Berke Güler

Ich könnte dir nie wehtun !


Die Männer stürmten aus der Filiale und die Glastür fiel krachend ins Schloss. “Haltet sie..” Die hysterische Stimme des kahlköpfigen Filialeleiters hallte ihnen hinterher. Sie sprangen in den schwarzen Mercedes, schlossen die Türen hinter sich und fuhren mit qualmenden Reifen davon. Mike, der Fahrer des Wagens, liebte es jedesmal aufs Neue den Tatort rasant zu verlassen. Schnelle Autos waren seine Leidenschaft und der Nervenkitzel tat sein übriges. Kichernd lenkte er den Wagen durch die Straßen und blickte dabei in den Rückspiegel. Victor, sein bester Freund, zog sich gerade die Maske vom Kopf und grinste in den Spiegel.
“Hat ja mal wieder hervorragend geklappt! Ist doch herrlich, wie die Leute jedes mal vor Panik, nicht mehr wissen, was sie tun sollen.” Ben nickte zustimmend und wischte mit einem Taschentuch über seine Glatze. Schweißperlen hatten sich dort gebildet und drohten in kleinen Bächen in den Kragen zu laufen. Dies musste natürlich verhindert werden. “Warum wird mir nur jedesmal so heiß dabei?” Alle blickten ihn an und er sagte “Oh, hab’ ich das laut gesagt?”
Während er beschäftigt war sein Schweiß unter Kontrolle zu bekommen, knuffte ihn Victor von der Seite an. “ Weil du einfach zu fett bist.” Ben gab ein unverständliches Grummeln von sich. Ständig wurde er von seinen Bandkollegen, wegen seiner Figur aufgezogen. Dabei hatte er doch bereits einige Kilos verloren. Er konnte auch nichts dafür, dass Burger zu seinen Lieblingsspeisen gehörten und sich direkt auf seine Hüften breit machten. Dabei war er in letzter Zeit sehr standhaft gewesen und kaum welche gegessen. Die anderen Jungs mussten ebenfalls lachen. Das Gelächter hallte im Auto wider. Jeder Ton schmerzte Ben in den Ohren. Ja, ja, sollten sie sich ruhig lustig über ihn machen. Die hatten doch alle gar keine Ahnung von gutem Essen. Schließlich konnten nicht alle so schlank wie Victor sein. Mike bog in eine Seitenstraße ein und hielt an. “ Victor und Bill, ihr steigt am besten hier aus. Luke lasse ich ein Stück weiter raus und Ben wird mit mir den Wagen zurückbringen. Wir treffen uns dann wie immer in der Hotelbar auf einen Drink, OK ?” Die anderen vier nickten zustimmend. “ Aber klar Chef. Dann mal los.” Bill öffnete die Tür und trat auf den Bürgersteig. Luke musste ebenfalls aussteigen, um Victor platz zu machen. Dieser schwang seine langen Beine vor die Tür und ging noch einmal zur Beifahrertür und steckte seinen Kopf hinein. “ Sei vorsichtig”, sagte er warnend und richtete seinen Blick zu Mike. “ Sind wir doch immer”, sagte Mike und grinste frech. Dann setzte er seinen Wagen in Bewegung. Victor und Bill schauten dem Wagen hinterher, bis er um die Ecke bog und verschwand. Victor steckte seine Hand in seine Brusttasche und zog eine Schachtel Zigaretten hervor. Diese hielt er Bill unter die Nase und bot ihm somit eine an. Dieser nahm dankend eine Zigarette entgegen. Beide nahmen einen tiefen Zug und die Anspannung ließ allmählich nach. Sie alle liebten den Nervenkitzel, der sie überkam, wenn sie eine Bank ausraubten. Naja, sie sahen sich nicht als klassichen Bankräuber, sondern eher als Helfer in der Not. Für sie war es ein Spiel, in eine Bank zu gehen, sie auszurauben und dann wieder zu verschwinden. Sie waren auch niemals gierig. Sie nahmen nur das Geld aus den Kassen mit- mehr nicht. Irgendwelche Tresore oder andere Wertgegenstände, die in Schließfächern gelagert waren interessierten sie nicht im geringsten. Das Geld, welches sie erbeuteten, behielten sie auch niemals für sich selbst. Schließlich hatten sie das nicht nötig, als einer der bekanntesten Popgruppen unserer Zeit. Jedesmal wurde das Geld an bestimmte Hilfsorganisationen gespendet. Sie nahmen von den Reichen und gaben den Armen. “ The little Robin Hoods”, nannten sie sich scherzeshalber selbst. Es war der Nervenkitzel, der sie faszinierte und wenn sie auf Tour waren, gingen sie ihren Spaß immer an einem anderen Ort an. Wer hätte auch auf die Idee kommen können, dass sie die Räuber wären? Eine bekannte Popgruppe als gemeine Bankräuber? Nein, darauf würde doch niemand kommen. Von da her fühlten sie sich bei jeder Tat sicher und bisher war immer alles glatt gelaufen. Sie mieteten unter falschen Namen einen Wagen, begannen die Tat und brachten diesen dann wieder zurück. So war der Deal und bisher hat alles immer funktioniert.
