Marlene Remen

Nr. 1 Geschichten 2. Teil

Am nächsten Morgen wurde ich durch laute Stimmen geweckt. Das Scheunentor ging auf und zwei Männer
kamen herein. Sie holten das Heu und das Stroh für die Tiere auf dem Bauernhof. Zum Glück bemerkten sie
mich nicht und so konnte ich schnell aus der Scheune laufen. Aber ich folgte ihnen, denn wo ein Bauernhof ist,
 da sind auch Kühe. Und Kühe müssen gemolken werden. Vielleich bekam ich ja ein wenig Milch ab. 
Vorsichtig näherte ich mich dem Kuhstall, doch zu meiner Enttäuschung sah ich,das Melken war schon vorbei.
Auf dem Boden war noch eine kleine Milchpfütze, die ich ganz schnell aufschleckte. So gestärkt machte ich
mich wieder auf den Weg. Die Landstraße wollte kein Ende nehmen, doch dann machte sie einen Bogen
und ich sah in der Ferne schon die ersten Häuser. Auf der anderen Seite der Straße war eine große
Weide, auf der ich viele Pferde sah. Die meisten von ihnen hatten ein rotbraunes Fell, es gab auch ein ganz
Schwarzes. Aber das Schönste von ihnen war ganz weiss und sein Fell leuchtete in der Novembersonne

" Sie sind schön, nicht wahr ?" sagte plötzlich eine Stimme hinter mir. Erschrocken drehte ich mich um
und sah in das freundliche Gesicht eines Kaninchens. " Ja, sagte ich, aber nun muß ich weiter. "
"Wohin willst du denn ?" fragte das Kaninchen.  Ich erzählte ihm, wohin ich unterwegs war.
"Da hast du ja noch einen ganz schön langen Weg vor dir und er wird immer gefährlicher" sagte es,
bald kommst du an die große Strassenkreuzung dort kommen diese stinkenden Autos von allen Seiten.
Wie willst du dort hinüber kommen ?" fragte das Kaninchen. Darüber hatte ich mir noch gar keine
Gedanken gemacht, aber es würde mir schon gelingen. Bevor ich mich bei ihm bedanken konnte, war es
schon weg und ich setzte meinen Weg fort.  

Bald kam ich an diese große Kreuzung und ich sah, das Kaninchen hatte Recht gehabt. Als ich noch
überlegte, was ich tun sollte, sah ich einen Mann mit seinem Fahrrad, an dem ein kleiner Handwagen
befestigt war. Er fuhr an mir vorbei und hielt an. Da wußte ich, was ich tun mußte. Mit einem Satz sprang
ich in den Handwagen, da fuhr er auch schon los, über die Kreuzung und ich kam sicher auf der anderen
Seite an. Nach einigen Metern bog der Mann mit seinem Rad in eine kleine Seitenstraße ein und ich sprang
schnell aus dem Wagen heraus. Ich lief zurück zur Hauptstrasse, denn auf ihr sollte ich bleiben, das
hatte meine Mama mir gesagt. Nun sah ich auch schon die ersten Häuser und ich war froh, so weit
gekommen zu sein. Ich mußte mich nach einem Unterschlupf für die Nacht umsehen, denn schon bald
würde es dunkel werden.

Mir fiel ein Haus auf,welches ein wenig zurück lag und es sah aus, als würde dort schon lange niemand
mehr wohnen. Auch der Garten war total zugewachsen. Vorsichtig ging ich in den Garten, es gab keinen
Zaun. Und dann sah ich sie, eine halb zerfallene Hundehütte. Das war der richtige Platz zum Schlafen und
ich ging hinein. Draussen war es inzwischen ganz dunkel geworden und es begann zu regnen. Wie froh
war ich, ein einigermaßen sicheres Plätzchen gefunden zu haben.
Sicher, war es wirklich sicher ??  Ich fühlte, wie sich mein Nackenfell hochstellte. Das geschah immer, wenn
vielleicht Gefahr drohte, es war ein Alarmsignal. Ganz langsam drehte ich mich um und sah direkt in zwei
große, gelbe Augen. Oh, nein, hier war doch ein Hund ? Da sagte eine tiefe, ruhige Stimme :
"Hab keine Angst, Kleiner, von mir hast du nichts zu befürchten !"  Es war ein sehr großer und schon älterer,
grauer Kater. "Leg dich hin, aber stör mich nicht beim Schlafen."

Das tat ich und bin auch sofort eingeschlafen. Weißt du eigentlich, daß auch Katzen träumen ?
In dieser Nacht träumte ich von meiner Mama und von meinen Geschwistern. Und auch von dir habe ich
geträumt. Ich habe mich wohl öfters im Schlaf hin und her gedreht. Und die tiefe Stimme sagte :
" Gib Ruhe, Kleiner, gib endlich Ruhe !"                                                      

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 14.04.2013. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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