Andreas Dany

Die kleine Fee 4 ( Das erste Abenteuer ) Die Reise

Das erste große Abenteuer

Die Reise

 

Sofort nachdem die kleine Fee den Ruf ausgestoßen hatte, erhob sich der Habicht von seinem Ast auf der Buche und flog pfeilschnell auf die kleine Fee und den kleinen grünen Zwerg zu. Er stieß herab und griff im Flug die schöne grüne Zipfelmütze des kleinen grünen Zwerges. Fest hielt er sie in seinen Krallen und flog mit ihr wieder auf seinen Ast auf der Buche zurück.

„ Verfluxter Hubricht, dummer Reupvogel, frecher Tunixtaugnixgut! Gib mir sofortlich meine Mütze zurück oder ich entfiedere dein Gefieder, du liederlicher Zwergenschreck.“ Der kleine grüne Zwerg war vor Wut ganz rot angelaufen und schickte sich an mit seinem Spaten auf den Habicht loszugehen. Die kleine Fee konnte ihn gerade noch zurückhalten. „ Mein lieber Freund, bitte nicht! Das war mein Fehler! Ich bin mit meinem „ Habichtisch“ leider etwas aus der Übung. Ich hab ja leider auch so selten Gelegenheit mich darin zu üben.“ Und etwas kleinlaut fügte sie hinzu: „ Außerdem war „Habichtisch“ leider noch nie meine Stärke. Aber: „ Komm und hol dir die Zwergenmütze“ klingt auf habichtischleider so ähnlich wie: „Komm und hol uns beide hier ab“. Ich hab das wohl verwechselt - Entschuldigung.“ Dabei sah sie den kleinen Zwerg mit so großen Augen an, dass dieser ihr gar nicht mehr böse sein konnte. „ Schon gut, ich will meine Mütze aber wieder haben – und zwar in ganzer Ganzigkeit!“

Nun versuchte es die kleine Fee erneut. Sie konzentrierte sich dieses Mal aber besser und auf ihren Schrei hin, er klang für den kleinen Zwerg tatsächlich genauso wie der erste Schrei, flog der Habicht erneut auf sie zu. Dieses Mal aber landete er genau vor den beiden. Nachdem die kleine Fee ihm leise etwas zugekrächtzt hatte, ließ er sogar die kleine grüne Mütze los, die er bis dahin krampfhaft festgehalten hatte. Der kleine grüne Zwerg schnappte sie sich mit einer essigsauren Miene und zog sie schnell wieder auf seinen Kopf, dabei behielt er den Habicht unablässig im Blick.

Die kleine Fee schnallte sich nun ihr Bündel auf den Rücken, setzte sich ihre Vogelflug – Reisebrille auf ( ein älteres Modell mit Lederriemen und einfachem, ungetöntem Fensterglas ) und nahm auf dem Rücken des Habichts Platz. „ Warum fliegen wir nicht auf einem Raben?“, fragte der kleine Zwerg, der dem Habicht immer noch nicht so recht traute. „ Wir haben keine Zeit auf einen Raben zu warten, Prinzessin Bianca wartet doch auf uns, da zählt jede Minute!“, erklärte die kleine Fee. „ Ok, aber ich will vorne sitzen!“, sagte der kleine grüne Zwerg mit fester Stimme. Er hatte nämlich etwas Flugangst und auf einem Habicht zu fliegen ist auch keine rechte Freude.

Kaum hatte der kleine grüne Zwerg auf dem Rücken des Habichts Platz genommen, stieß dieser einen lauten Schrei aus und erhob sich mit kräftigen Flügelschlägen in die Luft. „ Was bedeutete der Schrei?“, wollte der kleine grüne Zwerg von der kleinen Fee wissen.   „ Wenn ich es richtig verstanden habe heißt das: Alles festhalten, jetzt geht hier die Post ab!“, übersetzte die kleine Fee. „ Und was heißt es wenn du es nicht richtig verstanden hast?“, fragte der kleine Zwerg nach.  „ Mäusejagd –Sturzflug und Loopings nicht ausgeschlossen“, antwortete die kleine Fee beiläufig, ohne auf die Flugangst des kleinen grünen Zwerges Rücksicht zu nehmen.