Bill zog Victor am Ärmel. “ Komm, wir machen uns besser auf dem Weg zum Hotel. Bevor uns eine Horde Teenager erkennt und wir hier nicht mehr wegkommen.” Bill zog seinen Cowboyhut tiefer ins Gesicht und bewegte sich nun in Richtung Hotel. Victor trat seine Zigarette an dem Asphalt aus und tat seinem Bandkollegen gleich. Sie schlenderten die Straße entlang und Victor begann leise eine Melodie zu summen.
Man konnte Bill die Erleichterung vom Gesicht ablesen. Er schien in diesem Moment die Leichtigkeit in Person zu sein. Niemand der sie gesehen hätte, würde darauf schließen, dass sie so eben eine Straftat begangen hatten, für die sie lange Jahre ins Gefängnis hätten geschmissen werden können. Dort hätten sie sich dann von ekelhaftem Kantinenfutter ernähren müssen, statt von Kaviar, serviert auf den Brüsten ihrer Groupies.
Selbst wenn man die Band vor Gericht ziehen würde, wer wäre verrückt genug anzunehmen, dass reiche Menschen eine Bank ausrauben? Nein, niemand wäre so verrückt. Und wenn es doch jemand wagen sollte, wie verrückt musste er sein, der Band nicht nur einen Banküberfall anzuhängen, sondern gleich alle vier? Wenn sie überhaupt einmal vor Gericht müssten, dann wegen Drogenbesitzes. Aber man muss kein Genie sein, um erfolgreiche Bands mit Drogen in Verbindung zu bringen. Vielleicht eines Tages, wenn ein neugieriger Mensch die Erfahrung macht, dass Ruhm und Drogen einen nicht ewig glücklich machen, könnte dieser auf die Idee kommen, dass andere vor ihm genauso gelangweilt waren, sogar von etwas, dass die meisten Menschen nie erfahren würden: Berühmt zu sein. Genau genommen war die Band nur fünf Jahre lang glücklich gewesen. Dann ließ das Glück nach, die Welt verlor ihren Glanz, die kreischenden Fans nervten nur noch und Drogen wirkten immer schwächer. Man könnte natürlich ständig die Dosis erhöhen um schließlich daran zu verrecken. Oder aber man bereicherte sich an der süßesten Droge, die man nichtmal kaufen muss: Adrenalin. Der eine oder andere aus der Gruppe behauptete, es nur zu tun, um mit dem Geld den Armen und Hilfsbedürftigen zu helfen. Aber das waren die selben Personen, die von ihrem eigenen Hab und Gut nicht viel weg gaben. Es ist einfach etwas zu spenden, das nicht einem selbst gehört. Die anderen aus der Band waren ehrlich. Sie wollten die Überfälle nur durchführen, weil es den inneren, egoistischen, wilden Mann in ihnen befriedigte. Sie konnten wieder Jäger werden, wie einst ihre Vorfahren, vor vielen tausend Jahren.
Dass Bill so gelassen war, lag daran, dass er an zwei Überfällen mehr beteiligt war als Victor. Selbst die Überfälle wurden langsam zur Gewohnheit. Was würde als nächstes kommen? Mord?
“Ich will nochmal” sagte Bill und unterbrach damit das Summen von Victor. Dieser schaute ihn nur verwirrt von der Seite an. “Was? Was willst du nochmal?” entgegnete er. Er konnte sich bereits vorstellen, was er gemeint haben könnte, aber das konnte er doch unmöglich ernst meinen. “Na du weißt schon, man” antwortete er und senkte seine Stimme für den nächsten Satz: “Noch einen Überfall!”.
Victor blieb mitten auf der Straße stehen und schaute Bill an. “Das werden wir sowieso tun. Das weißt du doch. Oder was meinst du?”
“Du weißt genau, wie ich das meine. Jetzt. Sofort.”
“Alter, du hast sie doch nicht mehr alle. Wir haben gerade erst.”
Bill schwang seinen Kopf allerdings bereits von Seite zu Seite um nach einem weiteren netten Ziel Ausschau zu halten. Sein Kopf hielt an, als er einen hell erleuchteten Laden auf der anderen Straßenseite erblickte. Er hob seinen Arm und zeigte mit dem Finger dort hin. “Das ist es.” sprach er.
Victor schaute den Laden an, dachte aber, er hätte den falschen anvisiert. “Du Witzbold” sagte er, “das ist ein Hundesalon. Bist du jetzt schon scharf auf Arschhaare von irgendwelchen Pudeln?”. Er lachte, und war erleichtert, dass es nur ein Witz war. Aber Bill verzog nichtmal seinen Mund; er konzentrierte sich weiterhin auf das Gebäude. Ihm war es völlig ernst. Er rieb sich mit der Hand am Kinn entlang während er nachdachte. “Ich kenne die Besitzerin. Sie ist die Freundin meiner Tante”. Victor lachte wieder auf “Ja, das macht natürlich alles Sinn. Wenn du die Besitzerin kennst, macht es Sinn einen Hundesalon zu überfallen. Wieso habe ich nicht gleich daran gedacht?”. Es war nicht schwer die Ironie an seiner Stimme abzulesen. Victor hatte die merkwürdige Art, einen französischen Akzent zu benutzen, wann immer er ironisch war. Bill war wenig beeindruckt von den Witzeleien. “Die Besitzern hat einen Bruder” fing er an, “und dieser ist Verkäufer für Schmuck. Er ist ein sehr reicher Mann. Hat sogar seine eigenen Kinder nach Amerika geschickt um sie dort Schmuck verkaufen zu lassen”. Jetzt war auch Victor interessiert an dem Thema. Er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen jetzt sofort noch einen Überfall zu planen. Selbst nach seiner letzten Zigarette hatte er noch an den Händen gezittert. Bill war bereits vertieft in Gedanken, und ab und zu ließ er Victor daran teil haben. “Von meiner Tante weiß ich, dass die Besitzerin des Hundesalons einen Zweitschlüssel zum Schmuckgeschäft ihres Bruders hat. Den müssen wir uns besorgen. Dann gehen wir einfach hin, und stecken alles ein. Du und ich.”
