Iris Klinge

Abenteuer Columbien

Es gibt Geschichten, die sind viel größer und unglaublicher als jede Fiktion.

Ich erzähle, was vor über 20 Jahren passiert ist, und nur weil der Hauptakteur, ein französischer Adliger, schon seit einiger Zeit verstorben ist.

Dieser alte Herr, nennen wir ihn Alex, saß eines Tages im Zug von Paris nach Deutschland einer jungen Frau gegenüber, mit der er ins Gespräch kam. Sie erzählte ihm, dass sie in Paris wohne und gerade auf dem Weg zu einem deutschen Arzt sei wegen einer künstlichen Befruchtung. Sie und ihr Mann hätten schon alles versucht, aber es klappte nicht mit einem Kind.

Die beiden Reisenden blieben in Verbindung, und weil eine Schwangerschaft auch nach vielen vergeblichen Versuchen nicht zustande kam, beschloss das Ehepaar, ein Kind zu adoptieren.

Durch die Vermittlung von Alex, der Verbindung nach Columbien hatte, wurde eine Adoption in die Wege geleitet. Das junge Ehepaar flog nach Medellin und adoptierte ein kleines dreijähriges Mädchen, das über Umwege illegal nach Paris eingeschmuggelt wurde. Die Kleine war hübsch, hatte eine ziemlich dunkle Hautfarbe, weil der Vater wohl ein Indio war.

Etwa zwei Jahre später schrieb die leibliche Mutter der Kleinen aus Medellin einen Brief an die jungen Eltern und fragte, ob sie nicht auch noch die kleinere Schwester adoptieren wollten. Sie legte ein Foto des dreijährigen Mädchens bei. Dieses hatte im Gegensatz zu ihrer Schwester eine sehr helle Haut und war eine wahre Schönheit. Die arme Frau hatte wohl mehrere Kinder von verschiedenen Vätern.  - Das Ehepaar konnte der Versuchung nicht widerstehen und war mit einer erneuten Adoption einverstanden.
 
Wieder flogen sie rüber nach Medellin, wieder adoptierten sie die kleinere Schwester.

Dann passierte etwas, mit dem niemand gerechnet hatte. Im Hotel, in dem sie die wenigen Tage vor dem Abflug wohnten, fand nachts ein bewaffneter Überfall auf den Portier statt, und alles aus den verschiedenen Safe wurde geraubt. Die drei waren in ihrem Zimmer gefangen, hatten keine Pässe und kein Geld mehr. Es dauerte lang, bis das französische Konsulat ihnen helfen konnte, ihren Heimflug anzutreten. Wieder gelang der Schmuggel des Mädchens nach Paris.

Aus Gründen, die mir unbekannt sind, entzweiten sich die Eltern einige Jahre später, und die Mutter zog von Paris mit ihren beiden wunderschönen Töchtern zurück nach Deutschland. Zum Glück spielte Geld keine Rolle, so dass die Kinder in eine gute Schule gehen, alle Annehmlichkeiten genießen und schließlich studieren konnten, denn beide waren sehr intelligent.

Leider habe ich ihre Spur verloren, nachdem Alex gestorben war. Geblieben sind mir die vielen Fotos, die wir gemeinsam mit den beiden Kleinen bei festlichen Veranstaltungen gemacht haben.  – Heute müssen die Mädchen zu ungewöhnlich attraktiven jungen Frauen herangewachsen sein.
 
Welches Schicksal hätte sie erwartet, wären sie in der Armut ihrer Heimat Medellin geblieben! – Alex war für sie der rettende Engel. Auch für mich war die 25 Jahre lang dauernde Bekanntschaft mit diesem faszinierenden Mann eine große Bereicherung meines Lebens.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 18.12.2012. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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