Andreas Rüdig

Frauentragen

 

Frauentragen heißt eine „Mannschaftssportart“, bei der eine Frau und ein Mann gemeinsam gegen andere Paare antreten. Sie bestreiten Wettläufe durch 253,5 Meter lange Parcours. Das Paar darf höchstens einen Gürtel mit sich führen und sich nur dann fortbewegen, wenn der Mann die Frau trägt.

 

Der Ursprung dieser Sportart liegt in einer örtlichen Legende des Dorfes Sonkajärvi, das bekanntermaßen in Finnland liegt. Dort sei es im 19. Jahrhundert durchaus üblich gewesen, in an deren Dörfern Frauen zu rauben. Der Räuber Herkko Rosvo-Rinkainen soll daran beteiligt gewesen sein.

 

Nach den Regeln muß jede Wettlaufstrecke aus Rasen-, Kies- wie auch Sandteilstücken bestehen. Je zwei trockene und zwei Wassergräben von rund 1 Meter Tiefe aufweisen. Die Frau muß mindestens 17 Jahre alt sein. Sie muß mindestens 49 Kilo wiegen.

 

Die Paare wenden in der Regel die estnische Technik an. Dabei hängt die Frau kopfüber auf dem Rücken des Mannes. Ihre Oberschenkel ruhen auf seinen Schultern. Ihre Beine sind vor seinem Oberkörper verschränkt.

 

 

Den Frauenraub

Ich mir erlaub

Denn nur so

Wird´ ich froh

Denn keine Frau

Wird aus mir schlau

Ich bin häßlich

Mein Charakter ist gräßlich

Wer verliebt sich

Schon in mich?

Nur beim Frauentragen

Kann ich es wagen,

eine Frau zu berühren

ich muß sie ja nicht verführen.

 

 

Ich bin häßlich. So gräßlich häßlich. Eine Freundin hatte ich bislang noch nicht. War ich verliebt und habe der Dame meines Herzens diese Liebe gestanden, ist sie auch schon schreiend vor mir geflohen.

 

Ich werde also die Sportart Frauenlaufen dazu nutzen, mir eine freundliche, nette, sympathische und umgängliche Frau zu besorgen. Und zwar Agnes-Samantha. Auf sie habe ich ein Auge geworden.

 

Sie erfüllt alle vorgeschriebenen Voraussetzungen. Sie ist 24 Jahre alt, ist 2 Meter groß und hat deutliches Übergewicht. Würden wir beim Wettbewerb antreten, würden wir ganz einfach den letzten Platz erreichen. Agnes-Samantha ist unmöglich zu tragen.

 

Aber das ist mir persönlich egal. Ich möchte ja auch gar nicht am Frauentragen-Wettbewerb teilnehmen. Agnes-Samantha ist für mich persönlich die schönste Frau, die ich bislang kennengelernt habe.

 

(Zwischeneinschub)

 

Timotheus ist einfach nur unmöglich. Er ist häßlich. Er hat Pickel und Haare an den unmöglichsten Stellen. Seine Haut ist einfach nur unrein. Er scheint aber ein Auge auf mich geworfen zu haben.

 

Das macht ihn aber andererseits wieder sympathisch. Mein Aussehen, vor allem mein Übergewicht, scheinen viele Herren der Schöpfung nicht zu mögen. Timotheus möchte mich aber trotzdem als Partnerin beim Frauentragen haben. Ich werde ihm also helfen, mich zu entführen.

 

(2. Zwischeneinschub)

 

In der Zeitung steht, wir beide seien das häßlichste und unmöglichste Paar gewesen, das jemals bei Frauentragen-Wettkampf angetreten seien. „Senioren-Klasse“ seien wir – so lautete noch die freundlichste Bezeichnung. Ein unverschämter Tintenkleckser sprach sogar von der „Trampeltier-Liga“

 

Wir haben es trotzdem geschafft, zusammenzukommen, den Frauentragen-Wettkampf zu überstehen und hinterher zu fliehen.

 

(Zeitungsbericht)

 

Timotheus und Agnes-Samantha sind nicht unbedingt das Traumpaar. Sie ist ein großer, schwerer Brecher an Frau. Er ein Hänfling ein Mann. Sie sind gemeinsam zum Frauentragen-Wettbewerb angetreten. Bei den körperlichen Unterschieden war nicht damit zu rechnen, daß Timotheus die ersten Meter überhaupt überstehen würde.

 

Doch Liebe verleiht bekanntlich Flügel. Und Agnes-Samantha und Timotheus müssen sich sehr heftig ineinander verguckt haben. Denn kaum war der Startschuß abgegeben worden, schnappte er sich die Angebetete und wetzte auch schon los. Agnes-Samantha hatte gar keine Chance, ihn zu Boden zu drücken. Timotheus rannte so schnell, daß Agnes-Samantha praktisch durch die Luft flog.

 

Kaum am Ziel angekommen, war Timotheus nicht zu stoppen. Er rannte zu seinem Wagen, setzte das Monstrum an Frau auf die hinteren Sitze und fuhr mit quietschenden Reifen los.

 

Hoffen wir, daß die beiden jetzt glücklich sind.

Vorheriger TitelNächster Titel
 

Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Andreas Rüdig).
Der Beitrag wurde von Andreas Rüdig auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 10.05.2013. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

Der Autor:

  Andreas Rüdig als Lieblingsautor markieren

Bücher unserer Autoren:

cover

Weiße Waratah von Ama Dea



Weiße Waratah erzählt die bewegend wahre, konträr verlaufende Geschichte, der jungen schönen Nadine, in Australien.
Ausgewandert 1974, umgeben von Glamour und Millionären, muss sie aber drastische Schicksalsschläge hin nehmen.

Möchtest Du Dein eigenes Buch hier vorstellen?
Weitere Infos!

Leserkommentare (0)


Deine Meinung:

Deine Meinung ist uns und den Autoren wichtig!
Diese sollte jedoch sachlich sein und nicht die Autoren persönlich beleidigen. Wir behalten uns das Recht vor diese Einträge zu löschen!

Dein Kommentar erscheint öffentlich auf der Homepage - Für private Kommentare sende eine Mail an den Autoren!

Navigation

Vorheriger Titel Nächster Titel

Beschwerde an die Redaktion

Autor: Änderungen kannst Du im Mitgliedsbereich vornehmen!

Mehr aus der Kategorie "Humor" (Kurzgeschichten)

Weitere Beiträge von Andreas Rüdig

Hat Dir dieser Beitrag gefallen?
Dann schau Dir doch mal diese Vorschläge an:

Ritter der goldenen Kokosnus von Andreas Rüdig (Sonstige)
Entspannung pur.... von Rita Bremm-Heffels (Humor)
Im Irrenhaus von Margit Kvarda (Humor)

Diesen Beitrag empfehlen:

Mit eigenem Mail-Programm empfehlen