Seda Ipek

Mein Bester Freund

Draußen scheint die Sonne. Autos fahren an unserem Haus vorbei. Menschen gehen mit ihren Familien spazieren. Im Supermarkt gegenüber herrscht reger Betrieb. Es ist laut, wie immer. Plötzlich fährt ein Krankenwagen vorbei. Die Sirenen übertönen alles.

Alles.

Ich kann dich nicht mehr hören. Kein Jaulen begleitet den schrillen Laut des Krankenwagens. Du bist nicht mehr da. Mein Herz zieht sich zusammen. Ich spüre ein Stechen in der Brust. Schnell lege ich meine Hand auf die schmerzende Stelle und fühle meinen Herzschlag. Die gleichen Bilder erscheinen vor meinem inneren Auge. Ich sehe dich daliegen. Ich sehe, wie du nach Luft ringst. Ich erinnere mich daran, wie ich meine Hand auf deine Brust gelegt und dein rasendes Herz gespürt habe. Die Bilder werden eins mit der Gegenwart. Dein Herz wird mein Herz. Und so lange meins schlägt, lebst du in mir weiter.

Die Trauer um dich ist wie die Luft, die mich umgibt. Ich muss sie nicht sehen, um zu wissen, dass sie da ist. Sie ist zugegen, was auch immer ich tue. Manchmal merke ich, wie sie meinen Hals verschnürt. Wie ein dicker Kloß sitzt sie dann darin und das Schlucken fällt mir schwer. Mein Kopf wird ganz heiß und meine Lippen sprechen tonlos deinen Namen. Die Sehnsucht fühlt sich wie gerufen und zieht mich an Armen und Beinen auf den Boden. Meine Glieder fühlen sich taub an. Dann liege ich da. Wie du. Und wir sind wieder eins.

Du fehlst mir so sehr. Die Worte reichen nicht aus, um zu beschreiben, wie weh es tut, zu wissen, dass du nicht mehr wiederkommst. Du warst mein bester Freund, mein Fels. In deinen Augen war die Welt in Ordnung. Niemals werde ich vergessen, wie sich dein Fell anfühlt, in dem ich meine Hände vergrub, als würde ich Schutz darin suchen.
Dein Blick. Dein Blick geht mir nicht mehr aus dem Kopf. Wie du mit letzter Kraft den Kopf gehoben und mich angeschaut hast. Es fühlte sich an wie eine Ewigkeit. Dieses Leuchten in deinen Augen, die mir die Welt bedeutet haben. Du hast mich angeschaut, so als wünschtest du, ich würde dir helfen. Als würdest du mir eine Antwort auf die Frage geben, ob es dir jemals besser gehen wird. In dem Moment wusste ich, Weiterleben war für dich nur Schmerz. Und lieber sollte es mir wehtun als dir.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 25.07.2012. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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