Victor war nun vollständig vom Ernst der Lage überzeugt. Er schaute sich den Laden an und konnte sich nicht vorstellen, wie man an den Schlüssel kommen sollte. “Und wie willst du in ihre Tasche greifen, ihre Schlüssel klauen, es kopieren, und ihr zurück geben, ohne dass sie es merkt?”. Es war keine Frage, um ihm seine Fehler im Plan aufzuzeigen. Er kannte Bill gut genug, um zu wissen, dass dieser immer einen Plan hatte. “Garnicht,” begann er “wir werden sie dazu bringen, uns das zu geben, was wir wollen”. Victor hätte vor Spannung aufgeschrien, wenn Bill jetzt noch mit dem ganzen Plan rausgerückt wäre. Das hörte sich für ihn nach einer sehr interessanten Sache an. “Also” sagte Victor und rieb sich dabei die Hände, “wie gehen wir vor?”. Bill grinste, als er von Victors Zustimmung hörte.
Er kramte in seiner Tasche nach seinen Handy, zückte es raus und drehte es in Richtung Victor. “Du wirst sie anrufen. Du erzählt ihr, dass du von der Stromzentrale der Stadt anrufst. Es hätte ein paar Ausfälle gegeben, und du würdest nun alle Kunden anrufen, um sicher zu gehen, dass alle Läden Strom haben. Sage ihr du hättest bereits ihren Bruder angerufen, aber er wäre nicht dran gegangen, und da es wichtig ist, würdest du nun die Notfallkontaktperson anrufen. Sie soll einfach nur zum Laden herübergehen und im Stromkasten prüfen, ob alle Schalter angeschaltet sind. Und wenn sie vor dem Stromkasten steht, soll sie noch einmal zurück rufen. Du wirst ihr dann erzählen, dass es nicht normal ist, dass alle Schalter an sind. Dann sagst du, dass du einen Mitarbeiter dort hinschickst, der sich die Sache ansieht. Er sei in zwei Minuten dort, da er gerade in der Gegend ist. Verstehst du das?”. Victor nickte, öffnete dann seinen Mund und blieb eine Sekunde lang stehen ohne etwas zu sagen. “Dann sind wir schonmal im Schmuckgeschäft drin. Ich zumindest. Und dann klaust du den Schlüssel und kopierst es? Ich verstehe es nicht ganz.”
“Nein” erwiderte Bill. “Der Stromkasten ist im Keller in diesen Läden. Während ihr unten seid, gehe ich rein und klaue alles. Du musst dafür sorgen, dass sie denkt, du hättest die Tür hinter dir geschlossen. Nach fünf Minuten sagst du ihr, du bräuchtest ein Werkzeug aus deinem Wagen, und verschwindest während sie im Keller wartet. Irgendwann wird sie sich fragen wo du bleibst, und nach oben kommen. Aber bis dahin sind wir bereits weg”. Victor konnte sich ein Lachen verkneifen. Es war kein Lachen, weil etwas witzig, sondern weil es wahnsinnig aufregend war. Hätte er in diesem Moment bloß gewusst, wie die Sache für ihn enden würde, hätte er sicherlich nicht so herzlich lachen wollen.
“Guten Tag. Wer ist da?”, sagte eine kitschige Stimme am anderen Ende der Leitung.”Ja, guten Tag, Frau Siebert. Ich rufe sie wegen einigen Problemen bei der Stromversorgung an. Peytech hat beschlossen, jedem Mitglied einen Mitarbeiter zu schicken, der mal vorbeischaut. Ihren Bruder hatte ich bereits angerufen, doch er war nicht verfügbar.” Es war ein Seufzen zu hören “Ein Problem? Wann kommen sie denn?”. Victor überlegte eine kurze Zeit und antwortete sicher “Jetzt.”. Die Frau sagte lustlos, dass sie warten könne, und legte auf. Victor schaute zu Bill rüber und nickte. “Ich warte nicht weit weg von hier, ich belausche euer Gespräche, erwähne Big Brother, dann weiß ich nämlich, dass ich reinkommen kann.”, sagte Bill. Victor dachte nach und ging zum Laden. Er klingelte und ihm fiel was ein, ein war schon dabei umzudrehen, doch dann war es schon zu spät. Die Frau stand verwundert vor der Tür und schaute Victor an. “Guten Tag, wer sind sie denn?”, fragte die Frau. Victor, der sich erstmal fassen musste, meinte: “Ich bin von ”, der Name entglitt ihm für kurze Zeit “Peyten”. Die Frau musterte ihn skeptisch. “Sagen sie mal, sie kommen hier vorbei, kennen den Namen ihrer Firma nicht, haben kein Stift und Papier bei, um sich die Sachen aufzuschreiben, falls es Probleme gibt, und haben nicht einmal eine Uniform und außerdem kommt mir ihre Stimme bekannt vor.”, Victor war kein dummer Mensch und deshalb fiel ihm auch relativ schnell etwas ein. “Ach sicherlich kennen sie meine Stimme, ich trete in der Werbung von Peytech auf. Außerdem verwechsel ich den Namen immer, weil mein Sohn ihn immer wieder falsch ausspricht. Ein netter kleiner