Andreas Dany

Die kleine Fee 5 (Das erste Abenteuer) Biancas Geschichte

 
 
 
Prinzessin Biancas Geschichte
 
Lange bevor ein Mensch dieses Tal betreten hat, lebten hier und in den umliegenden Bergen schon die Riesen. Viele verschiedene Arten von Riesen. Sowohl die grünen Baumriesen, die sich genau wie die mächtigen Steinriesen nur sehr selten vom Fleck bewegen, als auch die etwas mobileren Rumpelriesen. Da aber ebenso Wutriesen und Trotzriesen hier ihr Unwesen trieben, hatten die anderen Riesen nicht viel zu lachen. Nur die sehr viel kleineren Zwergriesen, die viel zu flink für die großen Riesen waren, konnten sich vor den Wüterichen in Sicherheit bringen. Sie zogen nach und nach hier in dieses Tal, wohin ihnen die anderen Riesen nur schwer folgen konnten. Der moorige Boden ist hier für ausgewachsene Wut und Trotzriesen viel zu weich, sie würden hier versinken, oder zumindest steckenbleiben.. Also blieben sie in den Bergen, ärgerten die Baum und Steinriesen ein wenig und schlugen sich ansonsten gegenseitig die Köpfe ein. Noch heute hört man aus der Ferne manchmal das schreckliche Donnergrollen, wenn sie sich mit ihren schweren Keulen bearbeiten.
Als dann Menschen hier ins Tal zogen und erst Hütten und dann feste Holz- und Steinhäuser bauten, zogen sich die eher scheuen Riesen wieder zurück in die Berge. Nur ein paar von den Zwergriesen, die ja den Menschen sehr ähnlich sind, blieben hier. Erst lebten sie nur friedlich nebeneinander, aber bald freundeten sie sich an und einige Riesen und Menschen verliebten sich sogar ineinander.
So kam es nicht selten vor, dass ein Riese oder eine Riesin einen Menschen heiratete. So vermischten sich die starken aber eher einfältigen Riesen mit den viel schwächeren, aber intelligenteren Menschen.
 Die größten und stärksten von ihnen wurden zu Rittern. Diese Ritter galten weit über die Grenzen dieses Tales als unbesiegbar. Viele andere starke Ritter, auch aus weit entfernten Ländern hörten von dem Tal der unbezwingbaren Ritter und wollten herausfinden ob sie nicht doch zu besiegen wären.
Manche von ihnen versuchten es im fairen Wettstreit, aber einige griffen auch nachts und aus dem Hinterhalt an. Von Zeit zu Zeit kamen große wilde Horden auf Pferden und einmal sogar auf Elefanten über die Berge. Vor ungefähr 400 Jahren, nach einem besonders langen und schweren Kampf krönten die Ritter und alle Bewohner des Tales ihren siegreichen Anführer zum König.
Das war die Geburt unseres Königreiches. Zum Schutz seines Volkes baute König Gunther dieses Burgschloss. Da es in jener Zeit noch viele reinrassige Riesen hier gab, die viel arbeiteten und wenig fragten, wurde das Schloss schnell fertig. Die massiven Steinmauern boten vielen Menschen Schutz. Hinter seine Mauern  konnte sich ein jeder Bürger des Landes flüchten, wenn wieder einmal wilde Horden durch das Land zogen. Aber auch sonst tat König Gunter viel Gutes für Riesen und Menschen. Er grub Brunnen, ließ das Dorf neu anlegen und baute Straßen und Wege zu den Dörfern in den umliegenden Tälern. Die dort lebenden Menschen schlossen sich ihm an und so entstand unser kleines aber wunderschönes Königreich.
Gunther regierte fast 30 Jahre und nach seinem Tod übernahm sein ältester Sohn Reinhard die Krone. So wurde die Krone all die Jahre von dem Vater auf den Sohn übergeben, bis heute. Mein Vater, König Bert, bekam sie von seinem Vater, König Georg vor 25 Jahren.
Nie führten die Könige unseres Reiches einen Krieg mit den Nachbarn und auch die Überfälle der wilden Horden wurden immer seltener.
So konnte sich das Reich in den Jahren zu einem kleinen, friedlichen und wohlhabenden Staat entwickeln. Im Laufe der Jahre zogen sich die reinrassigen Riesen immer weiter in die Berge zurück und seit fast 100 Jahren sind sie hier nicht wieder aufgetaucht.
Dann, vor ein paar Monaten entdeckte eine Gruppe von Erzsuchern, die in den nahen Bergen nach seltenem Gestein suchten eine Höhle, in der sich viel Gold und auch andere wertvolle Metalle befanden. Sogar Edelsteine fanden Sie. Sie erzählten, dass die Steine einfach auf dem Boden herumgelegen hatten, fast wie achtlos liegengelassenes Spielzeug.
Nachdem die Erzsucher sich alle Taschen vollgestopft hatten, verschlossen sie die Höhle wieder und erzählten Niemandem von der genauen Lage ihrer Schatzhöhle. Das hielt aber keinen davon ab, nicht auch sein Glück zu versuchen. Ganze Horden stürmten in der Hoffnung schnell zu großem Reichtum zu gelangen, in die Berge. Aber keiner von ihnen fand die Höhle. Stattdessen wurden immer häufiger Zusammenstöße mit Riesen gemeldet.
Zuerst traf man sie nur tief in den Bergen an, aber schon bald wagten sie sich auch näher an die menschlichen Behausungen und wenige Tage später wurde es viel zu gefährlich in die Berge zu gehen. Kurz danach begannen die Angriffe auf das Dorf und die Burg.
Die Erzsucher hatten schon kurz nach ihrem Fund das Dorf über Nacht verlassen, denn sie fürchteten sich vor ihren neidischen Nachbarn. Bis heute sind sie verschwunden.
Als es mit den Angriffen schlimmer und schlimmer wurde, schickte mein Vater 30 seiner tapfersten Ritter in die Berge, um dem Spuk ein Ende zu machen. Das war vor vier Wochen, bis heute konnte niemand auch nur die kleinste Spur von ihnen entdecken. Nicht einmal eines der Pferde ist hier aufgetaucht. Es ist, als habe der Erdboden sie verschluckt.
Ich glaube wir müssen mit dem Schlimmsten rechnen!
Jeden  Tag bewerfen uns die Riesen nun mit Ästen, Bäumen und sogar mit Felsbrocken.  Nur die Burgmauer bietet uns noch einen gewissen Schutz.
In meiner Not wusste ich mir keinen anderen Rat als eine Fee um Hilfe zu bitten. Meine Amme hat mir früher nicht nur die alten Geschichten von den Riesen und den Menschen, sondern auch Geschichten von Zauberern, Feen und Elfen erzählt. Und da ich keine so große Seifenblase hatte, hab ich es halt mit einer von meinen Brieftauben versucht. Zum Glück hat das funktioniert.
„ Und Geschichten von starken, tapferen und heldenmutmütigen Zwergen hat sie dir verheimlicht?“, fragte der kleine Zwerg ein wenig beleidigt.
Bis jetzt hatten die kleine Fee und der kleine grüne Zwerg den Erzählungen der Prinzessin gelauscht, ohne sie auch nur einmal zu unterbrechen. Aber nun war die Erzählung ja offensichtlich zu Ende.
„Oh, sie hat sicher auch von Zwergen erzählt. Aber nicht sehr oft. Vielleicht sind Zwerge einfach zu selten, deshalb haben nur die wenigsten Menschen das große Glück einem tapferen, starken und heldenmütigem Zwerg zu begegnen! Aus diesem Grund gibt es wohl nicht so viele Geschichten über Zwerge. Ich freue mich sehr dich kennenlernen zu dürfen.
Der kleine grüne Zwerg wirkte zwar immer noch etwas verstimmt, gab sich aber mit dieser Erklärung erst einmal zufrieden.
„ Ich glaube, dass der Schlüssel zu eurem Problem in den Bergen zu finden ist. Wenn ich mich nicht irre sogar direkt in dieser rätselhaften Höhle.“, gab die kleine Fee zu bedenken. „Ich werde gleich morgen früh mit meinem Freund in die Berge gehen, wir werden ja sehen was wir machen können. Aber jetzt lass uns ein wenig ruhen.“, die letzten Worte hatte die kleine Fee schon unter lautem Gähnen gesprochen und da alle anderen auch schon lange müde waren suchten sie sich in den großen, gemütlichen  Gemächern der Prinzessin ein bequemes Plätzchen  und waren sofort eingeschlafen.
Bei den Riesen
