Andreas Dany

Die kleine Fee 3 ( Das erste Abenteuer ) Die Botschaft

Die kleine Fee 3
Die Botschaft
 
Es war noch sehr früh am Morgen als die kleine Fee erwachte. Sie hatte einen wunderbaren Traum von Zuckerwatte und Krümelkeksen gehabt und wollte ihre Augen gar nicht öffnen.

Irgendwann begann sie aber doch mit den Augen zu blinzeln, wusste zuerst aber gar nicht wo sie war. Sie lag in dem kuscheligsten Bett, in dem sie je gelegen hatte und durch die karierten Gardinen schien die Morgensonne in ihr Zimmer.

„Mein Zimmer!“, sagte sie zu sich selbst, so als könnte sie noch gar nicht glauben ein eigenes Zimmer zu haben. Sie hatte noch nie ein eigenes Zimmer gehabt, in all den 463 Jahren ihres jungen Feenlebens nicht. Nach und nach fielen ihr die wundersamen Erlebnisse wieder ein und mit einem Mal konnte sie es gar nicht mehr erwarten aus dem Bett zu kommen.

Sie reckte sich und hüpfte aus den Federn. Dabei war sie sorgsam darauf bedacht nicht mit dem linken Fuß aufzustehen, sie war nämlich ein kleines bisschen abergläubisch. Schnell wusch sie sich, putzte sich die Zähne und machte ihr Bett. Dann zog sie sich ihr Feenkleid über und ging in die Küche.

Hier roch es nach heißem Kakao und frischen Brötchen. Aber die Küche war leer. Langsam bekam sie etwas Angst, dass der kleine Zwerg sie verlassen hätte. Ihr erster und einziger Freund auf dieser Welt. Sie schaute in seinem Zimmer nach, aber auch dieser Raum war leer und sein Bett war so ordentlich gemacht, das es schwerfiel zu glauben, es hätte jemals ein Wesen in ihm genächtigt. Langsam kroch Panik in ihr hoch.

„Kleine Fee!“, hörte sie plötzlich den erlösenden Ruf von der Veranda. Sie stürmte durch die Haustür und da saß er, ihr Freund, der kleine grüne Zwerg und begrüßte sie: „ Na du Schlafmütze, der Tag hat schon begonnen und dein Frühstück wartet. Wenn du dich nicht beeilst dann wird es vielleicht bald ein Spätstück!“

Die kleine Fee stürzte hinaus und umarmte den kleinen grünen Kerl so fest, dass der sich lachend beschwerte: „ Du erdrückst mich ja, oder willst du Zwergensaft aus mir herauspressen?“ Sofort löste die kleine Fee ihre Umarmung und sagte: Aber ich hatte doch nur Angst das du weg bist!“, dabei wischte sie sich ein paar Freudentränen aus ihren Augenwinkeln.

 „ Aber warum sollte ich denn weg sein? Wir haben uns doch gerade erst kennengelernt. Außerdem haben wir ja noch kein großes, gefährliches und fürchterbares Abenteuer erlebt!“ beruhigte sie der kleine Kerl. Die kleine Fee erwiderte lachend: „ Meinst du ein fürchterliches Abenteuer?“ „Fürchterbar oder fürchterlich, ist doch egal, wir erlebten es nicht! Aber jetzt setz dich doch und trink deinen Kakao, sonst wird er noch ganz kalt!“

Die kleine Fee setzte sich auf den Stuhl, trank einen Schluck von ihrem köstlichen, heißen Kakao und genoss die wärmenden Sonnenstrahlen, die auf ihr Gesicht fielen. Der kleine Zwerg hatte ihnen ein wunderbares Frühstück bereitet.

Sie genossen das gemeinsame Frühstück und konnten ihr Glück kaum fassen. Sie aßen, scherzten und prosteten sich gegenseitig zu. Ewig hätten sie so weitersitzen können, doch dann schreckten beide gleichzeitig auf. Irgendetwas stimmte nicht!

Gespannt blickten beide zu den Baumkronen am Rande der Lichtung. Der kleine grüne Zwerg war aus seinem Stuhl aufgesprungen und hielt seinen kleinen grünen Spaten wie ein Schwert zum Kampf bereit in seinen kleinen Händen.

Da war es wieder! Ein blitzschneller Schatten der sich geschickt durch die Äste und Blätter der großen Bäume  bewegte. Endlich erkannten beide, welches Wesen ihnen so einen Schrecken eingejagt hatte: Eine schlanke, weiße Brieftaube bewegte sich im Zickzackkurs auf die beiden zu.

Nun erkannten sie auch warum die Taube sich so merkwürdig fortbewegte. Sie befand sich in einer tödlichen Gefahr. Ein Habicht verfolgte das friedliche Tier und bisher hatte sich die Taube nur durch den Schutz der Bäume vor dem Raubvogel retten können. Wenn die Taube aber zu der kleinen Fee wollte, dann würde sie der freie Weg über die Lichtung zu ihrem kleinen Haus unweigerlich das Leben kosten.