Junge, geht gerade erst in den Kindergarten.”, erneut das breite Grinsen. “Meine Uniform musste gewaschen werden, da ich einen Riss in der Hose hatte, und mein Hemd habe ich in der Firma vergessen. Und ein Stift und Papier brauche ich nicht, ”, er klopfte mit dem Zeigefinger auf seinen Kopf, “das wird alles hier gespeichert.” Die Frau sah jetzt etwas sicherer aus, doch man sah die Skepsis in ihrem Gesicht. Victor durfte jetzt eintreten. Victor schloss die Tür, drückte aber die Klinge dann wieder runter und schob sie, nicht mal einen Spaltbreit, auf. Wenn man es von außen betrachtete, sah es so aus, als würde er sich an der Klinke festlehnen. “Dann lassen sie uns das schnell erledigen, wo geht’s zum Keller?”, die Frau zeigte ihm den Weg. “Tut mir leid für alle diese Missverständnisse”, erklärte Victor auf den Treppen, die zum Keller führten “normalerweise werden wir wie die schlimmsten Verbrecher bewacht. Wir nennen den Boss auch mal gerne Big Brother.”. Die Frau lächelte, man sah das es aus reiner Höflichkeit war, wobei man es verstehen konnte. Es interessierte niemanden, wie sie ihren Boss nannten, oder wie sie behandelt wurden, Hauptsache sie bekamen ihren Strom.”Also, das ist mein Stromversorger”, sagte die Frau und klopfte auf ein Teil Schrott. “Er funktioniert noch einwandfrei”.Victor schaute sich das alte Teil an, das anscheinend noch intakt war. Er tat so als würde er sich das anschauen, und wenn er sich konzentrierte hörte er das leise quietschen einer sich öffnenden Tür. “Also, bisher scheint alles gut zu sein”, sagte Victor etwas laut, damit man nicht merkte das noch jemand anderes sich in der Wohnung befand.Er schob seine Hände in seine Jackentasche. “Ich werde noch einiges vielleicht untersuchen müssen, es wäre gut wenn sie vielleicht Musik oder so etwas in der Art zur Unterhaltung hätten.”. Ihr Blick wechselte zwischen dem Boden und Victor. Ihre Arme waren vor ihrer Brust ineinander verschränkt. “Klar, ich habe noch einen alten Kassettenrecorder oben in meinem Zimmer.”, sagte sie nach einer Weile, und war schon mit einem Bein auf der Treppe. “Ach, nein, ist schon gut!”, sagte Victor schnell und zog mit einer ruckartigen Bewegung seine Hand aus der Jackentasche und seine Maske, die er zum Raubüberfall mitgenommen hatte, fiel ihm runter. Er schaute mit großen Augen die Maske an, er hob sie auf und meinte: “Also das ist nicht wie sie denken...”, doch die Frau staunte über die Maske und ihr wurde ziemlich schnell klar, was hier vorging. Sie eilte schon die Treppe hinauf, doch Victor packte sie am Arm, und zog sie runter. Er hielt eine Hand um ihren Mund, doch man hätte sie noch von den oberen Etagen hören können. Bill schaute in den Keller und merkte was losging. Er entrieß die Frau den Händen von Victor und schaute ihn nur kurz in die Augen. Die Blicke von Bill verrieten alles. “Halt sie fest.”, er rannte kurz hoch, suchte nach Klebeband, doch fand keins. Er blieb kurz stehen, und ihm wurde die Situation klar. Er bewegte sich plötzlich ruhig. Er schob eine Schublade auf, und sah ein Messer. In der Hand fühlte es sich warm an, und er streifte mit seinem Zeigefinger an der scharfen Seite des Messer entlang. Er hatte die Augen weit offen und ihm wurden seine Gedankengänge klar, doch er hielt es trotzdem für das beste. Victor war inzwischen schon oben und hatte Bill anscheinend beobachtet. “Nein, du kannst doch nicht”, Victor guckte mittlerweile ziemlich wütend und zerrte und drückte an Bills Handgelenk. “Ich will doch auch nicht” und Bill befreite sich von der Klemme “doch es ist das beste! Für dich, für mich, für das Team. Sie wäre eine Zeugin, wir wären dran, alles was wir uns aufgebaut haben, es wäre alles zerstört. Nicht einmal 100g Heroin könnten das ausgleichen, noch nicht einmal 1000 Banküberfälle. Wir müssen es tun.” Victor stand wie angewurzelt stehen. Bill begab sich in den Keller, man hörte Schreie bevor er überhaupt bei ihr war. Man hörte schrille Töne und ein paar Schläge, dann hörte man nur noch ein kurzes Stechen, das fließen und ersticken am eigenen Blut. Nach einigen Minuten war es ganz Still. Bill kam nach oben, spülte sich die Hände und schaute zu Victor. Er stand dort immernoch wie angewurzelt. Bill streckte seinen Arm um seinen Nacken und beide gingen zur Tür raus.
