Johann Wochner

Eine Nacht veränderte meine Zukunft


Ich hatte es so romantisch eingerichtet, hatte Teile aus dem Floh- und Trödelmarkt verwendet und es endlich geschafft, mein "romantisches Cafe" war fertig. Die Jahre vergingen und an einem Sommerabend, die Luft war erfüllt von Rosendüften und schwerem Männerparfum, welches mich an meine Jugendzeit erinnern ließ, saß ich nun auf meinem französichen Holzstuhl, mitten in meinem, so wie es nannte, "Romantisches Cafe" und trank die letzte Tasse Cappucino an diesem Abend, der Abend der mein Leben verändern sollte! Ja, er veränderte mein Leben, denn gerade als ich gehen, und mein Cafe abschließen wollte, stand vor der untergehenden Abendsonne eine leicht bekleidete Frau. Ich traute meinen Augen nicht, denn es war die Frau meiner Träume, die ich jede Nacht zu finden versuchte und doch nie fand. Die mich täglich aus meinem Schlaf riss und mich morgens müde aufwachen lies. Dessen Gesicht und Ausstrahlung ich nie vergessen werde, und jetzt, jetzt stand sie keine fünf Meter von mir und lächelte mich so unschuldig an. Ein Lächeln als wollte sie sagen, schau mich an, hier bin ich die Frau von der du immer geträumt hast. Nimm mich in deine Arme und lasse mich einfach nicht mehr los. In diesem Moment war ich der glücklichste Mann auf dieser Insel und hätte die ganze Welt mit all Ihrer Schönheit und Ungerechtigkeit umarmen können. Sie kam auf mich zu und blieb an meinem Tisch stehen, sofort wollte ich aufstehen und sie berühren, denn ich glaubte mittlerweile zu träumen. Ich, der unbekannte kleine Cafe Besitzer der sich auf einer unscheinbaren Insel damit seinen Jugendtraum erfüllt hatte, saß vor dieser wunderschönen, mit langen schwarzen Haaren, die sich gerade im Wind an ihr Gesicht schmiegten, jungen Frau und brachte kein Wort heraus. Der leichte braune Taint ihrer Gesichtshaut verschmelzte mit ihrem Körper zu einer endlos duftenden Rose deren Blätter ich in meiner Fantasie gerne gewesen wäre. Sie lächelte mich an, und zeigte dabei ihre wunderschönen weissen Zähne, die sie zärtlich mit der Zunge umfuhr, als wollte sie ! erneut s agen: " nimm mich zärtlich in deine starken Arme und versinke gemeinsam mit mir in die Welt der Liebe, der Zärtlichkeit und Harmonie." Ich vergaß alles um mich herum, nahm sie in meine Arme und trug sie in mein Cafe, indem ich ein Zimmer für meinen täglichen Rückzug eingerichtet hatte und legte sie sanft auf das darin stehende, mit vielen Kissen ausgestatte Bett. Obwohl ich sie spürte wußte ich einen Moment nicht ob ich doch träumte, oder ob diese jetzt halbnackte Schönheit in meinem Bett, die nur noch mit einem nichts vor mir lag, nicht eine Einbildung meiner selbst war. Da war es wieder dieses verführerische Lächeln und diese Augen mit deren Blick sie einem verzauberte. Sollte ich mich nun meiner Kleidung entledigen und mit ihr eine Nacht verbringen, so wie ich sie noch nie erlebt habe, oder sollte ich ihr in meinem Cafe ein Dessert zubereiten und ihrer Versuchung widerstehen. Bevor ich mich jedoch für das eine oder andere entscheiden konnte, stand sie auf und lies das wenige Nichts zart und lautlos an ihrem entlos nackten Körper hinabgleiten und winkte mir zu während sie in Richtung Sandstrand verschwand, der mittlerweile dunkel und unheimlich wirkte. Ich stand wie versteinert da und wußte nicht ob ich ihr nachgehen, oder diese Begegnung mit meiner unbekannten Traumfrau im Alkohol ertränken sollte. War sie Wirklichkeit, oder nur Traum in meinem "Romantischen Cafe"! Doch da war das Nichts von Stoff mit ihrem Duft, dass sie vorhin noch anhatte und nun auf meinem Bett lag, dies konnte ich mir doch nicht einbilden. Ich beschloss mich volllaufen zu lassen und torkelte später, so die Aussage des Polizeiinspektors der Insel der mich am Strand festgenommen hatte, in Richtung Sandstrand bei dem sie gestern verschwand. In halbnüchternem Zustand hörte ich die Wörter des Inspektors, der von einer Frau sprach, die am frühen Morgen nackt und tot neben mir aufgefunden wurde, erzählte, und mich jetzt nach meinem Alibi für die Tatzeit fragend ansah. Ich hatte keins, und somit war allen klar, dass ich ihr Mörder war! I! ch verlo r mein Cafe und damit alles wovon ich mein Leben träumte. Diese Nacht habe ich bis heute nicht vergessen, und ich frage mich täglich, wie wäre damals der Abend verlaufen, wenn ich sie aufgehalten hätte. Ich denke, dies werde es nie herausfinden.

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Langsam gehe ich auf das sechzigste Lebensjahr zu. Da hinter mir nahezu jede emotionale Erinnerung »verschwindet«, besitze ich keinerlei sichtbare Erinnerung! Vieles von dem, was ich Ihnen aus meinem Leben berichte, beruht auf alten Notizen, Erinnerungen meiner Frau und meiner Mutter oder vielleicht auch auf sogenannten »falschen Erinnerungen«. Ich selbst erinnere mich nicht an meine Kindheit, Jugend, nicht an meine Heirat und auch nicht an andere hochemotionale Ereignisse, die mich zu dem gemacht haben, was ich heute bin.

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