Der kleine grüne Zwerg wollte gerade ausholen um den Habicht mit einem gezielten Wurf seines Spatens von seinem Opfer abzubringen als die kleine Fee ihm ihre Hand auf die Schulter legte. Er hielt inne und schaute die kleine Fee fragend an.
Die kleine Fee aber hatte ihre Augen geschlossen und führte nun ihre beiden zarten Arme in einem Bogen über ihren Kopf, dabei sprach sie mit leiser aber fester Stimme folgende Worte:

„Seit Beginn unsrer Zeit gilt ehern das Recht -
Vor dem Haus einer Fee, ob du gut bist oder schlecht,
Tut kein Wesen dem andren ein Leid
Bedenke dies wohl und wisse Bescheid
Du kannst schnell schwimmen und fliegen und laufen und rennen
Ihr Zorn wird dich treffen und er wird dich verbrennen!“


Obwohl die Fee diese Worte nur sehr leise gesprochen hatte, schien es als würden sie von jedem Baum, jedem Strauch und jedem einzelnen Grashalm wiedergegeben. Sie erfüllten die gesamte Lichtung und legten sich wie eine schützende Glocke über sie.
Die Taube beendete augenblicklich ihren Zickzackflug und schwebte mit angelegten Flügeln furchtlos und völlig unbekümmert direkt auf das Geländer der kleinen Veranda.

Der Habicht, der eben noch seine gesamte Flugkunst dazu eingesetzt hatte die Taube in ein köstliches Morgenmahl zu verwandeln, hielt inne und setzte sich ruhig auf den Ast einer gewaltigen Buche am Rande der Lichtung.

„ Was war das denn für ein Feenzauber?“, fragte der kleine Zwerg. Die kleine Fee, die eben noch unheilverkündend und bedrohlich gewirkt hatte, kicherte nun wieder fröhlich und unbekümmert: „Kleine Feen Gesetzeskunde. Der Habicht ist nun mal ein Raubvogel, darum muss er Beute machen, sonst verhungert er. Aber nicht hier und auch nicht heute – nun lass uns rasch nachschauen was in dem Brief der Taube steht!“

Auch der kleine grüne Zwerg hatte schon bemerkt, dass die Taube einen zusammengerollten Brief an ihrem Bein befestigt hatte. Sie streuten der Taube einige Getreidekörner als Lohn auf den Tisch und während die Taube diese dankbar aufpickte nahm die kleine Fee den Brief an sich und entrollte ihn.

Der kleine grüne Zwerg schob seinen kleinen Kopf über ihre Schulter, wippte aufgeregt mit den Füssen und plapperte aufgeregt und sich fast selbst überschlagend: „ Nun lus den Bruf, nun lus ihn schon!“ Die kleine Fee lachte und fragte: „Meinst du etwa: „Nun lies den Brief?“. „Ja, ja, nun lies den Brief oder los den Brof oder sonst was, aber ich will doch, endlich wissen was da drinsteht!“

Da spannte die kleine Fee ihren Freund nicht länger auf die Folter und las was in winzigen Buchstaben auf dem Brief geschrieben stand:


Liebe gute Fee!

Ich weiß, dass es dich gibt und ich hoffe, dass meine Brieftaube dich findet.
Unser kleines Königreich ist in großer Gefahr. Wir werden von einer Schar
übler Riesen belagert. Jeden Tag werfen sie Steine und  Baumstämme auf
unsere Burg. Das Dorf haben die Riesen schon zerstört und alle Felder
sind verwüstet. Die Bauern und die Dorfbewohner haben sich zu uns in die Burg
geflüchtet. Unsere tapfersten Ritter haben wir im Kampf gegen die Riesen
schon verloren. Nun wissen wir uns keinen Rat mehr.

Bitte hilf uns!“

Prinzessin
Bianca von Weißenstein

PS. Und bitte beeile dich, sonst findest du uns nur noch in den Mägen der Riesen!



Die kleine Fee zögerte nicht einen Augenblick. Sie streute der Brieftaube noch etwas Futter auf den Tisch. Ging rasch ins Haus um ihr fertig gepacktes Bündel zu holen und wollte den kleinen grünen Zwerg zum Abschied drücken. Der aber schüttelte nur den Kopf: „ Ich begleite dich, Zwerge und Riesen, dass passt doch gut zusammen!“

Die kleine Fee war froh ihr erstes Abenteuer nicht alleine bestehen zu müssen. Sie lächelte den kleinen Zwerg an, legte ihm die Hand auf die Schulter und stieß den durchdringenden Ruf eines Habichts aus.
Sofort….

Ach, das ist ja leider eine andere Geschichte, denn heute ist es schon sehr spät geworden. Also träumt die Geschichte weiter, oder wartet auf die Fortsetzung…

Denn, wenn sie nicht gestorben sind…..   

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 26.08.2012. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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Der bekannte Autor zahlreicher eBooks über verschiedene Taktiken beim Fliegenfischen ist auch ein begabter Erzähler von Anekdoten rund ums Fliegenfischen. Eine kleine Sammlung lustiger, nachdenklicher und niedlicher Geschichtchen; so recht etwas für den Angler, der zu Hause im Sessel einmal seinem Hobby frönen will oder von den Mißerfolgen und Reinfällen Anderer lesen will. Eben'mit Salmonidenwasser geschrieben'.

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