• 29.04.2013
  • Kategorie "Einfach so zum Lesen und Nachdenken" (Kurzgeschichten)
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Iris Klinge

Schwarze Magie

Am 27. Mai 1772 wurde in der französischen Provinz eine Frau geboren, die später als die berühmte Wahrsagerin Mademoiselle Lenormand Aufsehen erregte.
 
Sie entwickelte schon früh hellseherische Fähigkeiten und ging als junges Mädchen nach Paris, wo sie eine Kartenleserin kennen lernte, die ihr das Handwerk beibrachte.
 
Es war die Zeit der Französischen Revolution und später die Machtübernahme durch Napoleon, dem sie seine Niederlagen in den verschiedenen Kriegen und die Trennung von seiner Frau Joséphine voraussagte, ebenso wie sein Tod auf Elba durch Vergiftung, was jedoch nie bewiesen wurde.
 
Sie landete mehrfach im Gefängnis wegen Ausübung der schwarzen Magie und starb im Alter von 71 Jahren in Paris, nachdem sie fast in Vergessenheit geraten war.
 
Die 52 Karten des überall in der Welt bekannten Spiels wurden von ihr neu interpretiert. Vorher dienten die Karten vor allem den Zigeunern für ihre Wahrsagekunst, doch sie malte jede Karte neu und gab ihr eine andere Bedeutung.
 
Ich kaufte vor langer Zeit dieses neue Kartenspiel der Mademoiselle Lenormand und interessierte mich wenig dafür, weil es mir zu kompliziert erschien. Nun fand ich es wieder beim Ausmisten meiner kleinen Wohnung in Deutschland und fing an  - aus Jux und Tollerei - 5 Karten zu ziehen.
 
Drei dieser Karten waren die schlimmsten, die im ganzen Spiel zu finden sind. Tod, Krankheit und Verderben. Ich war geschockt. Was hatte das zu bedeuten?
 
Bis ich anfing, auch die anderen 49 Karten auf ihre Aussage zu prüfen. Da stellte sich heraus, sie sind fast alle negativ besetzt und haben verschiedene Wirkung, je nachdem in welcher Position sie sich bei einer Legung befinden. Je weiter weg von der Zentralfigur - die Karte des oder der Fragenden - desto weniger negativer Einfluss auf das Geschehen in der Zukunft.
 
Also hatte ich etwas falsch gemacht. Ich hätte viele Karten legen sollen und nicht nur 5 herausziehen. Trotz allem blieb ein bitterer Geschmack im Mund, und ich überlegte, ob mich diese negative Aussage in irgendeiner Weise verunsichern kann.
 
Das Ergebnis war, dass ich mich von schwarzer Magie nicht beeindrucken lassen will. Wer in sich ruht, ein gutes Gewissen hat, der sollte diesem Spuk gleichgültig gegenüber stehen. 
 
Vielleicht nehme ich diese Erfahrung als kleine Warnung, bei meiner baldigen Abenteuerreise auf die Philippinen vorsichtiger zu sein als ich es gewöhnlich bin. Nichts ist völlig umsonst, aber aufpassen werde ich, damit sich diese schwarzen Prophezeiungen nicht realisieren.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 29.04.2013. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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