Am nächsten Morgen erwachte die kleine Fee von einem heftigen Scheppern auf dem Hof des Schlosses. Ein großer Ast, offensichtlich mit viel Wucht geschleudert, hatte eine Tonne umgerissen. Deren Inhalt ergoss sich gerade über den Burghof. „Na hoffentlich ist das nur Regenwasser“, sprach die kleine Fee halblaut vor sich hin. „Ne, das war  Apfelsaft!“, der kleine grüne Zwerg hatte bereits auf der Fensterbank gesessen und hüpfte nun vor der kleinen Fee auf den Steinfußboden.
„ Wo ist Prinzessin Bianca??“, fragte die kleine Fee den kleinen grünen Zwerg, der ja offensichtlich schon vor längerer Zeit aufgestanden war. „ Oh, das ist eine ganz interlegende Prinzessin, die holt uns etwas zum Frühstück und Provirand für die Tour in die Berge.“, sprudelte von den Lippen des kleinen grünen Zwerges. „ Meinst du, dass die Prinzessin „intelligent“, also schlau ist und uns „Proviant“, also Reiseverpflegung holt?“ „ Aber natürlich, „interregent“, hab ich doch gesagt und was „Polifant“ist weiß ich natürlich.
In diesem Augenblick betrat Prinzessin Bianca den Raum. Sie hatte einen Rucksack in der Hand, und direkt hinter ihr erschien eine Zofe die ein Frühstückstablett von beeindruckender Größe balancierte.
Die Prinzessin musste wohl die königliche Speisekammer geplündert haben, denn auf dem Tablett häuften sich Köstlichkeiten der unterschiedlichsten Art.
Es gab einen Korb mit herrlich duftenden frischen Brötchen, Butter, Schokolade, Marmelade, Honig, Pfannkuchen, Rührei , gekochtes Ei, Wurst, Käse und sogar ein paar Stücken kaltes Brathühnchen.
„Brathühnchen!“, mit diesem Schrei stürzte sich der kleine grüne Zwerg auf  das Brathühnchen, das in kürzester Zeit vertilgt war. Die Prinzessin lächelte zufrieden, vorsichtshalber hatte sie sich nämlich noch am Vorabend in einem Spezial-Lexikon über die wichtigsten Umgangsformen mit Zwergen informiert.
Auch die anderen aßen sich erst einmal satt. Die kleine Fee hatte gar nicht bemerkt wie hungrig sie war, aber bei diesen Köstlichkeiten konnte sich keiner zurückhalten.
  Als alle gegessen hatten stand die kleine Fee auf und ging an das Fenster. Es war ein sonniger Tag. Die Luft war mild und die Sonne schickte trotz der frühen Stunde schon ihre wärmenden Strahlen zur Erde. Im Morgendunst waren die Berge erst schemenhaft zu erkennen. Die kleine Fee nahm einen tiefen Atemzug und wollte gerade ausrufen wie schön und friedlich alles hier war, als krachend ein Felsbrocken im Hof landete. Gleich gefolgt von einem zweiten. Die beiden Steine hatten zwar keinen ernsthaften Schaden angerichtet waren aber doch so groß, dass sie nicht ohne weiteres zu entfernen waren.
Blitzschnell waren die kleine Fee und der kleine grüne Zwerg aufgesprungen, hatten sich den Verpflegungsrucksack auf den Rücken geworfen. Noch ehe Prinzessin Bianca auch nur ein Wort sagen konnte waren die Beiden genauso wie sie gekommen waren, nämlich durch das Fenster verschwunden. Zurück blieb eine verdutzte Prinzessin der der hastig gerufene Abschiedsgruß noch in den Ohren klang. „ Aber ich wollte doch mit!“, stieß sie trotzig hervor „Dann geh ich eben alleine fügte sie hinzu und zog sich ihre königlichen Bergschuhe an. Fünf Minuten später hatte auch sie das Haus verlassen. Für alle Fälle hatte sie eine Nachricht auf ihrem Bett hinterlassen:
 
HM,hP! (Hallo Mamma, hallo Papa !)
Liebes Königspaar !
Ich, PB( Prinzessin Bianca) gehe mit meinen neuen Freunden, der kF (kleinen Fee) und dem kgZ ( kleinen grünen Zwerg ) in die Berge um die Ursache für die dauernden Angriffe zu ergründen. Bin spätestens in zwei Tagen zurück !
MekgS (macht euch keine großen Sorgen)
Mit königlichem Gruß
PB
PS (Post Skriptum). Ich weiß dass das ihr nicht glaubt dass es F`s gibt    und Z`s gibt – tut es aber!
 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 27.09.2012. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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