Sabine Dobbeck

Heute schon geküsst?

Vor kurzem habe ich über zwei Feiertage berichtet, die offiziell in keinem Kalender stehen, aber trotzdem von Menschen auf der ganzen Welt begangen werden: den „Tag der verlorenen Socke“ und – zeitgleich – den „Tag des Orgasmus“. Heute nun haben wir den internationalen „Tag des Kusses“. Morgens konnten übers Radio sogenannte Flugbussis vergeben werden. Viele Eheliebste, Eltern und nette Kollegen wurden bedacht, auch Prominente gehörten zu den virtuell Geküssten; unter ihnen die Schlagerstars Roland Kaiser und Charly Brunner sowie die Fernsehschaffenden Michelle Hunziker und Günter Jauch. Sogar unsere Bundeskanzlerin bekam ein Küsschen ab, allerdings wollte der edle Spender nicht namentlich genannt werden.

Im Allgemeinen stehe ich solchen zwangsverordneten Gedenktagen eher skeptisch gegenüber. Für meinen Geschmack werden sie meistens zu sehr kommerzialisiert. Und wenn wir tatsächlich ein festgesetztes Datum im Kalender benötigen, um uns an unsere Mütter zu erinnern oder daran, dass Kinder unsere Liebe brauchen und Tiere schützenswerte Lebewesen sind, dann stimmt in meinen Augen mit unserer Gesellschaft etwas nicht. Doch dieser heutige Tag des Kusses ist etwas anderes, da bekommt man schon Lust mitzumachen. Leider ist in meinem Alter die Auswahl an möglichen Opfern eher begrenzt. Der beste aller Ehemänner stand natürlich ganz oben auf meiner Liste. Als ich ihn in der Frühe mit einem dicken Schmatzer weckte, sah er mich verwundert an und kniff nachdenklich die Augen zusammen, so als versuche er krampfhaft, sich an etwas zu erinnern. Dabei kam ihm wohl ein altes deutsches Volkslied in den Sinn: „Lang, lang ist´s her…“ Wendy, Barny, meine beste Freundin und unser Patenkind Sanni mussten ebenfalls dran glauben. Nicht gerade viele, aber a little bit is better than nada. Und mit ein wenig Phantasie eröffnen sich einem noch ganz andere Möglichkeiten. Zum Beispiel böte dieser Tag eine tolle Gelegenheit für spontane Flashmobs. Man stelle sich vor: Überall auf der Welt, ob unterm Eiffelturm, im Kolosseum, auf dem Trafalgar Square oder vor dem Brandenburger Tor bleiben die Leute plötzlich stehen. Menschen, die sich nie zuvor gesehen haben, gehen aufeinander zu, fallen sich in die Arme und küssen sich nach Herzenslust. Das gäbe in den Nachrichten endlich wieder einmal heitere Schlagzeilen und fröhliche Bilder, statt immer nur Staatspleiten, Familientragödien und Klimawandel. In dem Sinne: „Seid umschlungen, Millionen…“ (die hübsche Nachbarin oder der junge Briefträger tun es für den Anfang aber auch). 

Diejenigen, die bisher vergeblich darauf warten, dass ich ihre Kommentare beantworte, bitte ich um Nachsicht. Am Wochenende hole ich alles nach. Bis dahin herzliche Grüße und eine gute Zeit!Sabine Dobbeck, Anmerkung zur Geschichte

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