Christa Astl

Vincent van Gogh: Seelenfeuer




 

(Vincent van Gogh  - niederländischer Maler 1853-1890)
 
„Mancher Mensch hat ein großes Feuer
in seiner Seele,
und niemand kommt,
um sich daran zu wärmen.“
 
 
Welch unendliche Seelentiefe muss in diesem Menschen geschlummert haben, welche Sehnsucht nach Liebe, Verständnis, Wärme spricht aus diesen seinen Zeilen.

Zeit seines Lebens war Vincent ein „Fremder“, der Nichtdazugehörige, der aus seiner Leidenschaft heraus lebte und wirkte, ob das nun der Gesellschaft passte oder nicht, und der fast immer verachtet, belächelt, nicht ernst genommen wurde.

Wer so leben muss, ist allein, im Inneren sogar grenzenlos einsam. Jeder Mensch hat das Bedürfnis, sich einmal anzulehnen, auszusprechen, getröstet zu werden, oder zumindest einen Menschen zu finden, der versteht. Vincent hatte wohl ein paar Freunde, denen aber Wesentliches fehlte, der Einblick in die große Seele dieses Malers. Wer seine Bilder vom Anfang seines künstlerischen Schaffens bis zu seiner Vollendung verfolgt, erkennt deutlich seinen seelischen Werdegang.

Drückten die Anfangsbilder aus der Bergbaugegend im Brabant das Dunkel ihrer Umgebung aus, (Kohlezeichnungen) vermittelten sie trotz ihrer Armut und Gedrücktheit eine Zusammengehörigkeit der Menschen zu einander oder zu ihrer Heimat, einem armen Land, in und von dem sie lebten. Da war er selber genau so erdverbunden, lebte als Prediger bei, mit und unter ihnen.

Während seiner Studienzeit suchte er Brücken als Motive, vielleicht symbolisch als Brücken zum Menschen?

Dann in seiner großen Zeit in Arles malte er sein Zimmer, sich selber, (Selbstsuche oder schon Selbstfindung?) Menschen seiner Umgebung, wie den Postboten, Ausgestoßene wie er selber, oder z.B. Christine, die Barszenen, wobei er allerdings oft auch die leeren Räume darstellte, das Danach, Vergangenes als Zeichen eines Übriggebliebenseins,

Dann zog er sich mit seiner Staffelei in die Einsamkeit zurück, malte seine endlosen Weizenfelder, die Zeiten der Reife (seiner Reife?), der sengenden Hitze, der Stürme, der Bewegung, seiner inneren ungezügelten Leidenschaft, für die er nirgends ein Echo und kein Verständnis fand.

Der Streit, die ständigen Auseinandersetzungen mit seinem Freund Paul Gaugin, die mit dessen Auszug endeten, warfen Vincents Leben vollkommen aus der Bahn. Als er sich das Ohr abschnitt, war dies bereits eine Verzweiflungstat, ein Hilfeschrei, Lebensüberdruss, eine Selbstvernichtung. Wollte er dieser Frau nur etwas von sich schenken, wollt er sie auf diese Art „bestrafen“? Wollte er auf sich aufmerksam machen, indem er sich verstümmelte?
Das Feuer in seiner Seele war so groß geworden, der innere Brand unkontrollierbar, keine Grenzen mehr kennend.

In der freundschaftlichen Geborgenheit bei dem Arzt konnte er sich erstmals beheimatet fühlen, durfte wieder beginnen, sich im Malen auszudrücken. Und wieder ging die Leidenschaft, die bereits seine Krankheit geworden war, mit ihm durch, bis er in seiner Zeit der Reife, die er in seinen letzten Bildern immer wieder darstellte, seinem Leben ein Ende setzte.

Das große innere Feuer, von dem seine Seele erfüllt war, machte vielleicht Menschen Angst, sie wollten sich nicht darauf einlassen, fürchteten verbrannt zu werden.
Vielleicht war er vom Wesen her eher laut, hart im Formulieren, kannte Zartheit und Zärtlichkeit nicht, hatte vielleicht auch selber Angst davor auf Grund seiner negativen Erfahrungen mit Menschen, mit Frauen, die ihn fürchteten, auslachten, ihm sehr weh taten.

Das Feuer brannte in ihm, verbrannte ihn schließlich selber, weil er es nicht weitergeben durfte.
 
 
ChA 2012

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 15.11.2012. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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