Helmut Jeremias

Über die Entstehung der Zombies

Niemand weiß mehr genau zu sagen, wann die Zombies das erste Mal aufgetreten sind, noch woher sie kamen. Manche meinen, viele Menschen seien schleichend zu ihnen geworden, Schritt für Schritt durch den alltäglichen Stress, die Herausforderungen der Technik und ihre schädlichen Strahlen mutiert, ohne dass es ihre Mitbürger bemerkt hätten. Wie seelenlose Maschinen seien sie unter uns gewandelt und hätten noch ihre Arbeit verrichtet, bis schließlich ihre wahre Natur zu Tage getreten sei. Es gibt Geschichten, dass sogar an der Spitze unserer geliebten und leidgeprüften Stadt zum Schluss ein Zombiebürgermeister gestanden habe – unbemerkt von unseren Vorfahren. Dies aber halte ich für übertrieben.
Andere wiederum berichten, dass die Zombies die Rache der Geister seien, an die niemand mehr geglaubt habe. Uns so hätten sie die Zombies geschaffen und uns als Plage geschickt. Was genau damals passiert ist, kann heute niemand mehr sagen. Einig sind sich die Wissenschaftler und Gelehrten nur darin, dass die Hektik, der Stress und die zunehmende Entfremdung von der Natur einer der Hauptgründe für das Entstehen der Zombies gewesen sei …
In der Bevölkerung erzählt man sich zahlreiche Geschichten von ihrem ersten Auftauchen. Sie alle sind grausig in ihrer Art, aber ich will sie dennoch nicht verheimlichen:
Ein alter Mann, er lebte damals am östlichen Rand der Stadt, berichtet von folgendem Vorfall: Er war damals noch sehr jung und ein aufstrebender Banker. Nach einem langen und anstrengenden Arbeitstag war er noch im Wald nahe seiner Siedlung joggen gewesen. Das war damals so üblich. In seiner Begleitung befand sich ein Freund und Arbeitskollege, den er wegen seiner harten Methoden im Geschäft bewunderte. Die beiden liefen zunächst gemächlich, dann aber immer schneller durch den Wald und kamen in die Nähe der Mülldeponie, wo der gesamte Abfall unserer Stadt hingebracht wurde. Im dämmrigen Zwielicht des Abends zeichneten sich die Müllberge ab. Und dort auf dem Müll sahen die beiden einige Gestalten herum wandeln. Dem Mann war es ein bisschen unheimlich, doch sein Begleiter lachte nur. Er meinte, das seien eben die Arbeiter. Im weiten Bogen umrundeten sie das Gelände der Deponie und gelangten wieder auf den Waldweg, der sie zurück zu ihrer Siedlung bringen sollte. Linker Hand etwas entfernt befand sich die Umzäunung der Anlage. Mittlerweile war es schon dämmrig geworden und plötzlich erklangen schaurige Rufe. Die beiden blickten in Richtung des Zaunes und sahen, dass er an einer Stelle ein Loch hatte. Undeutlich erkannten sie durch die Bäume einige Gestalten , die sich seltsam bewegten. „Drogensüchtige!! Obdachlose!! Nutzloses Pack!“, schrie der Freund des Mannes und warf Steine in ihre Richtung, um sie zu vertreiben. Er dachte nämlich, es wären irgendwelche Ausgestoßenen der Gesellschaft, für die er nur Verachtung übrig hatte. Die Gestalten blickten zu den Joggern und ein seltsames Leuchten umspielte ihre Köpfe. Der Mann wollte weglaufen, doch sein Begleiter ging näher hin, sie immer weiter beschimpfend. Plötzlich sprangen zwei neue Gestalten hinter den Bäumen hervor und rissen ihn zu Boden. Grausige Schreie hallten durch den Wald. Unser Mann – er war etwas zurückgeblieben – sah noch wie sie nach den Armen des Freundes schnappten, dann ergriff ihn solche Furcht, dass er sich umdrehte und davonlief. Er rann! te und r annte, bis er zu Hause ankam. Dort rief er die Polizei an, die ihn zuerst für verrückt erklärte, dann aber einen Wagen in den Wald schickte. An der beschriebenen Stelle fanden die Beamten nur ein paar Kleidungsfetzen und einen Schuh, außerdem Blutspuren.
Der Mann erzählt, dass man ihn verhaftet habe, im Verdacht seinen Freund grausam ermordet zu haben. Er saß Wochen in Untersuchungshaft und wäre wohl verurteilt worden, wenn sich nicht plötzlich zahlreiche ähnliche Fälle ereignet hätten. …

Vorheriger TitelNächster Titel
 

Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Helmut Jeremias).
Der Beitrag wurde von Helmut Jeremias auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 24.03.2013. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

Der Autor:

  Helmut Jeremias als Lieblingsautor markieren

Bücher unserer Autoren:

cover

Payla – Die Goldinsel I von Pierre Heinen



Auf Payla, der lukrativsten Provinz des Königreiches Lotanko, neigt sich der Sommer des Jahres 962 dem Ende entgegen. Die schier unerschöpflichen Goldvorräte der Insel lassen Machthungrige Pläne schmieden und ihre gierigen Klauen ausfahren. Wer den Winter überstehen will, muss um sein Leben kämpfen, wer über die Goldinsel herrschen will, muss in den Krieg ziehen.

Möchtest Du Dein eigenes Buch hier vorstellen?
Weitere Infos!

Leserkommentare (0)


Deine Meinung:

Deine Meinung ist uns und den Autoren wichtig!
Diese sollte jedoch sachlich sein und nicht die Autoren persönlich beleidigen. Wir behalten uns das Recht vor diese Einträge zu löschen!

Dein Kommentar erscheint öffentlich auf der Homepage - Für private Kommentare sende eine Mail an den Autoren!

Navigation

Vorheriger Titel Nächster Titel

Beschwerde an die Redaktion

Autor: Änderungen kannst Du im Mitgliedsbereich vornehmen!

Mehr aus der Kategorie "Horror" (Kurzgeschichten)

Weitere Beiträge von Helmut Jeremias

Hat Dir dieser Beitrag gefallen?
Dann schau Dir doch mal diese Vorschläge an:

Die Geisterhöhle von Helmut Jeremias (Kinder- und Jugendliteratur)
Blutlust von Norman Buschmann (Horror)
Ist denn Lust, verwerflich? von Helmut Wendelken (Autobiografisches)

Diesen Beitrag empfehlen:

Mit eigenem Mail-Programm empfehlen