Christa Astl

KNÖDEL - GESCHICHTEN


 
 

Wer kennt sie nicht, diese runden Küchenköstlichkeiten, aus Brotwürfeln, Kartoffeln, Grieß oder auch anderen Zutaten, die es vorwiegend als Beilage zu Fleisch und Sauce gibt. Sie sind unter den Namen Knödel, Klöße, …in fast aller Welt bekannt.
In Tirol aber haben sie einen besonders hohen Stellenwert. Nicht umsonst heißt es: "Knödel, Nocken, Nudeln, Plenten (Polenta oder Mais), sind vier Tiroler Elementen".
Also die Knödel, ganz vorne stehen sie, sie sind wohl das Um und Auf im Tiroler Speiseplan, besonders früher. Sie wurden damals aber nicht als Beilage, sondern als deftige Kost zur Hauptmahlzeit gegessen. Dienstag und Donnerstag waren jeweils die Knödeltage.
Knödel sind eine ganz einfache kost, nur hartes Brot, (ich kenne sie nur mit Weißbrot, das in kleine Würfel geschnitten ist) Milch, Eier, Zwiebel, Petersilie, und Mehl, das ist eigentlich alles. Knödel mit Weißbrot gab es früher nur an Sonn- und Feiertagen, an den Werktagen machte man sie aus Roggen-, Gersten- oder Hafermehl. Zur Verfeinerung geben wir heute natürlich Wurst und Speck, klein geschnitten und leicht geröstet, dazu.
Wie sie gemacht werden, wie sie gelingen, ist der Kunst der Hausfrau vorbehalten. Manche verwenden keine Eier, manche hingegen kein Mehl, es gibt da so „Küchengeheimnisse“
Das kleinwürfelig geschnittene Brot wird mit Milch und versprudelten Eiern übergossen, gesalzen und einige Zeit stehen gelassen, inzwischen kann man schon Zwiebeln, Wurst und Speck schneiden und anrösten. Etwas Mehl zum Teig dazu, dann mit nassen Händen schöne runde Knödel formen und im Salzwasser kochen. Na, - schon hungrig geworden??
Knödel schmecken mit immer gleichen Zutaten immer anders, so ist es mir schon als Kind aufgefallen. Mutters Knödel waren klein, fest, - „Kanonenkugeln“ nannte sie Vater oft scherzhaft. Vaters Knödel hingegen waren doppelt so groß, aber schön locker, als er mich einmal mit seiner Kochkunst überraschte. Schade, dass mein Kindermagen nur für einen einzigen Platz hatte!
Er hatte einen Teil der Brotwürfel vorher kurz geröstet, was den Knödeln einen besonderen Geschmack verlieh. So hatte er es zu Hause seiner Mutter abgeschaut. Gelernt hatte er das Kochen sicher nicht von ihr, das war damals ja nur den Mädchen vorbehalten.
Und die Größe der Knödel war eben seinen großen Händen entsprechend, - auch meine sind verhältnismäßig groß. Aber bei sechs Essern machte es für mich halt schon einen Unterschied, ob ich zwölf oder gar zwanzig rollen musste!
Schöne Knödel hatten natürlich richtig rund zu sein, - für eine geübte Hausfrau eine Selbstverständlichkeit, für ungeübte Kinderhände jedoch eine Herausforderung.
Meine kleine Tochter wollte unbedingt helfen. Mit Hingebung rollte sie die Masse, die ich ihr (eigentlich schon den kleineren Händen entsprechend) zuteilte, zu Knödeln, so fleißig, dass ich sie dabei allein und selbständig arbeiten ließ. Wer beschreibt mein Erstaunen, als diese nicht runden Kugeln, sondern flachen UFOs ähnelten!!!
Noch heute können wir beide herzlich darüber lachen, über die „Knödel à la Annabel“!
Natürlich ranken sich um die Tiroler Nationalspeise auch zahlreiche Anekdoten und Schwänke. So soll einmal ein Mann seine Frau mit einem Knödel erschlagen haben, den er ihr im Zorn nachgeworfen hatte, weil sie ihr viel zu hart geraten waren.
Zwei benachbarte Familien haben sich eine Schlacht mit Knödeln geliefert, von einem Küchenfenster zum anderen. – da möchte ich nicht dazwischen geraten sein!! 
Genug der Geschichten, - meine Knödel sind inzwischen fertig gekocht, bitte zu Tisch!
Den ersten gibt es in der Suppe, den zweiten zum Kraut, den dritten zum Schweinsbraten. Wer dann noch hungrig ist, kann nochmals von vorne anfangen.
Wer will, kann sich diese Mahlzeiten natürlich auch auf Tage verteilen.
Wenn Knödel übrig bleiben, gibt es sie meist abends mit Ei geröstet.
Knödel schmecken immer!
 
 
ChA 26.07.12 

 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 05.08.2012. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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