Stockend schreitet man voran. Durch den Nebel der Sicht beraubt, wirkt der Gang unsicher, unbeholfen, unwirklich. Ein Bild, welches die Peripherie genaustens widerzuspiegeln scheint; jenes Verschwinden und Wiederauftauchen von altbekannten oder alienierten schattenhaften Silhouetten, welches einen an dieses fortwährende Zweifeln und Hinterfragen der Beständigkeit ausliefert. Kontinuierlich gleitet der Blick zu den massiven Gebilden, welche sich der Säumung des Weges erdreisten. Doch jene von menschenhandgeschaffen Gemäuer schauen einem mit leeren Augen entgegen; sie sind verlassen, einsam wie man selbst, in dieser lebensverneinenden Stadt. Einem einstigen Zwecke dienlich, scharen sie sich nun unnütz, ausgehungerten Wölfen gleich, um ihr damaliges Hoheitsgebiet. Und doch sind ihre von Haus zu Haus so differenzierten Konstruktionen ein Magnet für die in der trüben und dunstgeschwängerten Umgebung umherschweifenden Augen.
Nur um einen im selben Moment durch ihre blanken, zerbröckelnden Außenfassaden ein Gefühl der Trauer und Endlichkeit zuvermitteln. Jene Emotionen, welche die Wahrhaftigkeit der so dichotomischen Szenerie in eine anders funktionierende Sphäre abdriften lassen, einer Sphäre die sich jenseits von Realität und Sinn bewegt. Und plötzlich sind sie da: Fragen; setzen sich zunächst zögernd aus den kriechenden Nebelschwaden ab, um sich folgend mit Nachdruck und unverhohlener Gier der Bemächtigung jemanden Sinne in den Kopf zu manifestieren. Erbarmungslos wird man gezwungen sich jene Mauerkomplexe als florierenden Puls des Lebens und Schauplatz der geteilten Freude zu imaginieren. Warum wurde eine Stadt von damalig offensichtlicher Schönheit ohne ersichtlichen Grund verlassen? Wieso muss sie nun frei von Stimmengewirr, Hundegebell und Kinderlachen ein trostloses, vergessenes Dasein fristen? Verband die ehemaligen Einwohner nichts mehr mit den Orten ihrer Kindheit, ihres Neubeginns, ihres Alltags? Pochende Fragen, die als Echo der eigenen Schritte auf dem Kopfsteinpflaster widerhallen.
Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Kristin Koch).
Der Beitrag wurde von Kristin Koch auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 22.05.2012.
- Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).
Kristin Koch als Lieblingsautorin markieren
Felix Esch: Ein gesellschaftskritischer Roman
von Madelaine Kaufmann
Felix Esch ist ein Schriftsteller mit einer besonderen analytischen Gabe, die Menschen und die Welt um sich herum zu betrachten. Gesellschaftskritisch, philosophisch und entlarvend schauen die Figuren des Romans in ihr Inneres, thematisieren die Liebe, den Hass, den Tod, manchmal dem Guten, manchmal dem Schlechten zugewandt.
Möchtest Du Dein eigenes Buch hier vorstellen?
Weitere Infos!
Vorheriger Titel Nächster Titel
Hat Dir dieser Beitrag gefallen?
Dann schau Dir doch mal diese Vorschläge an:
Diesen Beitrag empfehlen: