Christa Astl

Verflixter Sonntagmorgen




 

 
Eigentlich hätte der Tag so schön sein können, so ruhig, da er eine Stunde länger dauert, - habe ich gestern Abend noch gedacht, - aber alles kommt anders….
 
Ich wusste ja, dass heute Nacht die Uhren wieder auf Normalzeit umgestellt würden. Aber ich habe ja einen Funkwecker! Vor Jahren schon gekauft, und er war damals sehr teuer! Er geht punktgenau, wie sich das für Funkuhren so gehört, weckt mich je nachdem mit Beebeep oder Radio, (Beebeep ist mir nun lieber, seit mich einmal eine fremde Männerstimme an meinem Bett in Schrecken versetzt hat)  aber auch da kann ich mich auf ihn verlassen. – Und wenn er die Zeit so genau kennt, wird er wohl auch die Zeiten kennen?!

Also schlafe ich beruhigt ein, wache das erste Mal um 5 Uhr auf, drehe mich beruhigt im Bett wieder um. Das nächste Mal zeigt der Wecker 7:17 Uhr. Durch den Spalt im Vorhang  dringt Dämmerung. Kein Wunder, bei der Nebelküche rundum, denke ich, räkle mich noch zehn Minuten, um dann doch das warme Bett zu verlassen.

15°C im Zimmer, das Feuer ist über Nacht ausgegangen. Also, erst einmal einheizen. Dank gewisser Stäbchen brennt das Feuer schnell wieder. Inzwischen erledige ich meine Morgentoilette, dann kann ich schon nachheizen und gemütliche Wärme breitet sich erneut aus.

Wieder ein Blick zum Fenster, - immer noch dämmerig, Wiese und Dächer der Nachbarhäuser leicht schneeig angezuckert.

Ich stelle Kaffee auf; während das Wasser rinnt, fällt mein Blick wie von ungefähr auf die Küchenuhr: 7:45 Uhr. - 7:45? Nochmals schaue ich hin, genauer, aufmerksamer. Es ist 7:46 Uhr!! Ich laufe rüber zur Schreibtischuhr: 7:46, weiter zum (so verlässlichen, pünktlichen) Funkwecker: Mittlerweile zeigt er mir 7:48. –

Gibt es das? Ist es möglich? – Noch eine Uhr habe ich: mein Handy, das zeigt wie üblich 2 Minuten mehr, also 7:50. Vielleicht höre ich eine Zeitansage im Radio, doch da spielt nur Musik, Klassik, eine Sendung, die bisher immer vor 7 Uhr war. Ein Verdacht steigt auf: O Schreck in der Morgenstunde!!!

Die rettende Idee: Noch eine Uhr gibt es, - die vom Computer!!! (Da kann ich auch gleich eventuell eingegangene E-Mails lesen) Und diese Zeitangabe bestätigt nun den schon an Sicherheit grenzenden Verdacht: Ich bin eine Stunde zu früh aufgestanden.  

Wieder ins Bett? Nein, - so war zwar nicht die Nacht um eine Stunde länger, dafür kann ich dem Tag eine Stunde mehr abgewinnen. Kann mich ruhig und entspannt zum Frühstück setzen, habe mal fast eine Stunde Zeit dazu, dann werde ich mich auf den Fußweg ins nächste Dorf machen, zum Sonntagsgottesdienst um 9 Uhr.
Gesagt, getan. Nachheizen, Frühstücken, Radio hören, … die Zeit vergeht, als ob sie die eine Stunde einholen möchte.

8:15 Uhr Winterzeit, ich habe inzwischen auch alle Uhren zurückgestellt. Ich richte mich zusammen, suche noch da und dort was, ein Schuhband reißt, ich finde kein Taschentuch, Kleingeld ist auch an einem anderen Platz, an der Tür muss ich nochmals zurück um den Hausschlüssel, - und bis ich aus dem Haus bin, ist es wieder allerhöchste Zeit, 8:30 Uhr und es wäre fast schon zum Laufen, denn der Weg dauert doch 30 Minuten. Ich könnte joggen, wenn ich nicht bereits sonntäglich gekleidet wäre.

Nach etwa 200 m Weg ändere ich nach einem nochmaligen Blick aufs Handy, - auch mit neu gestellter Zeit – die Richtung und wandere gemütlich ins andere Dorf, wo der Gottesdienst erst um 9:30 Uhr beginnt.

Endlich Zeit gewonnen, wenn auch nur eine halbe Stunde!
 
ChA 28.10.12

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 29.10.2012. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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