In einem halsbrecherischen Flug brachte der Habicht seine beiden Passagiere zum nächsten Umsteigeplatz für Zauberwesen, wo die beiden auf einen Langstrecken-Adler umstiegen. Ein Adler hat ja nicht nur eine höhere Reisegeschwindigkeit als ein Habicht, sondern auch noch einen wesentlich höheren Komfort. „Besser kann man nicht fliegen!“, rief der kleine grüne Zwerg voller Entzücken. „ Ich bevorzuge eigentlich einen soliden Reise-Raben. Aber die Condore in den Anden sollen sogar eine Service –Maus an Bord haben!“, schwärmte die kleine Fee. 

Die weitere Reise verlief ohne Zwischenfälle und die Beiden genossen den tollen Ausblick.

Je näher sie ihrem Ziel kamen, umso aufmerksamer beobachtete die kleine Fee die Landschaft unter ihnen. Immer häufiger waren am Boden herausgerissene Bäume, herumliegende Felsbrocken und verwüstete Felder zu erkennen. Aber so sehr sich die kleine Fee auch anstrengte, einen Riesen konnte die kleine Fee nicht entdecken.
Sorgfältig prägte sie sich jedes kleine Detail der Umgebung ein, so hatte sie es in der Feenschule gelernt. Fast hörte sie die freundliche Stimme ihrer alten Lehrerin im Fach < Beobachtung und Vorbereitung von mittleren und großen Abenteuern > (einem ihrer Lieblingsfächer), die immer gesagt hatte: „ Schaut euch die Gegend gut an solange ihr noch in der Luft seid, nach der Landung  ist es für uns sogar schon schwer über einen großen Hundehaufen gucken!“

Als sie die letzte Bergkette überflogen, sahen sie das zerstörte Dorf tief unter sich in einem ansonsten  wunderschönen Tal liegen. Wie eine Natter schlängelte sich silbrig glänzend ein kleiner Fluss am Talboden entlang. Gegen das rote Licht der untergehenden Sonne konnte man nun auf dem Rücken einer kleinen Anhöhe die Königsburg sehen. Wie ein verschrecktes Mäuschen duckten  sich die Gebäude hinter ihre dicken Steinmauern. Aus der Höhe konnte die kleine Fee einige zerstörte Dächer und mehrere beschädigte Mauern erkennen.
 Von hier oben sah im Moment alles ruhig und friedlich aus. Man konnte kaum glauben, dass hier Riesen ihr Unwesen treiben sollten.

„Bitte setz uns auf dem Baum am Rande von dem großen Platz dort ab“, rief die kleine Fee dem Adler in fehlerfreiem Adlerisch  zu. Diese Sprache beherrschte sie wesentlich besser als Habichtisch. Behutsam landete das große majestätische Tier auf dem dicken Ast einer alten Eiche am Rand des Burghofes.
Sofort nachdem seine beiden Fluggäste von seinem Rücken geklettert waren, schwang sich der Raubvogel mit ehrfurchtgebietenden Flügelschlägen in die Luft und war wenige Augenblicke später nur noch als kleiner Punkt am Horizont erkennbar.

Die kleine Fee und ihr Freund machten es sich, so gut es ging, auf dem Baum gemütlich, um im Schutze der dichten Blätter das Hereinbrechen der Dunkelheit abzuwarten.
Der kleine Zwerg schlief sofort ein. Die kleine Fee aber konnte nicht schlafen, sie war viel zu aufgeregt. Ihr erster großer Einsatz! Sie hatte zwar keine Angst, aber ein bisschen nervös war sie schon.

