Serdal Börekci

Der Fremde


Der Fremde
 

 
von
 
Serdal Börekci
 

 

 
Umutsuz… Los…Umutsuz…Die Stimme war weit weg, doch sie nähert sich. Er wollte nicht der Stimme folgen, doch sie war allgegenwärtig und zu laut um ihr keine Beachtung zu widmen. Umutsuz, HAYDI. Die Stimme ergriff ihn und zog ihn aus der Dunkelheit ans licht, dieses licht brennte in seinen Augen, er wollte nicht dieses licht sehen, fühlen oder wissen das es überhaupt existierte.
 
Er war wach, vor ihm seine Mutter, die Umutsuz anlächelte und wie jeden morgen versuchte mit ihren blicken Hoffnung zu vermitteln.
 
„Du kommst zu spät in die Schule, muss dich auf den weg machen, “  sagte die Mutter mit derselben Stimme wie jeden morgen. Er schaute nur zu Ihr und nickte, suchte seine Hose und lief in Richtung Badezimmer. Der Spiegel im Badezimmer, zeigte ein Bild von einem Menschen, denn er selber nicht mehr erkannte, wer ist das, dachte er und brauchte ein paar Minuten sich zu erkennen. Sich rasieren, die Haare kämen oder die Zähne putzen, um sich selber zu gefallen und zu mögen…NEIN, das ging nicht, was man mag, wird sowieso einem genommen, es ist vergänglich, das wusste er nur zu gut. Nur das nötigste wurde auf der Toillete erledigt und er machte sich auf den Weg.
 
Keine Blicke, keine Fragen wollte er sehen auf den Weg zur Schule und den Schulhof so schnell wie möglich hinter sich lassen. Das Klassenzimmer, er setzte sich auf sein Stuhl und wartete, bis der Unterricht bekann, er wartete. Umutsuz schaute aus dem Fenster und sah im Sonnenlicht ein Blatt, dass vom Wind davon getragen wurde. Dieses Grün, er kannte dieses Grün, bitte nicht dachte er, bitte nicht. .will Vergessen.
 
LEYLA, hatte diese grünen Augen, die im Sonnenlicht so glänzten und strahlten.
 
 
 
Umutsuz war nicht immer so, er war ein Mussterschüler, der Beste in seiner Klasse, mit Zielen, wollte Doktor werden, wieso fragte ihn mal ein Lehrer, er antwortete „um den Menschen zu helfen, Leben zu retten“.
 
Es waren Sommerferien, wie jeden Sommer freute er sich auf den Urlaub in der Türkei, dort gab es diese wärme, diese Geborgenheit, die Ihn umschloss wie ein warmer Mantel. Zwei Wochen in der Stadt, zwei Wochen auf dem Land und wieder zwei Wochen in der Stadt. Die Verwandten sehen, Geschichten austauschen, essen, trinken, Sonne genießen.
 
 
 
LEYLA, schoss ihm durch den Kopf, wenn er an diese Zeit dachte.
 
Umutsuz, war im Dorf seiner Eltern und schaute mit seinem Cousine
abends die Sterne am Himmel an, so viele hatte er nie gesehen, so Hell leuchtende. „Da, schrie seine Cousine, eine Sternschnuppe, wünsch dir was.“ Also schloss er seine Augen und wünschte sich, dass was er am meisten ihn seinem Leben vermisste. Ich will meine große Liebe treffen, die eine, die nur für mich bestimmt ist, die für immer mein ist, wünschte er sich und öffnete die Augen, die Sternschnuppe leuchtete noch einmal auf, bevor sie verschwand.  
 
Eine Woche später war er in der Stadt, einkaufen im Supermarkt um die Ecke, nur das notwendigste, hat ja nur noch zwei Wochen hier. Kasse drei geschlossen, dann eben Kasse vier und legte seine Ware aufs Band. „ Guten Tag“ sagte die Kassieren und er grüsste zurück, wobei sich ihre Blicke trafen. Dieses grün, was für Augen dachte er sich, so groß und leuchtend.  Er erstarte und hörte nur „das macht 12,50, haben sie unsere Kundenkarte“? „ Äämh, nein“, stotterte er. Sie lächelte und ihre blicke trafen sich, er gab ihr das Geld in die Hand und ihre Finger berührten sich, sie waren so zart und warm. Er schaute auf ihr Namenschild, L. Yildiz, Yildiz bedeutet Stern auf Türkisch, aber für was stand das L?
 
