Werner Gschwandtner

RC2. Dunkler Schatten. Leseprobe 1

Leseprobe 1, Kapitel « Der Schwarm » Seite 12 bis 17

 

„Wir leben seit 99 Jahren in Frieden”, begann Wandor nun langsam, „seit das Cenydden-Regime gestürzt wurde gab es kein Gefecht mehr.” Wandor legte eine Pause ein. „Ich habe leider die traurige Nachricht, dass Ihr eingegangenes Ersuchen wiederum abgelehnt wurde. Ihre ultimative Waffe wird weiterhin ein Plan bleiben.” Stille senkte sich über die beiden Männer. Der Vize hatte diese Abweisung schon zu oft hinnehmen müssen. Er war es gewohnt und es überraschte ihn auch nicht mehr. Er schloss nur kurz die Augen und versuchte danach eine letzte Offerte. „Und wie steht es mit dem bis heute unerklärbaren Vorfall von Urana?”, fragte der Vize Prime hart. „Lleon James Stern hatte Zeit seines Lebens immer davon gesprochen, dass er dieses mystische Phänomen aufklären würde, doch es ist ihm bis zu seinen Tod nicht gelungen.” Specdo’Vyy rieb sich die Knochenfinger. „Jenes unheimliche Geheimnis haftet noch immer auf unseren Gemütern.” Der Shalora hatte Recht. Mr. Stern, erster Kanzler der CAC, hatte alles daran gesetzt, um diesen Vorfall aufzudecken. Doch vergebens. „Sie haben schon Recht”, gab der Botschafter offen zu, „diese Variante der Bedrohung existiert noch immer für uns. Doch es ist möglich, dass diese Kreatur längst ihr Ende gefunden hat.”

Es wurde in den Akten nur von einem unheimlichen Schatten gesprochen. „Die Antwort”, setzte der Botschafter abschließend, „lautet definitiv Nein, Sir.” „Würden Sie sich die Pläne wenigstens ansehen Herr Botschafter?” fragte Specdo’Vyy auf seine Art gelassen. „Oder verbietet das Bündnis das auch?” „Ich würde die Konstruktionspausen der Waffe schon sehr gerne sehen.” Specdo’Vyy fasste sich. Er wandte sich an die KI. „Computer”, sagte er, „die Blaupausen für die…”. Weiter kam Specdo’Vyy nicht. Auch Wandor hatte das schrille Summen vernommen. Es war urplötzlich ertönt und kam rasch näher. „Was ist das?”, fragte der Botschafter interessiert. „Haben Sie dieses Geräusch schon einmal vernommen?” „Nein”, antwortete der Prime, „diese Klänge gehören zu keinem der unseren. Ich kann diesen Ton auf keinen Fall identifizieren.”

„Computer”, beide begaben sich an das Fenster, „analysiere die akustische Annäherung.” Das Klicken bestätigte, dass die KI lief. Es dauerte nicht lange und der Computer gab kurz die Meldung. „Unbekannt.” Das schrille Pfeifen war nun schon sehr nahe. Es war zwar noch nichts zu erkennen, aber irgendetwas schien hier aus der Stratosphäre des Planeten zu kommen und ein schillernder Schwarm senkte sich vom blauen Firmament. „Was zum Teufel”, begann Wandor fassungslos, „was ist das?”

Alles andere ging dann sehr schnell. Gleißende Objekte, greller als das Sonnenlicht, summten auseinander und breiteten sich über dem Staat aus. Das Pfeifen war extrem laut. Man konnte sonst fast nichts mehr hören. In den Strassen brach mit einem Schlag akute Panik aus und jedermann versuchte sich in Deckung vor den unbekannten Subjekten zubringen. Der glitzernde Effekt, den die unbekannten Flugkörper aussandten, bewirkte dass einen die Augen schmerzten.

„Was wollen die?”, fragte Wandor irritiert. Da detonierte etwas unweit des Alphakomplexes. Ein dumpfes Grollen ließ Aufschluss auf eine Explosion geben und Rauch sowie Feuer stiegen auf. Glas barst, Schreie wurden nun laut und immer heftiger wurde die Industriestadt unter Beschuss genommen. „Computer”, brüllte Specdo’Vyy über den Lärm hinweg, „aktiviere die Abwehr.” Der Tower rechts wurde soeben schwer getroffen. Der Tower wurde in Stücke gerissen und seine Fragmente flogen nach allen Richtungen davon. Sie erreichten sogar die gläserne Kuppel des Alphakomplexes und durchschlugen die getönten Scheiben. „Vorsicht, Herr Botschafter”, rief der Vize und warf sich auf den Birda’Ronen. Der Shalora drückte Wandor schützend zu Boden und die spitzen Scherben stachen schmerzhaft in den Rücken des Prime. Das Gebäude bebte. Immer dichter wurde der Rauch und Wandor fühlte irgendetwas in seinen Nacken fließen.