Brian Manson verbrachte einige Tage damit, diverse Akten zu studieren und Fakten zu sammeln. Er hatte so manche Stunde am Computer verbracht, um Informationen über die Städte und die Örtlichkeiten zu beschaffen, wo jeweils die Banküberfälle stattgefunden hatten. Wenn er ehrlich war, hatte er bisher keinen Zusammenhang zwischen den einzelnen Taten feststellen können. Nach wie vor war es ihm schleierhaft, wieso diese Taten zu unterschiedlichen Zeiten und in unterschiedlichen Ländern stattfanden. Manson verschränkte die Arme hinter dem Kopf und lehnte sich in seinem Drehstuhl zurück. Aber er würde schon noch Licht ins Dunkel bringen. Ein hämisches Grinsen lag auf seinen Lippen. Diesen Fall würde er lösen, koste es was es wolle. Er wollte die Beförderung und die Gehaltserhöhung einsacken. Mansos Blick fiel auf den kleinen Wecker auf seinem Schreibtisch. Schon nach 22 Uhr. Er kreiste mit den Schultern und legte den Kopf in den Nacken, um seine steif gewordenen Muskeln aufzulockern. Mit der rechten Hand griff er nach seinem Kaffeebecher um den letzten Schluck auszutrinken. Schon merkwürdig wie die Zeit vergehen konnte, wenn man in die Akten vertieft war. Er hatte gar nicht wahrgenommen, wie die Zeit verstrichen war und er vermutlich einer der letzten im Gebäude sein würde. Er klickte auf seinem Computer herum und öffnete das Spiel „Pinball“ und spielte um sich ein wenig abzulenken. Dann klingelte schon das Telefon in schrillen Tönen und Brian nahm es ab, sodass er nicht schon wieder Kopfschmerzen von dem Klingelton bekam. „Hallo Bruderherz. Wieso bist du eigentlich noch wach?“
„Ach mach nur eine bisschen Polizeikram. Und du?“
„Hör mal ich bin gerade aufgewacht von Schreien oder ähnlichem, die ich von draußen gehört habe. Dann sah ich aus dem Fenster und habe gesehen, dass die Tür von meinem Geschäft offen ist. Scheiße Mann, Ich glaube die Geräusche kamen von dort drinnen.“
„Und wieso gehst du nicht rein?“
„Alter, stell dir mal vor du hörst schreie mitten in der Nacht und wachst davon auf. Du blickst aus dem Fenster und siehst, dass die Tür von deinem Geschäft offen stehen und du dir sicher bist, dass die Geräusche von dort kamen. Würde irgendein Normaler Mensch dort reingehen. Also kein Polizist. Reiß dich zusammen, Brian. Wir sind hier nicht in einem Scheiß Horrorfilm. Guck dir mal bitte die Kameras an, die ich im ganzen Laden platziert habe.“
Manson fiel die Tasse fast aus der Hand. Wenn er sich richtig erinnerte, dann war heute ein Bandauftritt der Popgruppe gewesen. Das wäre aber nur zu schön. Er klickte auf das Programm, mit dem er durch die Kameras gucken konnte. Ein weile folgte Schweigen und Martin hörte das synchrone Klicken der Maus.”
„Martin. Jemand ist in deinem Geschäft.“
Dann sagte Martin: „Soll ich die Polizei rufen?“
„Nein. Ich kümmere mich drum.“
Manson stellte seine Tasse ab, schloss die vor ihm liegende Akte und stand auf. Er zog seine Jacke an und knipste die Schreibtischlampe aus. Sein Blick fiel kurz zum Fenster. Es war schon dunkel draußen und der Mond stand bereits hoch am Himmel. Er steckte sein Handy in seine Hosentasche und machte sich auf den Weg zum Schmuckgeschäft.

„Oh mein Gott. Victor du hast sie umgebracht.“ Bill hockte in der Ecke und vergrub sein Gesicht zwischen seinen Kniescheiben. Er rotzte auf den Boden und blickte dann in Victor's Gesicht. „Wie konntest du nur, Mann. Wir hätten das bestimmt auch anders lösen können.“ Victor seufzte lautstark und sagte dann in die leere blickend: „Wir mussten es tun, Alter. Ich hatte keine andere Wahl. Du hättest es ja sowieso nicht gemacht.“
„Natürlich hätte ich das nicht gemacht. Ich bin ja auch kein Psychopath. Leg’ wenigstens das Messer aus deiner Hand, du Arschloch.“
Das Messer in seiner Hand glitzerte unter den Staubfäden hindurch. Blut tropfte noch herunter und Victor beobachte dies neugierig. Er legte es sanft auf den Boden und blickte dabei steht's in Bills Gesicht.
Eine Weile lang folgte Schweigen und dann traute Bill sich etwas zu sagen. „Was sollen wir mit der Lei...“ So weit kam er mit seinem Satz, als das Telefon von oben klingelte. Victor und bill guckten sich an. “Was sollen wir tun?” sagte Bill mit seinem Blick. Victor wusste es nicht. Sie rannen nach oben und beobachteten das klingelnde Telefon. Nach einer Weile kam die Mailbox dran. “Nimmt ab, ihr Arschlöcher. Ich weiß, dass ihr da drin seit. Der Liedsänger Victor und der Gitarrist Bill. Oh, ihr habt so ein Glück, dass niemand eure wahre Identität kennt. Ich habe eure blutige Tat aufgenommen und wenn ihr nicht abnehmt, werde ich diese als Beweis vor Gericht einsetzen.”