Das muss sie sein dachte er nach dem Einkauf, dieses grün in den Augen, diese Stimme, so müssen Engel klingeln.  Er kam jeden Tag einkaufen und stellte sich nur an ihre Kasse, egal wie lang er warten musste. Ein Blick von ihr und sein Herz pochte wie verrückt, ein Lächeln von ihr und Umutsuz war im Himmel, kein leiden, nur Hoffnung.  Es war an einem Samstag, wo er sich an sein Herz griff mit der rechten Hand und sie fragte, ob sie zeit hätte ein Kaffee zu trinken …..
 
Schweigen, Sekunden lang, was wie stunden vorkam…
 
„ Ich würde nur gerne den Namen von meinem Besten Kunden wissen, bevor wir ein Cafe trinken“,  fragte sie.
 
„ Ich bin Umutsuz“, antwortet er.
 
„ Freut mich, LEYLA, hab um acht Uhr Feierabend, “ sagte sie mit ihrer warmen sinnlichen stimme.
 
Noch vier stunden, das L steht für LEYLA, noch drei stunden, was sollte er anziehen,  noch zwei stunden, was sollte er mit ihr reden, noch eine stunde, noch eine stunde.
 
Im Cafehaus spürte Umutsuz, dass er lebte, sein Herz schlug wie nach einem hundert Meter sprint, doch das war nur ein beweis das sie die richtige war.
 
LEYLA war einzigartig, ein einzeln Kind und sie war das was er sich immer gewünscht hatte. Perfekt.
 

 

 
Umutsuz musste weg, nicht für ein stunde oder ein Tag, sondern lange zwölf Monate.
 
„ Ich werde nur an dich denken“, flüsterte er in ihr Ohr als er sich verabschiedete.
 
„ Ich bring dich zum Flughafen“, sagte sie mit ihrer zarten stimme. Umutsuz wollte dieses jedoch nicht, da ihm die Trennung schwer fiel und er auf keinen fall wollte, dass sie seine tränen sah.
 
Ein Jahr später war er wieder bei ihr, Urlaub gab es nicht mehr, sondern nur der Gedanke wieder bei ihr zu sein, um die Gewissheit zu haben, dass doch alles nicht ein Traum war.
 

 
Wo ist das Blatt hin?? Der Wind hat es davon getragen, er suchte es mit seinen Augen, doch es war weg, einfach so.
 

 
Drei Jahre lang trafen sie sich, jeden Sommer und es wurde mit jedem Jahr schöner.
 
Ein Samstag, Umutsuz musste wieder weg, Montag dann Schule. Sie verabschiedeten sich und er flüsterte in ihr Ohr „ nächstes Jahr hallte ich um deine Hand an .“
 
Sie umarmte ihn, hätte er LEYLA doch nie gehen lassen.
 
In Deutschland antwortete sie nicht auf seine sms, er wählte ihr Handynummer, kein Zeichen, noch nicht mal ein klingeln.
 
Zweiter Tag, Handy ist immer noch aus, wieso, hatte er was falsch gemacht?
 
Umutsuz fasste sein ganzen mut zusammen und wählte die Telefon Nummer von LEYLA Eltern.
 
„ Hallo, ich bin Umutsuz, ist LEYLA zuhause?“
 
„ Nein“, sagte eine zerbrechlich wirkende Stimme.
 
„ Wann könnte ich sie zuhause erreichen?“
 
„ Nie wieder“, sagte die Stimme schluchzend.
 
„ Wieso, ist sie verreist?“ fragte Umutsuz.
 
„ Sie ist tot…..Verkehrsunfall…“
 
Der Boden ist so kalt, seine eigene Kotze so warm.
 
Schmerzen, am ganzen Körper, doch in der Brust, links, so unerträglich.
 
Das kann nicht sein, das ist ein Witz.
 
Umutsuz lief, er hatte nur ein Gedanke, LEYLA. Morgen Schule, Prüfung alles ist gelöscht in seinem Kopf. Nur ein Gedanke, LEYLA.
 