„Alles in Ordnung?”, fragte der Botschafter, während er sich langsam aus der Umklammerung des Vize Prime befreite. Der Botschafter klopfte sich den Staub von den Beinkleidern und näherte sich vorsichtig dem zerbrochenen Glas. Die schimmernde Wolke stieg nun zügig in den Himmel und schnell verschwand das noch immer unbekannte Phänomen in der Atmosphäre. Die interne Abwehr war nicht einmal zum Zug gekommen. Hinter dem Rücken des Botschafters erklangen schwere Atemzüge, dann ein Röcheln. Wandor hatte zuerst gar nicht bemerkt, dass der Vize Prime am Boden liegen geblieben war. Jetzt wandte er sich dem Verletzten zu und sah sofort dass es keine einfache Verwundung war.

„Es geht zu Ende Herr Botschafter”, die Stimme Specdo’Vyys gehorchte nicht, „es fühlt sich an”, keuchte er, „als ob diese Scherben bis zum Lebensmark in meinen Knochen vorgedrungen wären.” Die Luft blieb dem Prime weg, die Worte rissen ab. Es vergingen einige qualvolle Minuten. Schließlich führte der Vize Prime seinen Satz zu Ende. „Ich kann meine Beine nicht mehr bewegen. Ich fühle plötzlich nicht einmal mehr einen Schmerz.” „Einen Arzt”, rief Wandor laut. „Vergessen Sie den Arzt Botschafter. Sie müssen sich in Sicherheit bringen. Wer immer das war”, das Sprechen fiel immer schwerer, er hustete, weißes Mark quoll aus seinem Mund, „könnte zurückkommen Die knochige Hand des Shalora fuhr hoch. Diese Rasse bestand nur aus Gebeinen. Kein Fleisch, keine Haut und keine Organe. „Ich kann Ihnen nicht helfen Sir, dazu brauchen wir einen Mediziner”, versuchte Wandor Specdo’Vyy zu überzeugen, „die Ärzte werden Sie schon wieder hinbekommen.” Wie Elfenbein leuchteten die Knochen eines gesunden Shaloras. Die des Primes verfärbten sich aschgrau. Sein erhobener Arm versuchte die Schulter des Botschafters zu greifen, doch er war zu schwach. Die Finger glitten kraftlos ab.

Wandor ließ die Temperatur abfallen. Der Botschafter wusste, dass Kälte für diese Rasse wie neue Energie war. Es wurde frostig. Obgleich die Glaskuppel ein riesiges Loch hatte, sank die Temperatur rasch ab. Durch diesen Umstand schlug der Prime noch einmal seine Augen auf. „Ich sehe den Tod”, flach und kaum lauter als ein Flüstern, so unheimlich erklang nun seine Stimme. „Aber”, Specdo’Vyy versuchte sich krampfhaft aufzurichten. Wandor stützte ihn und so gelang es dem gebrochenen Manne. „Aber Sie müssen meine Waffe in Sicherheit bringen.” Wieder versagte seine Stimme. Ein erneuter Hustenanfall zwang den Prime wieder in die Knie. „Dieser Feind, wer immer er auch sein mag, könnte die Notwendigkeit meiner Konstruktion sein.” Wandor schwieg. „Lang”, der Körper erschlaffte immer mehr, „lang lebe das Bündnis…”

Nach diesen Worten kippte der Kopf des Shalora nach hinten und die Knochenstruktur seines Körpers löste sich langsam auf. Dunstige Schleier stiegen auf und Specdo’Vyys Korpus zerfiel. Der Vize Prime war gestorben. Wandor sah zu, wie sich die letzten Partikel in Staub wandelten. Wie in Trance erhob sich Wandor und wandte sich ab. Er gedachte im Stillen des Vize. Diese Ehre hatte sich der Shalora redlich verdient. „Alle Daten für die ultimative Waffe laden”, Wandor blickte verbissen auf die Verwüstung, „und Analyse über den Schwarm speichern.” Obwohl der Angriff schon lange vorbei war, spürte Wandor erst jetzt die trügerische Stille, die sich nach dem Sturm über Ossa Empra legte. Der Botschafter entnahm den Datenkristall und schluckte. Er informierte Specdo’Vyys Mitarbeiter, danach verließ er das Gebäude. Jetzt, auf der Strasse, konnte man die Veränderung durch den Angriff noch deutlicher erkennen. Überall lag Schutt umher, unzählige Opfer zierten die zerbombten Wege. Beißender Rauch zog noch immer durch die Luft, die staubig und nach Rückständen der fremden Waffenenergie schmeckte.

 

 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 18.03.2003. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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