Jürgen Berndt-Lüders

“Bitte geben Sie uns Ihre PIN“

Georg hatte nun wirklich viel für seine Bank getan. Zu Spekulationsgewinnen hatte er ihr verholfen, vor der Immobilienblase in den USA hatte er gewarnt und nun dies: Morgen war sein letzter Tag, und keine übermäßige, seine Arbeit belohnende Bonuszahlung war in Aussicht.
 
In viel zu optimistischer Art vorausschauend hatte er ein Häuschen auf den Cayman-Inseln gekauft gehabt. Übermorgen würde er dort einziehen können, aber den Schlüssel würde man ihm nur dann übereichen, wenn er den Kaufpreis in blanken US-Dollars direkt auf die Hand zahlte.
 
Die Cayman-Banken hatte da so ihre Erfahrungen.
 
Aber woher nehmen wenn nicht stehlen?
 
Ich werde mich rächen, dachte Georg, der seinen Namen in Gedanken schon in der englischen Sprache nannte. Ich werde es ihnen heimzahlen, und er wusste auch schon wie.
 
Schon lange vorher hatte er ein paar Firmenkunden selektiert, die ständig zum Ersten große Lohnsummern zu zahlen hatten. Die Zahlungsmoral war schlecht geworden, und so hatten diese Firmen häufig Probleme, ihre ausstehenden Forderungen rechtzeitig einzutreiben.
 
Fünf Firmen waren heute zu erleichtern, aber dazu brauchte er deren PIN. Ein paar TAN-Nummern zu generieren war für ihn kein Problem, also rief er die Firmenchefs an und meldete sich mit dem Pseudonym Doktor Burger.
 
„Herr Dankwart, wir haben Ihrem Konto eine größere Summe gut zu schreiben. Nun wird aber heute und morgen eine neue Software aufgespielt. Allerdings ist es uns möglich, die Gutschrift durchzuführen, wenn wir wie Ihre Firma vorgehen. Das heißt, wir überweisen das Geld auf die Art, wie Sie überweisen. Aber dazu brauchen wir Ihre PIN.“
 
Dankwart überlegte. „Wissen Sie, so nötig wie wir jeden Cent brauchen, so nötig ist es aber auch, dass wir uns gegen Betrügereien absichern. Kurzum: nicht böse sein, aber ich würde Sie gern zurück rufen. Geben Sie mir bitte Ihre Rückrufnummer.“
 
Georg rückte seine offizielle Rückrufnummer  bei der Bank heraus. Gleichzeitig, während Dankwart sich anhand des Telefonverzeichnisses der Bank versicherte, dass die Nummer korrekt war, schaltete Georg eine Anruf-Weiterschaltung auf sein Handy.
 
„Ich bin mal auf dem Parkplatz in meinem Wagen“, rief er seiner Sekretärin zu, die dabei war, die Abschieds-Zeremonie und den großen Scheck vorzubereiten, von dem Georg nichts wusste.
 
„Wenn Sie jemand braucht, sage ich ihm, wo Sie sind“, rief die Sekretärin Georg nach.
 
Kaum war Georg im Wagen, klingelte sei Handy.
 
„Doktor Burger“, meldete er sich.
 
„Dann ist ja alle in Ordnung“, rief Herr Dankwart erleichter. „Ich gebe Ihnen jetzt unsere PIN. 823A lautet sie. Bitte wiederholen.“
 
Georg frohlockte. „Acht zwo drei A“, wiederholte er. „Ich werde die Transaktion sofort vornehmen.“
 
Georg flitzte zurück in sein Büro. Jetzt nur schnell die Anruf-Weiterschaltung zurück nehmen und das ganze Guthaben der Firma Dankwart auf sein Konto bei der Cayman-Bank transferieren. Und sobald dies geschehen war...
 
Es klopfte. Die Tür öffnete sich. „Die Polizei, für Sie...“ rief die Sekretärin. Unendliches Bedauern lag in ihrem Blick.
--
Der Vorstand der Bank hielt die Abschiedsrede ohne Georg.
 
„Wie gut für uns.“ Doktor Heidmüller strahlte über das ganze Gesicht. „Nun brauchen wir ihm sein Haus auf den Caymans nicht zu finanzieren.“
 
"Wie hat ihn die Polizei denn so schnell ermittelt?“, fragte die Sekretärin.
 
„Ganz einfach“, rief Doktor Heidmüller, immer noch glücklich darüber, dass ihn die Aktionäre nun mit Sicherheit entlasten würden. „Wenn man jemanden anruft, erscheint auf dem Display des Telefons die Nummer, bei der der Anruf wirklich gelandet ist. Die Polizei brauchte nur heraus zu finden, wem das Handy gehörte...“

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 20.06.2012. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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