauskam. Keiner wusste allerdings, woher die ankommende Materie kam, beziehungsweise die weggehende hinging. Das Interessante und Entscheidende daran war allerdings, dass durch den Materiestrom eine Reibung entstand, wodurch eine Wärme erzeugt wurde. Diese könnte man als Energiequelle benutzen. Man hatte den Versuchsaufbau etwas vergrößert und das Ganze wiederholt. Alles hatte gut funktioniert und man konnte eine größere Wärmeentwicklung feststellen. So geheimnisvoll das Ganze auch war, wollte man es noch größer bauen. Allerdings würde man für den nächsten Versuch noch andere Wissenschaftler einladen, um dabei zu sein. Noch immer könne man nicht vorhersagen, ob das Ganze beliebig zu vergrößern wäre. Jedoch hatte man genügend Sicherungen eingebaut für den Notfall. Man könne die Stromzufuhr für das Magnetfeld jederzeit abschalten und das Magnetfeld selber regeln. Außerdem wären noch externe Sicherheitsmaßnahmen vorbereitet worden, um auch wirklich auf alles gefasst zu sein. Wenn alles so funktionieren würde, wie man es sich vorstellte, würde man die Energiegewinnung revolutionieren.
 
Stefan musste Schluss machen, da er noch viel zu erledigen hatte und Nils konnte mit seiner Familie essen, dass gerade gebracht wurde. Sie genossen dabei die Aussicht und dachten dabei, dass auch sie bald dort draußen sein würden und davonfliegen. Nils telefonierte noch kurz mit seinem Bruder Simon, um ihm zu sagen, dass sie bald unterwegs wären, und fragte nach, ob alles für ihre Ankunft vorbereitet sei. So ein Anruf zum Mars ist nichts anderes als ein Anruf auf der Erde, denn man will ja den Kontakt zu den Menschen außerhalb nicht abbrechen lassen.
 
Nachdem sie gegessen hatten, begaben sie sich in die Wartehalle, wo viele Leute schon auf ihren Flug warteten. Nach einer Weile kam eine Lautsprecherdurchsage, die die Passagiere für den Marsflug aufforderte, zum Raumschiff zu gehen. Familie Martinek folgte den anderen Passagieren die Gänge entlang, bis sie in ihr Raumschiff stiegen, dass sie von der Erde bringen sollte. Es wird sie allerdings nur bis zum Mond bringen, wo sie einen Zwischenstopp einlegen würden. Von dort aus würden sie mit einem anderen Raumschiff zum Mars fliegen. Das Raumschiff war für die Gäste recht komfortabel eingerichtet, obwohl es nur zum Mond flog und zurück. Es würde also eine kurze Reise werden für den Anfang. Alle saßen auf ihren Plätzen, als wenig später die Mitteilung gemacht wurde, dass das Raumschiff bald starten würde. Dann war es auch schon so weit und alle sahen gespannt durch das Kuppeldach nach draußen, das den Passagieren einen herrlichen Ausblick bot.
 
Langsam hob das Raumschiff ab und beschleunigte stetig. Sie flogen direkt in Richtung des Mondes, wobei die Erde unter ihnen immer kleiner wurde. Alle starrten fast die ganze Zeit hinaus, um ja nichts zu verpassen. Für viele war es das erste und vielleicht auch das letzte Mal, wo sie so etwas erleben konnten. Sie verließen die Atmosphäre und es umgab sie der dunkle Weltraum. Die Schwerelosigkeit wurde durch eine künstliche Schwerkraft erzeugt, sodass die Passagiere nichts von der fehlenden Erdanziehungskraft bemerkten. Die Sterne in der Umgebung waren nun deutlich zu sehen. Der Mond, auf den sie zuflogen, wurde immer größer und die Erde hinter ihnen immer kleiner. Es dauerte auch nicht lange, bis sie den Mond erreichten und auf den einzigen Raumhafen dort zusteuerten. Man erkannte auf  einmal die Mondbasis anhand ihrer auffälligen Beleuchtung und den Raumhafen unter ihnen. Er war ganz schön groß ausgebaut worden in den letzten Jahren.
 
