Iris Klinge

Schlaflos in Iguazú

Die Wasserfälle sind wohl das Großartigste, was Südamerika zu bieten hat. Ein Naturschauspiel der Sonderklasse, 2, 3 km lang und zum Teil 80 m tief stürzt sich der Rio Iguazú in die Tiefe.
 
Leider wird dieses Spektakel inzwischen von beiden Seiten der Fälle  - in Argentinien und Brasilien – schamlos zur Abzocke vor allem von ahnungslosen Touristen ausgenutzt.
 
Als ich vor 10 Jahren zum letzten Mal dort war, erschien mir noch alles mehr oder weniger naturbelassen. Da waren zwar auch Holzstege über die verschiedenen Fälle gebaut, doch diese wurden durch den Dauerregen und die enormen Wassermassen überschwemmt und unbegehbar.
 
Inzwischen sind alle Stege aus Leichtmetall, etwas höher gelegen und auf neue Strecken erweitert worden. Die Masse Mensch trippelt brav die Pfade entlang, ein Abweichen vom Weg ist nicht erlaubt.
 
Rechts und links sind die heimischen Tiere zu bewundern, unzählige Waschbären, kleine Affen, seltene Vögel, bunte Schmetterlinge, und sogar einen Kaiman und Schildkröten haben wir im Gebüsch entdeckt.  – Nur der Tukan ließ sich nicht blicken und steht nun in Holz geschnitzt in den Souvenirläden.
 
Die Preise für den Park sind gestaffelt in drei Kategorien. Die Europäer, Asiaten und Nordamerikaner zahlen am meisten. Danach kommen die Nachbarstaaten Südamerikas, zuletzt die Argentinier und Brasilianer, die nur noch etwa 10 Dollar bezahlen.
 
Der Transport zu den weit außerhalb der beiden kleinen Städte „Foz de Iguazú“ (Brasilien) und „Puerto de Iguazú“ (Argentinien) liegenden Fälle hängt vom Geschick des Verhandelnden ab. Mit dem Taxi fahren die meisten Touristen, wenn sie nicht einer Reisegruppe angehören und von einem Bus abgeholt werden.

Je nach Unwissenheitsgrad und mangelnden Sprachkenntnissen werden die Preise über den Daumen gepeilt. Selbst ich als „mit allen Wassern gewaschen“ hatte Probleme, mich gegen die Taxi-Mafia durchzusetzen. Wer schlau ist, nimmt den Bus für die Einheimischen zu wesentlich günstigerem Preis.
 
Es ging bereits in Buenos Aires am Hafen los. Wir mussten zum Flughafen und sollten für die Fahrt etwa 50 Dollar bezahlen. Zum Glück war ich vorgewarnt und suchte mir einen anderen Wagen außerhalb der Sperrzone für nur 10 Dollar in Richtung nationaler Flughafen, nicht weit vom Hafen.

Der Flug dauert 1 Stunde und 50 Minuten entlang des Flusses Uruguay über das fruchtbare Land "Missiones" genannt, weil damals so viele Klöster dort gebaut wurden, vorwiegend von den Jesuiten. Viele der Ruinen sind heute Touristenattraktion. 
 
Das Hotel in Puerto de Iguazú (argentinische Seite der Wasserfälle) war teuer und ziemlich spartanisch. Nachts konnten wir wählen zwischen in Schweiß baden bei 30 Grad oder alle paar Minuten hochschrecken durch den lauten Krach der Klimaanlage, wenn diese ihren regelmäßigen Aussetzer hatte. Beschwerden nützten nichts, denn alle Apparate waren gleich alt und laut.

Die ganze Gegend um die Wasserfälle herum ist jetzt mit großen Hotel-Anlagen und "Resorts" vollgebaut, die wie Pilze aus dem Boden schießen und entsprechenden Luxus zu hohen Preisen anbieten. - Japaner und Chinesen sind häufige Gäste. Sie scheinen geradezu in Geld zu schwimmen.
 
Vieles in unserem rustikalen Hotel in der Stadt (für 80 Dollar pro Nacht - für Argentinien teuer)  ließ zu wünschen übrig, aber das Personal lebte wohl in der Meinung, die kommen sowieso nur einmal hier her.  – Was mit Sicherheit auch der Fall sein wird.
 
Mein Eindruck von Argentinien: das Land geht den Bach runter. Die Inflation ist noch schlimmer als bei uns in Uruguay. An einem Tag stieg der Wechselkurs von 5 Pesos pro Dollar auf 7 Pesos   - und alle wechseln ihr Geld "schwarz", weil offiziell keine Dollars mehr zu bekommen sind.
 
Es wird höchste Zeit, die Koffer zu packen und weiter zu wander
n.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 28.01.2013. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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Gestatten, dass ich mich vorstelle. Ich heiße Pedro und bin ein Graupapagei, ja, genau, der mit dem schwarzen Krummschnabel, der weißen Maske, dem grauen Gefieder und den roten Schwanzfedern. Meine drei Freunde Kasimier, genannt »Karl-Karl Kasel«, Grete, genannt »Motte-Maus« oder »Prinzessin«, Peter, genannt »O«, und ich leben seit Dezember 1994 in einem schönen Einfamilienhaus in einem Dorf in der Vorharzregion. Ich habe mir vorgenommen, aus meinem Leben zu berichten, was mir alles so passiert ist, wie mein Tagesablauf ist und war und was mich alles so bewegt.

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