Claudio Surland

Blutwurst in der Höhle


Für einen geplanten Leseaufenthalt in mei-
ner südwestfälischen Heimat kam noch ein
kleiner Text zustande, ein sogenanntes Dö-
neken, das deutlich mundartlich gefärbt ist.
Apropos: Die Volme fließt durch meine "Va-
terstadt", durch Hagen ...


____________________________________

"Wer das Kind in sich bewahrt", sag ich, "wird
niemals alt." Und das führt mich geradewegs in
meine "Kinderzeit am Strand der Volme", der
"weit ausufernden" - vom Werte dauernden Ge-
denkens und der persönlichen Erinnerung, die
mich am Leben hält. Es ist eine ...

                Erinn'rung an die 50er:

Ich setz voraus, daß jeder weiß, was "Pannas" war,
nicht wahr. Man machte es (bei uns) aus Brühe und
einem Haufen Haferflocken, die man verquirlte. Das
Ganze kochte auf, und kühlte ab, gewürzt, zu einer
festen Masse. Dann schnitt man Stückskes ab und
briet sie in der Pfanne. Eigentlich ganz lecker. Doch
wenn die Mamma sonst nicht viel in petto hatte, kam
irgendwann der Punkt des Überdrusses ...

"Nu paß ma opp", sagte Pappa zur Mamma, "so geit
dat nich! Wir hatten vorge Woche Pannas. Heut, sachste,
gipptet widda Pannas; et is Moontach, und ich denk, so
läuft dat widda eine Woche, ich habbet dicke. Mach doch
ma widda Pannekauken, Reibeplätzkes meinetswegen,
wie die letzten Monate - wenn de schonn nix anners
kanns. Abba blouß nich widda Pannas!"
"Beim Metzger gipps doch getz so schöne Wurstebrüh,
dat muß ma nutzen", sacht' die Mamma. Und so war die
Küchenperspektive für die Woche wieder vielverspre-
chend.

Ich hatte ja Gottseidank noch einen Ausweich: Blutwurst
in der Höhle ...
Beim selben Metzger, dem mit der Wurstebrüh, Herrn
Höbusch, gab's einen ganzen Kringel lecker Blutwurst
für 25 Pfennig; die Groschen hatte ich vom Oppa, dem
mit dem guten Herzen und dem off'nen Portmonnee. Da-
zu noch ein paar knusperige Brötkes vom Bäcker Groll,
von Fritzkens Bude ein paar Schmöker ("Tom Prox" und
"Billy Jenkins"), damit verkrümelte ich mich, mit Prüntes
Kläusken, in Gärtner Hinzes Rübenacker, wo wir die Höh-
le in wochenlanger Fleißarbeit gebuddelt hatten.
Besonders schön war es an Regentagen, wenn wir, ge-
borgen im Inneren des Ackers, bei Funzellicht, auf wei-
chem Heu aus Hinzes Scheune, in einer Hand abwech-
selnd Kringel oder Brötkes, trocken und gemütlich schmö-
kerten. Ein Hochgenuß. Draußen konnt' et meinetwegen
Katzen oder Hunde regnen oder beides - und 'ne Bombe.

Schlimmer war's dann neuerdings am Abend - wenn's
zuhause wieder Pannas gab. Vom Mittach. Denn der
mußte wech ... ---

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 07.07.2012. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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