Das Raumschiff setzte zur Landung an, die problemlos verlief und die Passagiere konnten durch eine Schleuse die Raumfähre verlassen, um in das Raumhafengebäude zu gelangen. Sie kamen in eine große Halle, in der sie sich erst mal alle versammelten, um abzuwarten, wie es weitergehen sollte. Plötzlich kam eine Mitarbeiterin des Raumhafens auf die Gruppe zu. Sie sagte ihnen, dass das Raumschiff, mit dem sie weiterfliegen würden, in vier Stunden starten würde. Sie könnten sich ruhig noch ein wenig auf der Mondstation umsehen, sollten aber pünktlich wieder in dieser Halle zurück sein. Nils ging mit seiner Familie weiter die Halle entlang und holte dabei einige Prospekte aus seiner Tasche, die er sich vor der Abreise auf der Erde von der Mondstation besorgt hatte. Er hatte schon eine Idee, wo sie hingehen konnten. Es gab nämlich ein Gebäude, das aus einer großen Kuppel bestand und als Multifunktionsgebäude diente. Die ganze Kuppel war ein großer Raum und die einzelnen Abschnitte in einzelne Ebenen unterteilt. Auf der obersten Ebene war die Aussichtsplattform mit Sitzgelegenheiten zur Entspannung. Darunter gab es einen Unterhaltungsbereich, wo es verschiedene Möglichkeiten gab, sich die Zeit zu vertreiben. Für Kinder waren da die neuesten Spielkonsolen aufgebaut, die stets gut besucht waren. In der untersten Ebene war ein Lokal, wo man sich noch eine Kleinigkeit zum Essen und Trinken bestellen konnte. Man lief eine Treppe entlang, die an der Kuppelwand entlang nach oben lief, um auf die einzelnen Ebenen zu gelangen. Die Plattformen bestanden alle aus Glas, sodass man durch die einzelnen Ebenen schauen konnte. Maya und Timo rannten natürlich sofort zur Unterhaltungsplattform, während Nils und Kora auf die Aussichtsplattform gingen. Von dort oben hatten sie einen großartigen Rundumblick über fast die gesamte Mondbasis. Auch den Raumhafen konnten sie erkennen, auf dem ein großes Raumschiff stand, viel größer als die Raumfähre mit der sie kamen. Möglicherweise ihr Raumschiff mit der sie zum Mars fliegen würden.
 
Als Nils und Kora genug gesehen hatten, gingen sie nach unten, um nach den Kindern zu schauen. Die waren allerdings sehr beschäftigt und liefen von einer Spielkonsole zur andern. Nils sagte ihnen, dass er mit Kora nach unten gehen würde und falls sie was essen oder trinken wollten, nachkommen sollten. Nils ging also mit Kora hinunter zum Lokal, von wo sie dank der Glaskuppelform des Gebäudes auch eine klasse Aussicht hatten. Sie bestellten sich was zu trinken und Nils nahm sein Telefon. Er wollte nur noch kurz seinen Bruder Simon anrufen und ihm Bescheid geben, dass sie bereits auf dem Mond landeten. Simon bestätigte am Telefon noch mal, dass alles für ihre Ankunft vorbereitet sei und er sie persönlich abholen würde. Nachdem das kurze Gespräch beendet war, wollte Nils noch einmal Stefan anrufen. Nachdem er es einige male probiert hatte, bekam er ihn endlich ans Telefon. Er klang ziemlich aufgeregt und sagte, dass er gerade keine Zeit zum Reden hätte. Er würde ihn aber später zurückrufen. Nils war ziemlich überrascht über Stefans Reaktion auf seinen Anruf. Er hatte ihn noch nie so am Telefon erlebt. Irgendwas musste passiert sein. Sofort rief er Melina an, ob sie wusste, was passierte. Melina ging sofort ans Telefon, so als ob sie auf einen Anruf gewartet hätte. Sie sagte, dass sie auch nichts Genaues wüsste, aber im Forschungszentrum musste das letzte Experiment außer Kontrolle geraten sein. Alle Wissenschaftler und Personal die dort waren, wären mit der Bahn nach Hause gefahren, um ihre Sachen zu packen und ihre Familie zusammenzusuchen. Alle wollten sich am Raumhafen treffen. Ein Raumschiff würde auch schon für sie bereitstehen. Auch sie sei gerade beim Packen, um mit den Kindern, die sie danach noch von der Schule abholen musste, zum Raumhafen zu fahren. Dort würde sie Stefan treffen, der ihr dann alles genauer erklären würde. Wenn sie mehr wissen würde, werde auch sie sich wieder melden, aber jetzt müsste sie Schluss machen, da sie es sehr eilig hätte.
 
