Gesprächen zwischen einer Gruppe von Menschen im Fernsehen
ARD und ZDF usw. lausche ich sehr gerne. Die Menschen sitzen im Kreis
und ereifern sich und steigern sich gelegentlich in einen gehetzen Redeschwall,
getrieben von der Angst, der Nachbar rechts und links falle ihm ins Wort. Die Angst
dass er selber den eigenen Gesprächsfaden verlieren könnte,
wo er dann nicht mehr anknüpfen kann, ist gross: Er spricht dann schneller und lauter.
Hie und da bedauere ich, dass der gute gedankliche Einstieg in ein Thema
kurz vor der Pointe vom Gesprächsnachbarn abgewürgt wird, sodass
ich seine Meinung, die auch meine eigene, von mir selber
sehr geschätzte Meinung sein kann, nicht mehr
präsentiert bekomme. Ich warte manchmal beim Zuhören beim Fernsehen auf eine gelegentliche
Bestätigung meiner eigenen Gedanken. Interressant sind auch die
nonverbalen Aeusserungen der Teilnehmer, die unbewusst ablaufen: Das Zusammensinken
eines zurückgewiesenen und in die Ecke gedrängten Teilnehmers, das Schmollen,
das Rollen der Augen, das Gestikulieren,
die gemütshafte Veränderungen in der Physiognomie.
Ich habe mich selber in Verdacht, dass meine Hörleistung durchs Alter abnimmt, denn
ich ziehe plötzlich langsame Redner vor, wenn sie nicht zu langsam sind. Ich selber
sprach immer zu schnell.
Wenn der Mund schneller redet als das Hirn denkt, sind "Aehm-Pausen" nötig und
Wortwiederholungen wie "nicht, nicht, nicht, ... wen, wenn, wenn : Das Aehem und Aaaahm
fogt dann unerbittlich. Bei vielen Rednern besteht der Beitrag nur aus Aaahm und Ääääh!
Viele Menschen verbergen sprachliche Mängel durch Schnellreden : Immigranten
beschimpfen und bedrohen Einheimische oft mit einem schnell hingeworfenen,
lieb gemeinten :
" Ih- pack dei Sack, eh... du fick- dei- Mutt, ich weis wo dein Haus wohnt !"
Wenn man die Worte und Sätze genau ausspricht und in der Eile keine Silben verschluckt,
kann das schnelle Reden angehen...Aber im Fernsehen höre ich bei erregten Diskussionen
manchmal ein rasendes " Erdlebirrrebäike...äääm, ...roborabarbarberludogimminimick, ähm, ähm, öhm
rattatuilletorimtargramat..."
Bleibt dann ein gedankliches Goldstück des Sprechenden
in meinem Gehirn hängen, beschäftige ich mich damit, höre nichts mehr und
wenn ich mit der geistigen Verarbeitung fertig bin, ist auch die Sendung vorbei.
***
c/G.E.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 08.02.2013.
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