Als sich die Sonne hinter den Horizont senkte, und sich die Nacht wie ein dunkler Mantel über das kleine Königreich legte, weckte die kleine Fee ihren Freund und gemeinsam kletterten sie von der Eiche.Keinen Augenblick zu früh, denn nur einen Moment  nachdem sie den Baum verlassen hatten landete ein großer Stein krachend im Geäst des alten Baumes. Holz und Blätten wurden herabgerissen und in den umliegenden Häusern hörte man ängstliche Stimmen rufen: „ Bringt euch in Sicherheit, es geht wieder los!“

Die beiden drängten sich dicht an eine Hauswand und während in der Nähe einige Steine und sogar ganze Baumstämme an Wände und auf die Dächer knallten fragte der kleine grüne Zwerg die kleine Fee: „ Wie sollen wir denn Prinzessin Bianca finden, sie könnte doch überall wohnen!“. Die kleine Fee lächelte: „Sie könnte zwar überall wohnen, aber sie wird sicher ein Zimmer im Schloss bewohnen und wir wissen, dass sie Brieftauben besitzt. Schau mal zu dem Turmzimmer dort oben.“, dabei zeigte sie auf ein Fenster im höchsten Turm des Schlosses, auf dessen Fensterbank vier kleine Taubenschläge befestigt waren. „Vielleicht versuchen wir es ja erst mal dort.“

Da es sowohl Feen als auch Zwergen keinerlei  Mühe kostet eine Steinmauer zu erklimmen, brauchten die beiden sich noch nicht einmal einen Eingang in das Schloss zu suchen.
Da  sich beide gegenseitig helfen konnten, dauerte der Aufstieg auch nicht allzu lange. Schon bald konnte die kleine Fee gegen den Fensterladen des Turmzimmers klopfen.
„Wer, wer ist da?“, fragte eine ängstliche Stimme aus dem Inneren des Zimmers, ohne das sich der Fensterladen bewegte. „Du hast uns gerufen, Prinzessin Bianca“, antwortete die kleine Fee und der kleine grüne Zwerg fügte schnell hinzu: „ Komm schnell an den Laden, hier  hugelt es Beime und Stäune!“, wie immer wenn er ein bisschen aufgeregt war, warf er die Buchstaben etwas durcheinander. „Mein Freund  meint, dass es hier Bäume und Steine hagelt, mach bitte den Fensterladen auf, damit wir zu dir reinkommen können!“ , langsam wurde es der kleinen Fee nämlich auch etwas mulmig auf der Fensterbank, denn immer wieder schlugen Geschosse um sie herum auf Dächer und Mauern.

„Ich habe niemanden gerufen!“, erwiderte die Stimme aus dem Turmzimmer. „ Ich rufe nie jemanden und wenn ich doch mal jemanden rufe, dann kommt der durch die Tür und nicht durch das Fenster!“ Der kleine Zwerg verlor langsam die Geduld: „ Wem hast du donn einen Bruf geschruben und der Teube ans Boin gebinden? Du dimmes Dung!“ Die kleine Fee fügte erklärend hinzu: „ Mein Freund meint, dass du mir einen Brief mit deiner Brieftaube geschickt hast, in dem du uns um Hilfe gegen die Riesen bittest!“, den Rest übersetzte sie lieber nicht, sie wollte die Prinzessin ja nicht verärgern.

„ Ich darf einem Fremden nicht die Tür öffnen“, erwiderte die Stimme zaghaft. „ Wir sind nicht einer, sondern zwei. Und das hier ist keine Tür, sondern ein Fenster!“ Der Logik des kleinen  grünen Zwerges konnte die Prinzessin nichts entgegensetzen und schnell öffnete sie den Fensterladen einen Spalt breit. Rasch schlüpften die beiden durch den Spalt in das Turmzimmer und schlossen das Fenster hinter sich wieder.

Die Prinzessin stand nun vor ihnen und schaute sie mit tellergroßen Augen an: „Oh. eine Fee und ein Zwerg“, waren die einzigen Worte die sie herausbrachte. Der kleine Zwerg, der wohl eine herzlichere Begrüßung erwartet hatte, antwortete spöttisch: „ Oh, eine Prinzessin mit Augen!“

Die Prinzessin merkte, dass ihre Begrüßung etwas kühl ausgefallen war und beeilte sich das wieder gut zu machen: „ Bitte entschuldigt, ich bin sonst nicht so unfreundlich, aber die Angst um unser kleines Königreich macht uns alle etwas nervös!“. Das konnten die beiden natürlich verstehen und so setzten sie sich zu der Prinzessin auf die Bettkante und ließen sich die Geschichte von Anfang an erzählen.

Denn wenn sie nicht gestorben sind....

Fortsetzung folgt !

 

 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 08.09.2012. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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