Umutsuz nahm das erste Flugzeug nach Ankara, durch die Arbeitskollegen erfuhr er wann und wo die Beerdigung Standtfand und er glaubte immer noch nicht, dass es war ist, er nie wieder in ihre Augen schauen konnte.
 
Zwanzig Meter trennten sie und ihn. Die Eltern von LEYLA weinten die ganze Zeit während der Beerdigung, er hörte es, auch wenn er sich hinter einem Baum versteckte.
 
Die Mutter von LEYLA, war bis in den späten Abendstunde noch am Grab und umarmte den Grabstein, bis ihr Mann sie trennte und seine Frau in die Arme schloss und sie davon begleitete.
 
Umutsuz stand nun vor dem Grab, er lass die Inschrift.
 
So Jung von uns genommen, unser einziges Kind, mögen dich die Engel in den Himmel tragen.
 
Umutsuz stand eine ganze weile am Grab und sein Herz wollte es nicht für wahrhaben.
 
Die Erde war noch weich, lag es am regen?
 
Es dauerte eine weile bis er die ganze Erde, beiseite hatte und der Sarg vor ihm stand.
 
Wieder diese unerträglichen Schmerzen als er den Sarg öffnete.
 
„LEYLA.“
 
Sie war es wirklich, kein Alptraum.
 
Er schloss sie in die Arme.
 
„ Ich lass dich nie wieder los, bin jetzt immer bei dir.“
 
Umutsuz wusste nicht wann ihn der Wächter vom Friedhof fand, oder wann Ihn die Polizei vom LEYLA trennte…..
 
„ Du bist also der Perversling, der aus Deutschland kommt um sich an unseren Frauen auszutoben“, sagte ein Mitgefangener.
 
Umutsuz schaute in die Augen der Mitgefangenen in der Zelle, nur Zorn sah er.
 
Die Schläge, die Tritte, sie tun nicht weh, wenn man im innern Blutet, wenn man dieses stechen spürt, was immer mehr zunimmt.
 
Er lag in einem Bett, das Atmen war sehr schwer, wieso lebe ich, schoss ihm durch den Kopf. Die Krankenschwester kümmerte sich sehr führsorglich um ihn, doch er dachte nur an LEYLA.
 
Wieso tötet ihr nicht mich, dann bin ich wieder bei LEYLA.
 
Die Tage vergingen und Umutsuz Eltern kamen zu ihm.
 
„ Mein Sohn, was ist mit dir passiert?“, sagte seine Mutter als sie neben ihm stand und ihn fest mit den armen umschlung.
 
„ Mutter wenn du mich wirklich liebst, nimm mir das leben was du mir geschenkt hast!“
 
„Was?“ fragte die Mutter.
 
„Ich will zu LEYLA, sie wartet auf mich!“
 
Die Mutter verstand nicht, niemand Verstand ihn.
 
„Mutter, Vater, ich kann mir nicht selber das Leben nehmen, weil ich dann in der Hölle lande…..LEYLA ist jedoch im Himmel, ich will zu ihr…rettet mich…..BITTE.“
 
20 000 Euro kostet es, um jemanden aus der Klapse in der Türkei frei zu kaufen.
 
Geld, löst es alle probleme?? Nein…Umutsuz Quälten die Fragen wie LEYLA gestorben ist, er musste es herausfinden.
 
Sie ist im Bus gestorben, welches auf dem Weg war zum Flughafen.
 
LEYLA wollte noch mal abschied nehmen, von mir, dachte Umutsuz als er den Zeitungsbericht lass.
 
Ich nahm ihr das Leben.
 
Er forschte Monate lang, wie es zu diesem Unglück kam.
 
Es gab viele Faktoren, die zum Unglück führten.
 
Sie Verpasste den Ersten Bus, der Fahre war müde, von der Hochzeitsfeier ein Tag zuvor.
 
LEYLA gab ihren Sitzplatz im Bus einer älteren Frau, die noch lebte, dass Auto was in den Bus Fuhr, hatte nicht genug Bremsflüssigkeit. Es gab so viele Faktoren, jedoch war der Hauptfaktor….. Umutsuz…..
 

