Marion Bovenkerk

Endlich Sonne

 

Endlich! Nach ewig langem Regen Sonnenschein!

In der Stadt summt es, wie in einem Bienenstock. Die Menschen haben ihre Sommergarderobe aus den Schränken geholt - genießen die Sonne und das Licht.

Vor „meiner“ Eisdiele in der Fußgängerzone stehen Tische, die zum Verweilen einladen. Bunte Sonnenschirme spenden wohltuenden Schatten.

Heute gönne ich mir das schon lange vermisste Eis, schlendere auf die Tische zu. Suche mir etwas abseits einen Platz.

Ein lauer Wind streicht angenehm über mein Gesicht.

Gesprächsfetzen wehen vom Nachbartisch herüber: „Ein cooler Typ, der Marc. Und sein Tattoo! Wow...“

Zehn Meter weiter befindet sich ein Spielwarengeschäft. Diverses Kinderspielzeug ist zum Gebrauch aufgestellt. Die Kinder nutzen dieses Angebot gerne. