Gestern schreckte uns friedliche Bürger der Leitartikel der uruguayischen Tageszeitung „El Pais“ auf.
Dort wurden die chaotischen Zustände geschildert, die seit Einführung des neuen Gesetzes für Kinderkriminalität in den beiden Einrichtungen zur Rehabilitierung der zum Teil noch sehr jungen Täter herrschen.
Das neue Gesetz verordnet eine Mindestfreiheitsstrafe von einem Jahr für schwere Verbrechen wie Mord und Drogenhandel, die von den Minderjährigen verübt werden.
Die Kapazität von ursprünglich 350 Plätzen ist schon längst nicht mehr ausreichend. Inzwischen müssen die beiden Häuser über 500 kriminelle Kinder beherbergen.
Die Folgen sind einerseits vermehrte Flucht durch mangelnde Überwachung, andererseits besteht die Gefahr, dass die große Aggression der zusammengepferchten Insassen in die Zerstörung der Einrichtungen mündet.
Es mangelt an erzieherisch ausgebildetem Personal, und die meisten sind mit den an sie gestellten Anforderungen überlastet.
75 % der kriminellen Kinder und Jugendlichen kommen aus Montevideo, der Rest aus dem Landesinnern. Die oft ledigen Mütter lassen ihre Zöglinge allein, weil sie irgendwie für den Lebensunterhalt sorgen müssen. Dann rotten sich die im Stich gelassenen und noch Schulpflichtigen zu Horden zusammen und gehen auf Beutefang.
Hier gibt es verschiedene Wörter für Überfälle ohne oder mit Gewalt. So können ahnungslose Erwachsene plötzlich mit einer Gruppe Kinder konfrontiert werden, die sie mit Messern oder sogar mit Schusswaffen zur Herausgabe ihrer Wertsachen zwingen. Dies ist einigen meiner Bekannten passiert, obwohl sie keine Touristen sind.
Mir haben sie lediglich die Tasche entrissen – am Anfang, als ich noch ahnungslos war - und später meinem Partner von hinten die Geldbörse aus der Hosentasche geklaut.
Seither trage ich meine Schlüssel und ein wenig Geld am Körper versteckt. Es ist jedenfalls auf Dauer kein gutes Gefühl, durch die Stadt zu laufen und ständig mit einem Überfall rechnen zu müssen.
Die Lage kann sich nicht bessern, so lang die Armen immer ärmer und aggressiver werden.
Da hilft nur noch auswandern.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 04.02.2013.
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