BIll wurde panisch und griff reflexartig zum Telefon.
„Wo ist das kleine Mädchen?“
Bill guckte verwirrt zu Victor herüber. „Was?“
„WO IST DAS KLEINE MÄDCHEN?“
„Was reden sie denn da. Ich kenne sie gar nicht.“ Bills zittrige Stimme hallte im Laden wieder und erzeugte somit ein Echo.
„Aber ich kenne Sie. Und ich habe gesehen was sie getan haben. Ich bin von der Polizei. Seit ihr echt so blöd, dass ihr echt glaub in einem Schmuckgeschäft gäbe es keine Kameras. Oh ja, die Alarmanlage wurde ausgeschaltet. Aber die Kameras, nein.“
Bill begann zu heulen und ließ sich selber auf den Boden fallen. „Nein, nein, nein”, murmelte er vor sich hin.
„Hahaha. Braves kleines Mädchen. Ich bin zufällig der Bruder des Besitzers dieses Geschäftes. Und da ich an solchen Abenden nicht viel zutun habe, dachte ich mir, dass ich mal auf die Kameras gucke. Und was seh' ich denn da? Die Verkäuferin des Hundesalons liegt tot auf dem Boden. Zwei Männer. Einer davon bewaffnet mit einem Messer, an dem Blut klebt. Und glaub mir, ich habe alles aufgenommen. Ich jage euch schon seit Monaten und jetzt, endlich spreche ich mit einem von euch. Ich habe euch erwischt. Erstmal der Auftritt in Düsseldorf-Nord und dann wurde zufällig eine Bank ausgeraubt, von 5 Männlichen Personen. Einen Monat später, ein Auftritt in Duisburg und dann ein Banküberfall, schon wieder von 5 Männlichen Personen. Mache meiner Kollegen sagten, dass es nur ein Zufall sei, doch ich bin der Sache auf den Grund gegangen und habe endlich Beweise, die dagegen sprechen.“
Victor stellte das Telefon auf Lautsprecher.
„Ich werde euch nicht mit zum Revier nehmen und euch verhaften, genau so wenig wie eure Bandmitglieder. Aber ich werde euch auch nicht töten. Ich werde euch auch nicht lebendig aus diesem Geschäft herauskommen sehen.“
Bill fiel das Telefon aus der Hand und Victor guckte ihn mit offenem Mund an.
Aus dem Telefon hallten immernoch die Worte des Polizisten in den Raum. Er lachte total manisch, welches in einem leichten husten endete. Dann schwieg er für eine Sekunde und fuhr mit ruhiger Stimme fort “Ihr fragt euch vielleicht, wieso ich anrufe, statt persönlich vorbei zu kommen und eure Ärsche ins Gefängnis zu zerren. Aber so läuft das nicht. Das bin nicht ich. Wusstet ihr, dass man Akten über uns Polizisten hat? Einer der Angaben dort gibt Auskunft darüber, wie groß die Aufklärungsquote des Polizisten ist. Das heißt, wie viele Fälle er lösen konnte. Normale Polizisten haben eine Rate von 20%. Einer von fünf Fällen wird von ihnen aufgeklärt”. Bill und Victor konnten glatt das grinsende Gesicht des Polizisten über die Leitung vernehmen. “Nun” begann dieser erneut, “ratet mal, wie hoch meine Rate ist?”. Er schwieg. Bill und Victor schwiegen ebenfalls. Auf dem Boden lag nun schon seit einigen Minuten die blutverschmierten Überreste einer Frau, die ihre Miete mit dem Rasieren von Hunden verdiente. Aber die tote Frau schien den Polizisten nicht so sehr zu jucken, wie der Laden ihres Bruders. Dabei war die tote Frau auch seine Schwester. “RATET!” brüllte Manson über den Hörer. Das Gemurmel welches Bill von sich gab konnte man kaum verstehen. Beim zweiten Versuch brachte er die Worte “Achtzig Prozent? Neunzig Prozent?” hervor. Manson der Polizist erfreute sich genüsslich an der Antwort und hatte keinerlei Hemmungen dieses Gefühl in Form eines heiteren Lachens von sich zu geben. Dann schwieg er für eine Sekunde, wie er es immer tat, bevor er ernst wurde. “Nein, fünf Prozent.”
Bill war verwirrt von der Antwort. Und auch Victor wäre es, wenn er nicht gerade damit beschäftigt wäre, den Mord zu verarbeiten. Von außen konnte man es ihm sicherlich nicht ansehen, aber innerlich war er ein Kind in Panik. Bill schaute zu Victor rüber und hatte diesen konfusen Blick drauf, der besagte “Was zum Teufel will der Polizist von uns? Wieso zeigt er uns, dass er ein schlechter Bulle ist?”. Der Polizist summte kurz eine Melodie und hörte genauso schnell wieder auf. “Ihr fragt euch vermutlich wieso ich euch das erzähle. Nun, ich will es euch auf folgende Art sagen: für die Aufklärungsquote berechnet man nur die Fälle, die offiziell gelöst wurden. Ich habe viel mehr Fälle gelöst, viel mehr Verbrecher gefangen, die nicht vor ein Gericht des Staates kamen, sondern vor das gerechteste Gericht. Mein Gericht.”
