Eva-Maria Herrmann

Nur ein Kind Teil II

Abends wenn ich ins Bett muss, vermisse ich meinen Papa am meisten.
Er liest mir sonst immer eine Gute Nacht Geschichte vor.
Jetzt macht das meine Mama.
Sie hat mir erzählt, dass Papa in den Krieg musste.Ganz weit weg, über das Meer.
Er ist jetzt schon lange weg, aber sicher kommt er bald wieder.
Nächste Woche habe ich ein Baseballspiel, da muss er wieder da sein, ganz bestimmt!

Ich bin noch gar nicht müde, draußen ist es noch so hell.
Was Papa jetzt wohl macht?
Mama hat gesagt, er befreit ein ganzes Volk von einem bösen Mann, der die Menschen dort nicht in Freiheit leben lässt und auch Frauen und Kinder tötet!
Das haben sie auch in den Nachrichten gesagt.
Und weil wir das nicht zulassen können, sind unsere Soldaten übers Meer geflogen, um den Menschen dort zu helfen.
Mein Papa ist ein Held!

Mama schaut immer die Nachrichten an.
Manchmal weint sie dann.
Dabei braucht sie doch gar keine Angst haben.
Mein Papa ist furchtbar stark.

Es hat geklingelt.
Wer das wohl ist?
Von meinem Fenster aus, kann ich zwei Männer in Uniform sehen.
Vielleicht bringen sie einen Brief von meinem Papa!
Ich muss schnell hinunterlaufen!

Mama wird schon nicht schimpfen.

Sie stehen alle draußen auf der Veranda.
Warum weint Mama denn?
Mama?
Die Männer haben gesagt, es tue ihnen leid.
Was tut ihnen leid?
Kann Papa nicht zu meinem Baseballspiel kommen?
Was ist denn los?
Warum weint Mama so?
Ich will nicht zurück ins Bett!
Warum erklärt mir denn niemand was los ist?
Ich will nicht ins Haus!
Ich muss Mama helfen!
Mama?
Was ist mit Papa?
Ich will zu meinem Papa!
Wo ist mein Papa?
Was heißt das, er ist tot?
Wir müssen gehen und ihm helfen Mama!
Komm!
Irgendjemand muss ihm doch helfen!
Ist denn da niemand, der uns hilft?
Bitte!
Papa!
Mama!
Hilft niema...


Da es auch immer eine zweite Seite im Leben gibt, habe ich diesmal versucht mich in die Welt eines amerikanischen Kindes zu versetzen, dem es zwar nach den äußerlichen Umständen viel besser geht als dem irakischen, das aber trotzdem die gleiche innerliche Dramatik durchleben muss. Ich hoffe, das meine Kinder und Kindeskinder niemals soetwas erleben müssen.Eva-Maria Herrmann, Anmerkung zur Geschichte

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