Nils war sprachlos. Er wusste nicht, was dort unten auf der Erde vor sich ging, aber irgendetwas war passiert und es schien nichts Gutes zu sein. Er berichtete seiner Frau, was er gerade am Telefon gehört hatte, aber auch sie konnte sich keinen Reim darauf machen. Sie konnten nur abwarten bis Stefan oder Melina sich wieder meldeten. Nils und Kora waren noch in Gedanken und blickten hinaus auf die Mondlandschaft, als ihre Kinder Maya und Timo herunterkamen und sich zu ihnen setzten. Ihre Eltern erzählten nichts von dem Telefongespräch, weil sie die Kinder nicht unnötig beunruhigen wollten und sie selber ja nicht wussten, was wirklich passiert war. Nils schaute auf die Uhr. Es war noch genug Zeit um etwas zum Essen zu bestellen. Das Essen dauerte nicht lange, bis es serviert wurde. Während sie da saßen und ihre Mahlzeit zu sich nahmen, sah Nils fast die ganze Zeit auf einen Monitor, von denen mehrere an der Zwischendecke hingen und zur Information für die Gäste gedacht waren. Sie zeigten normalerweise die ganze Zeit die wichtigsten Nachrichten und zwischendurch Information über die Ankunft oder den Abflug der Raumschiffe. Auch aktuelle Aufrufe kamen über diese Monitore. Nils verfolgte allerdings hauptsächlich die Nachrichten, ob er doch noch etwas mehr erfahren konnte. Aber keine Nachricht über Geschehnisse im Forschungszentrum auf der Erde gab es zu sehen. Entweder war es nicht so schlimm, oder die Öffentlichkeit wurde noch nicht informiert. Vielleicht sollte auch nichts in die Öffentlichkeit um eine Panik zu vermeiden. Nils schaute wieder auf seine Uhr. Sie hatten noch zwei Stunden Zeit. Er überlegte dauernd, was er noch erledigen könnte, bevor der Flug losging, aber ihm fiel einfach nichts ein. Er war schon zu weit von zu Hause weg, um noch irgendwas zu regeln.
 
Nils wollte nicht länger hier herumsitzen und begab sich mit seiner Familie zurück in die große Halle, von wo sie herkamen. Dort schauten sie sich noch etwas um und kauften noch ein paar Kleinigkeiten, die sie auf ihrem Flug mitnehmen wollten. Auch ein paar Andenken an die Mondbasis waren dabei. Plötzlich bemerkten sie, dass sich eine gewisse Unruhe breitmachte. Als sie ankamen, war alles sehr ruhig und überschaubar. Auf einmal lief jedoch mehr Personal herum als vorher und scheinbar etwas hektisch und ungeordnet, als ob sie auf ein Ereignis reagieren müssten, auf dass sie nicht vorbereitet waren.
Endlich kam die Durchsage für den Marsflug an dem auch die Martineks teilnahmen. Sie sollten sich sofort zu ihrem Raumschiff begeben. Nils war froh, dass es endlich losging. Er wollte endlich weg vom Mond, denn er hatte ein ganz komisches Gefühl. Je eher sie auf dem Mars ankommen würden, je besser. Die Martineks gingen mit den anderen Passagieren zum Raumschiff. Er hoffte, dass der Flug nicht noch abgebrochen würde. Aber es sah so aus, als ob sie bald starten würden. Tatsächlich lief alles dann ganz schnell. Als die Passagiere alle ihre Plätze eingenommen hatten, kam auch schon die Durchsage, dass sie in zwei Minuten starten würden. Auch hier bemerkte Nils eine gewisse Hektik. Das Raumschiff startete und flog in Richtung Mars. Nils war erleichtert, endlich unterwegs zu sein. Es gab hoffentlich nichts mehr, dass sie aufhalten konnte.
 
Das Raumschiff, in dem sie saßen, war viel größer als die Mondfähre, denn es wurden viele Güter damit zum Mars und wieder zurücktransportiert. Bei diesem Raumschiffstyp war allerdings kein Kuppeldach, wie auf der Mondfähre, sondern auf den Seiten und an der Decke runde Fenster, wo man nach draußen schauen konnte. Es wurde bei so einem großen und schnellen Raumschiff, auf so einem langen Flug, mehr Wert auf Sicherheit gelegt. Als Nils aus dem Fenster zurückschaute, wo die Erde und der Mond langsam kleiner wurden, entdeckte er etwas Außergewöhnliches. Gerade noch zu sehen war, dass scheinbar mehrere Raumschiffe der verschiedensten Bauart, die Erde in Richtung Mond verließen. Nils zeigte seiner Familie dieses ungewöhnliche Bild hinter ihnen. Auch Kora fand diese vielen Raumschiffe gleichzeitig sehr ungewöhnlich. Vor allem, wo sollten sie alle auf dem Mond landen. Das war unmöglich. Daher vielleicht auch die plötzliche Hektik auf der Mondstation. Sie wurden vorgewarnt, was auf sie zukam. Deswegen möglicherweise auch der schnelle Start, damit es Platz gibt auf dem Raumhafen. Dann erkannten sie, dass vom Mond aus noch weitere Raumschiffe starteten. Es sah so aus, als würden alle flugbereiten Raumschiffe, die zum Mars fliegen konnten, ihnen folgen. 
Nils wurde es langsam unheimlich. Was war auf der Erde passiert?
 
Wieder nahm er sein Telefon und rief seinen Bruder Simon auf dem Mars an. Über den Bordfunk des Raumschiffes war das jederzeit möglich. Er fragt ihn zuerst, ob er in den Nachrichten etwas erfahren hätte, dass etwas Besonderes auf der Erde passiert sei. Simon hatte jedoch nichts Außergewöhnliches mitbekommen. Nils verstand das Ganze nicht und vermutete, dass die Öffentlichkeit tatsächlich noch nicht vollständig informiert wurde, um eine Panik zu vermeiden. Er erzählte ihm, was er wusste, und bat ihn sich darum zu kümmern, dass der Aufenthalt auf dem Mars möglicherweise doch länger als geplant werden könnte. Er wollte den Vorsprung nutzen, den er hatte, bevor die anderen auf dem Mars eintreffen würden. Als er das Gespräch beendete, klingelte plötzlich sein Telefon. Es war Stefan. Er erzählte, dass er gerade mit seiner Familie und anderen Kollegen mit ihren Familien in einem Raumschiff saßen, dass gerade in Richtung Mond unterwegs sei. Nils wiederum erklärte Stefan, dass sie schon in Richtung Mars unterwegs wären und die vielen Raumschiffe hinter sich sahen. Nun wollte er aber doch endlich wissen, was auf der Erde passiert war. Stefan begann zu erzählen. Er hatte ja von ihrer neuen Entdeckung erzählt und dass sie mit anderen Wissenschaftlern noch einiges testen wollten. Man wollte die Anlage so groß bauen, so dass man damit größere Mengen Energie erzeugen konnte. So hatte man das Ganze Stück für Stück hochgefahren und die Energiegewinnung gemessen. Anfangs funktionierte alles noch wunderbar, aber als die Öffnung, wodurch die Materie strömte, eine bestimmte Größe hatte, ging alles ganz schnell. Der Materiefluss war so groß, dass die Materie, die hineinfloss, anfing, die Magnetspulen selbst aufzulösen. Wir hatten also unsere Materie in einen anderen Raum oder eine andere Dimension weggesaugt und umgekehrt. Normalerweise hätte das Magnetfeld zusammenbrechen müssen, als es die Spulen zersetzte. Jedoch war der Sog so stark, dass der Materiefluss sich selbst am Leben hielt und nicht mehr zu stoppen war. Damit konnten wir nicht rechnen, da wir zuvor noch keine Erfahrung damit hatten. Als Nils nachhakte, was sie dagegen tun würden, gab Stefan zur Antwort, dass es nicht mehr aufzuhalten sei. Je mehr Materie hineingezogen würde, je größer würde das Loch. Es floss natürlich auch Materie von der anderen Seite zu uns herein, aber es sei nicht die gleiche, die im selben Moment hinausgeht. Somit veränderte sich in der ganzen Umgebung die Zusammensetzung der Materie und es gäbe unkontrollierbare chemische und physikalische Reaktionen. Man könne das Forschungszentrum nicht mehr betreten. Nicht mal in die Nähe dürfte man kommen. Schon bald würde man nicht mal mehr in die Stadt hinein kommen und es könnte sich immer weiter ausbreiten. Nils war wieder mal sprachlos und konnte gar nicht richtig begreifen, was da wirklich passiert war. Nur noch eine letzte Frage wollte er stellen. Wann würde er wieder auf die Erde zurückfliegen können. Stefan antwortete, dass das niemals mehr möglich sei.
 
 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 12.05.2012. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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