 
„Hallo.. bist du hier?“ fragte eine Stimme.
 
„ Hörst du mich oder kennst du die antwort nicht?“ fragte wieder die Stimme.
 
Diese Licht blendet seine Augen, er wollte nicht diesen Stimmen folgen, doch so viele Gelächter zwangen ihn zum licht.
 
„ Herr Seifert, Umutsuz ist wieder auf seinem Planeten“, schrie ein junge in die Klasse und wieder lachten alle. Die Klingel beendete sein leiden und alle Mitschüler stürmten aus der Klasse.
 
Schnell nachhause dachte nur Umutsuz, es war ein Tag mit vielen Blicken und fragen, die er nie beantworten könnte. Wie sollte man blinden Menschen das sehen erklären oder die wärme die im Paradiese herrscht.
 
Schnell nachhause, in sein Zimmer..
 
Der Weg ist so lang, Umutsuz nahm die Abkürzung durch die Innenstadt, vorbei an den vielen Geschäften, an den Menschen, den Paaren die Händchen hielten und lachten. Vorbei an den Kindern, die Lachten und es genossen mit ihren Eltern einzukaufen.
 
Ich werde das niemals erleben, niemals, dachte sich Umutsuz und seine Gedanken waren nur bei LEYLA.
 
Er spürte eine starke Hand auf seine Schulter, die ihn packte und zu Boden Wurf.
 
Die Person beugte sich vor Umutsuz, der hilflos wie eine Schildkröte auf den rücken lag.
 
Es war nicht eine Person, es waren dutzende, sie schlossen sich wie ein Kreis um ihn und sagten immer wieder das Selbe.
 
„ Du hast sie getötet, du bist ein Mörder“, hörte immer wieder.
 
„NEIN…LEYLA, “ schrie Umutsuz und schloss seine Augen, als er die vielen Hände sah, die nach ihn Greiften…
 
Diese stille ist so schön, dachte sich Umutsuz…Es war so dunkel.
 
„Umutsuz“, rief eine vertraute stimme.
 
„Papa“, rief eine weitere stimme.
 
Er wollte nicht diesen stimmen folgen, doch sie waren allgegenwärtig.
 
Das Licht griff nach ihm und er war wach.
 
Wer war dieser Junge der neben mein Bett stand, dieses Bett kannte er nicht, doch diese wärme erkannte er wieder, das kann nicht sein, das ist unmöglich. Das Bett ist in der Türkei, die Luft roch förmlich danach.
 
„ Papa du sollst aufstehen, Mutter meint du bist spät dran“, sagte dieser kleine Junge.
 
„ Da ist ja mein Langschläfer, du musst dich beeilen, die Patienten warten schon unten in der Praxis auf dich“, sprach eine weibliche bekannte stimme, die er so lange nicht mehr gehört hatte.
 
LEYLA , LEYLA, nur dieser Gedanke.
 
Das ist sie, dachte er nur als er ihr ins Gesicht schaute, sie war älter, doch Umutsuz erkannte sie sofort.. Er schloss sie gleich in die Arme, und wollte sie nie wieder loslassen, doch der kleine Junge, sein Junge kam dazwischen und wollte auch die Liebe spüren.
 
„ Komm Mehmet, wir warten unten auf Papa und machen ihm ein Cafe, damit er sich frisch macht, bevor er weg muss“, sagte LEYLA und verschwand mit dem Sohn richtung Tür.
 
Umutsuz stand auf und ging ins Bad, schaute in den Spiegel und sah sich ausgiebig im Spiegel an. Er war älter, hatte sogar einpaar weiße Haare, doch was noch überraschender war, er hatte ein lächeln auf den Gesicht.
 
Glücklich sein, so viele Jahre hatte er dieses Gefühl nicht mehr erlebt, es war also alles nur ein böser Traum.
 
Doch plötzlich verschwand dieses Lächeln und nur ein Gedanke schoss im durch den Kopf…. WAS IST WENN DAS ALLES EIN TRAUM IST, WAS IST WENN DAS ALLES EIN, WAS IST WENN DAS…..
 

 

 
ENDE
 

 
GEWIDEMENT MEINER LIEBE
 
ZEYNEP
 

 

 

 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 29.05.2012. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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