Die Situation war so bizarr, dass die beiden Bandmitglieder im Keller nicht in der Lage waren, die genauen Bedeutungen der Worte zu verstehen. Sie verstanden, dass sie in großen Schwierigkeiten waren, aber sie verstanden nicht, was der Polizist wollte. Und sie hätten lieber hoffen sollen, es nie zu erfahren.
“Ihr werdet sterben.” sagte die Stimme am Telefon. Es hallte im Raum wie der Todesschrei eines Tieres. Es waren die finalen Worte eines Mannes, der einen Entschluss gefasst hat. Victor sagte nun wieder seine ersten Worte seit langem. “Du … du wirst uns töten.” stellte er fest. “Nein.” antwortete Manson. Bill und Victor freuten sich einen kurzen Augenblick. Doch dann dachten sie, wenn sie vom Polizisten nicht erschossen werden würden, dann kämen sie ins Gefängnis. War das wirklich die bessere von den zwei Optionen? “Nein, ich werde euch nicht töten” wiederholte Manson und führte weiter aus, “ihr werdet es tun.”
Wäre die tote Frau auf dem Boden eine Person gewesen, die sich an Schadenfreude erfreuen könnte, dann würde sie jetzt beim Anblick der Gesichter ihrer Mörder überglücklich werden. Aber sie war tot, und Schuld waren die unglücklichen Ereignisse dieses Tages.
“Wenn ihr nicht tut was ich sage, werde ich euch jagen. Aber das ist nicht alles, ich werde eure Familien jagen, ich werde sie foltern und dann töten, wenn sie es nicht mehr aushalten. Ich werde alle Menschen jagen, die ihr je gemocht habt. Dann werde ich eure Leichen zerstückeln. Ihr wisst nicht was ich bin und das sollte das Beste sein, was euch je widerfahren ist. Ihr tut was ich sage. Dies sind meine Anweisungen, hört gut zu, denn ich werde sie nicht mehr wiederholen. Nur einer von euch kommt lebendig raus. Wer es sein wird, entscheidet ihr. Auf dem Boden sollte ein Messer liegen. Kämpft. Derjenige der überlebt, darf rausspazieren, als wäre nichts gewesen. Keine Anklagen, keine Aussagen meinerseits, nur die Beweise, die ihr an diesem Ort hinterlassen habt. Falls ihr beide, oder nur einer versucht zu fliehen, mache ich meine Drohungen wahr. Ach, und noch etwas. Ich möchte, dass ihr während eures Kampfes euer Tophit singt. Wie ging es noch gleich? Ahja, ‘Ich könnte dir nie wehtun...”. Das heißt, ihr habt 3 Minuten und 14 Sekunden Zeit, den Kampf zu Ende zu bringen. Jetzt bereut ihr es, genau wie eure Fans, dass euer Song nicht länger ist, hm? Wenn ihr bis dahin nicht fertig werdet, komme ich höchstpersönlich vorbei, und erledige es für euch”. Manson wartete einen Moment und verkündete dann laut schreiend “Ludi incipiant!”
In den Augen der Bandmitglieder war nur noch Angst und Schrecken abzulesen. Die Pupillen waren geweitet und ihre Körper zitterten. Sie schauten beide auf den Boden und konnten sich gegenseitig nicht in die Augen schauen. Sie konnten nicht fliehen, sie spürten, dass der Polizist es ernst meinte. Man konnte das leise Kichern des verrückten Polizisten über das Telefon hören, das noch immer auf dem blutigen Boden lag. Doch dann fiel Victor etwas ein. “Aber” sagte er mit zittriger Stimme, “du hast am Anfang gesagt, dass keiner lebendig heraus kommt. Jetzt sagst du, dass einer gehen darf. Was also wird passieren?”. Das kichern hörte auf. Man hörte Zähneknirschen. Dann sagte er “Es gibt nur einen Weg das heraus zu finden”.
Herzpochen. Noch immer schwiegen sich Victor und Bill an. Es war, als hätten sie versucht das Honig der Bienen zu klauen, aber was sie bekamen, waren Stiche. Nur dass dies keine Biene war, sondern ein größenwahnsinniger in Polizeiuniform. Bill und Victor richteten sich auf, drehten sich so um, dass sie sich gegenseitig in die Augen schauen konnten. Bill schloss kurz die Augen, holte tief Luft, und begann zu singen “Ich könnte dir nie wehtun” und wurde ergänzt durch Victor “während ich dich begleite” als dieser sich in Richtung des Messers bewegte. Bill zischte ebenfalls los, fing mit der nächsten Zeile an “ich würde lieber ausruhn”, griff nach dem Messer, hob es auf, und rammte es Victor seitwärts in den Hals, während dieser noch versuchte, die letzte Zeile der Strophe zu singen “mit dir an meiner Seite...”. Blutig lag er nun da, am Fußende der toten Frau. Ihm schoss noch Blut aus dem Mund und es würde noch Minuten dauern, bis er erstickte. Bill schaute ihm in die Augen und legte ihn mit seinen Armen langsam auf dem Boden. Er hatte den Kampf gewonnen, aber einen guten Freund verloren. Er weinte aber nicht. Es war so viel geschehen, er konnte nichts fühlen. Er war innerhalb eines Tages zum Mörder geworden.
Dann wurde ihm bewusst, dass seine Gedanken ihn daran hinderten, zu fliehen. Das Telefon piepte bereits, der Polizist hatte aufgelegt. Er wusste, dass jeden Moment irgend einer auftauchen konnte. Es war schon merkwürdig, dass kein anderer Mitarbeiter aus dem Hundesalon aufgetaucht war. Deswegen rannte er die Treppe hoch, weg aus dem Keller der ihn veränderte. Doch was er oben fand, sollte noch viel erschreckender werden, als was er im Keller versteckte. “Überraschung!” rief ein junger Mann in Polizeiuniform, mit schwarzen Ringen um die Augen und einem Hecheln wie ein Hund. Er schloss die Tür zum Ausgang des Schmuckladens und verschloss damit auch die einzige Erlösung, die Bill retten konnte. Nun ja, eine Erlösung gab es noch, aber diese führte nicht aus dem Laden, sondern aus dem Leben. Und der Schlüssel dazu, lag in der Hand des Polizisten, in Form eines Schlagstocks.
“Jetzt habe ich dich endlich!”, schrie Brian. “JETZT!”, er klang verrückt. Bill wusste nicht was als nächstes geschehen würde. Wenn er noch Gefühle hätte, wäre er ängstlich, wenn er Gefühle hätte, wäre er verwirrt. “Na los, an die Wand.”, sagte Brian widerlich. Bill zögerte. Er drückte seinen Körper stark an die Wand. Vielleicht hoffte er einfach nur durch die Wand hindurchzufallen, in ein Paralleluniversum zu kommen wo all dies noch nicht geschehen war, wo er sich um entscheiden konnte. Vielleicht hoffte er auch einfach nur, der Polizist würde es jetzt einfach tun, ihn einfach totschlagen. Bill schaute sich noch einmal im Raum um. Er sah die Kamera, von der Brian anscheinend alles aufgezeichnet haben soll. Er sah etwas blinken, und er presste seine Augen zusammen, um lesen zu können was neben dem Blinken stand. Seine Herzfrequenz war schon fast tödlich schnell. Er sah vielleicht seine Leben rettenden drei Buchstaben “REC”. Bill lachte, er lachte, als wenn er gleich ersticken würde. “WAS IST LOS?!”, schrie Brian, während Bill sich mit dem Rücken zur Wand drehte.”Ich wette,”, sagte Bill “dass sie vergessen haben die Aufnahme zu stoppen. Das sie vor Aufregung vergessen haben die Kameras auszuschalten. Sie wollten einfach nur hierhinkommen, sie wollten uns kriegen. Sie haben’s vergessen.”, Brian starrte zur Wand. Er starrte fast eine Minute lang, und meinte “Nein.”, er wartete einige Sekunden und schrie “NEIN!”. Er nahm seinen Schlagstock und schlug auf Bill zu, als wenn es eine Puppe wäre. Bill war schon nach dem ersten Schlag auf dem Boden. Bill wusste das sein Ende gekommen war. Er befand sich auf dem Boden und lachte, er lachte Blut. Es floss bei jedem Schlag aus ihm heraus. Er war hysterisch geworden. Als kleines Kind dachte Bill sich immer, was wohl sein Tiefpunkt werden würde, er hatte nahezu alle Situation miteinkalkuliert, nur diese nicht. Er hätte sich nicht vorstellen können, nach einem Doppelmord, unter anderem einer seiner besten Freunde, von einem wahnsinnigen Polizisten in einem Hundesalon niedergeschlagen, und wenn nichts unternommen werden würde, totgeschlagen zu werden. Er wusste es jetzt einfach. Dies war sein Tiefpunkt. Brian hörte auf zu schlagen, wartete eine Minute und sagte zu Bill “Wissen sie ... wenn ich es mir so recht überlege, haben sie garnichts mehr zu verlieren.”, Bill erkannte die Wahrheit in seinen Worten. “Außer ihr Leben. Tun sie es einfach. Hier und jetzt.”, Brian suchte alle Schränke durch und fand ein Seil. Er schmiss es vor Bills Nase und sagte die Worte “Ich lasse sie jetzt alleine, sie werden mir nicht wegrennen, das weiß ich. Nachdem sie sich das Leben genommen haben, werde ich die Szene löschen wo ich hier war. Niemand würde darauf kommen, dass ein Polizist mit einer Aufklärungsquote von 5% Prozent einen Mord begehen würde.”, er wartete einen Moment “Viel Glück!”, er ging lachend aus der Tür heraus. Bill wusste, dass er nichts anderes tun konnte. Er nahm das Seil und ging in den Keller, als wäre es ein Ritual das eingehalten werden müsste. Er nahm sich einen Stuhl mit und befestigte das Seil an einem Holzstück auf der Decke. Er stieg auf den Stuhl und meinte, dass er es verdient hätte. Er hat einen Doppelmord begangen, er würde nicht mehr damit leben können. Wenn er weggelaufen wäre, würde seine Familie in Gefahr schweben, er würde angeklagt werden, mit richtigen Beweisen. Er tat es, bevor er es sich anders überlegen konnte. Er trat seinen Stuhl zur Seite, und er zappelte einige Minuten lang vor sich hin, bis er nur noch schwarz sah. Wenn er Gefühle hätte, dann würde er jetzt traurig sein.

Dazu muss gesagt werden, dass 3 Autoren diese Kurzgeschichte geschrieben haben :). Emre Güler, Ozan Güler und natürlich meine wenigkeit.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 18.11.2012. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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