Hans Witteborg

Fabelhafte Demokratur

Fabelhafte Demokratur

In einem Land, dessen Namen nicht genannt werden soll, war mitten in der Savanne ein Reservat eingerichtet worden, ein Schutzgebiet in das man schwerlich hineinkam und andererseits auch nicht unbedingt heraus.
In diesem Schutzgebiet lebten unzählige Tierarten und weil es eben ein Schutzgebiet war, hatte man sich strenge Regeln gegeben, die unter den Tieren höchst umstritten waren, aber durch eine Meute von Wildhunden, dem Rat der Wächter streng überwacht wurden.
Dem allen stand der Herrscher aller Gedanken, der König Löwe vor, der seine Macht daraus bezog, daß er den Willen des Reservatsgründers kenne und einen regen Gedankenaustausch mit ihm pflege. Keine Silbe darüber, daß der Gründer des Reservates schon längst verstorben war und sein Wille somit ausschließlich Spekulation darstellte.
Der uneingeschränkte Herrscher, der Löwe aber tat nach außen so als wolle er alle Macht den Bewohnern überlassen, indem diese ihre Regierung und deren Vorsitzenden selbst bestimmen könnten. Die Amtszeit dieses
Regierungsoberhauptes aber war beschränkt (auch Löwen fürchten um ihre Macht) und so war es an der Zeit,
daß man einen neuen Regierungschef wählen sollte.
Der Löwe hatte natürlich alle Fäden in der Hand behalten und verbot z.B. einem Büffel oder Elefanten – überaus friedfertige Vertreter ihrer Art – sich zur Wahl zu stellen. Seine Kandidaten waren ausschließlich in den Reihen der Raubtiere zu suchen, wie auch der immer kläffende Dingo es zuvor war.
Also bewarben sich: das Krokodil, eines in der Nähe liegenden Sees(sehr regional bekannt), ein Leopard, der für seine tödlich radikalen Jagden bekannt war, eine Hyäne, ein undurchsichtes Miststück mit fürchterlichem Gebiß
und ein scheinbar schmusiger und harmloser Gepard, der sich im Laufe seines Lebens nicht geschämt hatte, seinen eigenen Sohn dem Rat der Wächter auszuliefern und hinrichten ließ!
Der Tag der Abstimmung kam und weil die Tiere hier nur zwischen Luzifer und Belzebub und Mephisto zu wählen hatten, gingen sie zahlreich zur Wahl, um ihre Pfoten und Hufabdrücke für das vermeintlich kleinste Übel, dem Geparden abzugeben.
Das Ganze wurde von außerhalb des Reservates mit großem Mißtrauen betrachtet. Besonders ein Weißkopfadler, der das ganze von oben her betrachtete, regte sich über unfaire Wahlen auf, weil nur Raubzeug zur Wahl stand,
gleichwohl er selbst doch eigentlich auch dazu gehört.
Egal, es siegte mit großer Mehrheit der Gepard, von dem alle glaubten, er würde ihnen mehr Freiheiten lassen.
Hatten sie übersehen, daß auch dieser neue Chef ein geflecktes Fell trug?

Zugegeben, das ganze ist nur eine Fabel und spielt in einer fernen Welt...oder vielleicht doch nicht? Wer weiß das schon!

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 16.06.2013. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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Vom Ufer aus von Hans Witteborg



Die Gedichte begleiten durch die vier Jahreszeiten und erzählen wie die Natur erwacht, blüht und welkt, wissen von reicher Ernte zu berichten. Der Spätsommer im Park, winterliche Gefilde oder Mailandschaften scheinen auf. Der Autor verwendet meist gereimte Zeilen, zeigt sich als Suchender, der neues Terrain entdecken möchte. Der Band spricht von den Zeiten der Liebe, zeigt enttäuschte Hoffnungen und die Spur der Einsamkeit. Wut und Trauer werden nicht ausgespart. Es dreht sich das Kaleidoskop der Emotionen. Der kritische Blick auf die Gesellschaft und sich selbst kommt zum Zuge. Kassandras Rufe sind zu hören. Zu guter Letzt würzt ein Kapitel Humor und Satire. So nimmt der Autor seine Zettelwirtschaft aufs Korn, ein hoffnungsloser Fall.

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