Phillip Skowronek

Angst und Wahnsinn

Der Krieg war ausgebrochen. Frank wusste es. Er wohnte allerdings in einer mittelgroßen, jedoch scheinbar friedlichen Stadt. Von daher machte es ihm nichts aus, sich auf eine Bank in einem Stadtpark, von der aus man die Hauptstraße betrachten konnte, hinzusetzen. Vor der Bank war eine relativ kleine Wiese, die ein bisschen ungepflegt wirkte, aber trotzdem schön, und hinter ihr die Hauptstraße. An den Seiten der Bank waren Bäume, die Frank vor der heißen Sommersonne schützten. Frank, 1,75 cm groß, bisschen übergewichtig und mit kurz geschorenen Haaren, beobachtete die Hauptstraße. Viel Krach, viel Gehupe.

Ein Streifenwagen hielt zwei junge männliche Fußgänger, scheinbar südländischer Herkunft, an. Die schätzungsweise Ende 20 gewesen sind. Am Anfang konnte Frank nichts Besonderes feststellen, es sah aus wie eine übliche Verkehrskontrolle. „Die müssen ja jeden aufhalten, der ein bisschen verdächtigt aussieht. Sind ja schließlich im Krieg und die müssen auf unsere Sicherheit achten.“, dachte sich Frank. Er war jedoch zuversichtlich, dass es sich um die beiden Herren um unschuldige Fußgänger handelte. Jedoch stellte er bei weiterer Beobachtung der Kontrolle fest, dass die Situation zu eskalieren begann. Die Polizisten wurden lautstark, die beiden Männer daraufhin ebenfalls. Frank konnte nicht hören, was die Herrschaften sagten. Dafür war der weitere Verkehr viel zu laut. Die Polizisten wollten jeweils einen der Herren festhalten, wodurch die Situation außer Ruder geriet. Die beiden Herren wurden nach einer kleinen Rangelei überwältigt und zu Boden gebracht. Nach wenigen Minuten kamen zwei weitere Streifenwagen. Frank fing an, über die Situation nachzudenken. Was ist, wenn die Männer wichtige Informationen hatten, die gegen das Land waren in dem Frank wohnte? Vielleicht beobachteten weitere Mitstreiter der beiden Herren auch die Situation und würden gleich mit der Polizei eine Schießerei anfangen? Frank wurde die ganze Sache zu heikel. Er beschloss, zügig wieder nach Hause zu gehen. Er wohnte ca 10 Fußminuten von dem Park entfernt.

Auf dem Weg nach Hause musste er zwei Kreuzungen überqueren. Fußgänger waren nicht viele zu sehen, dafür umso mehr Autos. Frank überquerte die erste Kreuzung. Als er an der Straßenecke war, hörte er einen lauten Knall und das Klirren, von auf den Boden fallenden Glas. Erschrocken schaute er zur Seite, wo die Geräusche herkamen, stellte aber keine Anormalitäten fest. Kurz nach dem Frank den Blick wieder nach vorne gerichtet hatte, war noch ein Knall zu hören, dem ersten sehr ähnlich. Frank geriet in Panik. Was war da los? Hatte er vielleicht recht gehabt mit den 2 Herren, die von der Polizei angehalten wurden?

Er legte einen Zahn zu. Beim Überqueren der zweiten Kreuzung fuhren mehrere Streifenwagen und Krankenwagen an ihm vorbei. Frank lief immer schneller Richtung Heim. Er wollte nicht daran denken, was da vor sich ging. Jedoch war er nicht in der Lage, seine eigenen Gedanken zu beherrschen. Ein verzweifeltes Hin und Her in seinem Kopf. Einerseits dachte Frank:„Es ist alles in Ordnung. Dir wird nichts passieren.“ Andererseits: „Renn´ so schnell du kannst! Bring dich in Sicherheit! Die nehmen die Stadt ein!“ Die negativen Gedanken schienen langsam die Überhand über Frank zu gewinnen.

Zu Hause angekommen. Frank schloss die Tür ab und schob einen Sessel vor die Eingangstür in der Hoffnung sich dadurch sicherer zu fühlen oder vielleicht auch sicherer zu sein.Frank schaltete den Fernseher an, ebenfalls in der Hoffnung sich sicherer zu fühlen oder abzulenken. Es war 20 Uhr. Frank schaltete von Sender zu Sender, um auf irgendwas Erfreuliches zu stoßen. Jedoch ohne Erfolg. Er zappte durch alle Sender und schnappte teilweise nur Bilder und einige Wörter der Nachrichtensprecher auf. Eine beschissene Zeit. 20 Uhr.. überall Nachrichten. Überall waren Bilder von Panzern, Politikern und Aufruhren zu sehen. „Lage im Osten verschlechtert“, „Die Politiker diskutieren...“, all das machte Frank wahnsinnig. Nach verzweifelter Suche nach einem Sender ohne Nachrichten, schaltete er ihn ab und hatte es auch nicht vor ihn wieder einzuschalten. Durch die Nachrichten wurden seine positiven Gedanken komplett von den Negativen weg gedrängt.
Panik! Frank versicherte sich panisch und eilig, ob alle Fenster geschlossen waren und ließ die Rollos runter. Als dies erledigt war, verharrte Frank mit dem längsten Küchenmesser, das er finden konnte, am Ende seines Badezimmers zwischen Badewanne und Toilette, wo er die abgeschlossene Badezimmertür im Blick behalten konnte. Nur im Badezimmer ließ er das Rollo oben, für den Fall, dass er flüchten würde. Was aber einen Sprung aus dem zweiten Stock mit sich bringen würde.

Seine Gedanken kreisten darum, ob er sich mit diesem Messer genug verteidigen konnte, wenn die Truppen hier hereinstürmen würden. Es war komplett Still. Bei jedem kleinen Knirschen oder Poltern sprang Frank auf und stellte sich neben die Tür um potenzielle Soldaten direkt angreifen zu können. So verbrachte Frank die Zeit bis 8 Uhr morgens. Er trank zwischendurch Wasser aus dem Waschbecken, aber zum Teufel er dachte nicht ein Mal daran, das Badezimmer zu verlassen. Er war der festen Überzeugung, dass er es erst verlassen würde, wenn die gegnerischen Soldaten seine Wohnung stürmen würden.

Kurz nach 8. Es klingelt. Frank´s Befürchtungen sind wahr geworden. „Die klingeln, als ob es nur die Nachbarin wäre, die sich Zucker von mir leihen will und dann erschießen die mich oder stecken mich in Gewahrsam! Nicht mit mir!“, murmelte er vor sich hin mit herabgesenktem Kopf und einem von unten auf die Tür gerichteten Blick. Aus dem Klingeln wurde ein „mit der Faust gegen Tür donnern“. In Frank hat sich die Angst sehr hoch gestaut, die sich aber langsam zur Wut umwandelte. Bei jedem Donnern, das manchmal von dem Rufen seines Namens folgte, wuchs die Wut, die die Angst inzwischen verschwinden lies. Der Blick wurde immer kälter und unberechenbarer. Das Fenster im Badezimmer war an der Nordseite des Hauses. Es kam wenig Licht ins Badezimmer und die Deckenleuchte hatte Frank aus gelassen. Flucht kam für ihn nicht mehr in Frage. Er wollte diesen Bastard der hier reinkommen würde mit dem Messer abstechen. Ohne Rücksicht auf Verluste.
Das Donnern und die Rufe seines Namens haben kurz nachgelassen. Frank hoffte, dass es damit gewesen war, trotzdem.. Tief im Inneren hat er gehofft, dass die Hurensöhne hier reinkommen und er sie zur Strecke bringen kann.

Doch plötzlich schlug es wieder gegen die Tür, nur um Massen lauter und heftiger. Frank sprang mit dem Messer auf und stellte sich neben die Tür, wie er es öfters in dieser Nacht gemacht hatte. „Die werden jetzt die Tür eintreten“, dachte Frank und hoffte, dass der Sessel den er vor die Tür geschoben hatte, die aufhalten würde. Der Sessel hat seine Funktion als „Türversperrer“ verfehlt. Frank hörte, wie der Sessel umgefallen ist und die Tür aufschlug. Frank´s Puls war bei 200. Er spürte ihn in seiner Schläfe, Brust und den Enden seiner Finger. Eine Stimme rief: „Frank! Wo sind Sie? Wir wollen Ihnen nichts Böses!“ „Von wegen, ihr kleinen Missgeburten! Ich zeig´s euch gleich.“ murmelte Frank leise vor sich hin und hob seine rechte Hand, in der das Messer war, hoch über seinen Kopf. „Frank... Frank?“, rief fragend dieselbe Stimme. Er gab jedoch keine Antwort. Die Stimme kam der Badezimmertür näher... Frank wartete schon darauf, es den Wichsern zu zeigen... Die Türklinke zum Badezimmer bewegte sich. „Er muss hier drin sein. Die Tür ist verschlossen.“ sagte die Stimme, die ihn davor gerufen hat. Frank riss die Augen noch weiter auf, obwohl man sich hätte vorstellen können, dass es nicht noch weiter geht. Sein Atem wurde schneller und lauter, was einem Hecheln eines hungrigen Tieres ähnelte. Die Männer traten 2 mal gegen die Badezimmertür. Frank war bereit. Er hielt das Messer weiterhin oben in seiner Hand, um denjenigen der als erstes reinkommt, direkt niederstechen zu können. Beim dritten Treten ging die Tür nun auf und ein Mann stolperte in Frank´s Badezimmer. Frank tat was er vorhatte. Er stach mit dem Messer dem Mann in die Schultern. Der Mann schrie laut auf und fiel zu Boden. Bevor Frank es geschafft hatte, das Messer aus der Schulter des Mannes zu ziehen, überwältigten ihn 2 weitere Männer. Sie drückten Frank gegen die Wand und verabreichten ihm eine Spritze ein Beruhigungsmittel. Frank erwartete uniformierte Männer in Camouflage. Jedoch waren die Männer nicht in Camouflage. Und auch nicht von einer Ar! mee. Die Männer waren weiß gekleidet und vom psychiatrischen Krankenhaus.

Das Beruhigungsmittel fing schnell an zu wirken und Frank´s hass- und wuterfülltes Gesicht klang ab. Er konnte sich auf seinen Beinen nicht mehr halten und sackte ein. Seine Augen waren nur halb geöffnet. „Frank! Können Sie mich hören?“, fragte einer der Männer, die ihn überwältigt hatte. Frank nickte. „Wir sind vom psychiatrischen Krankenhaus. Sie sind gestern Nachmittag ausgebrochen. Können sie sich erinnern?“ Frank schüttelte deutlich überfordert den Kopf. „Sie leiden an stark ausgeprägter Schizophrenie. Wenn Sie Ihre Medikamente nicht nehmen, haben Sie extreme Wahnvorstellungen.“, erklärte der Mann. Frank schien überhaupt nicht zu verstehen, was der Mann zu ihm sagt. Die Beruhigungsspritze hat nun Ihre Wirkung ganz ausgebreitet und Frank ist in einen tiefen Schlaf gefallen.

Ein Krankenwagen brachte den verletzten Krankenpfleger ins Krankenhaus und die 2 weiteren Männer brachten Frank zurück in die Psychiatrie, wo er noch mit hoher Wahrscheinlichkeit lange Zeit verbringen wird.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 09.06.2013. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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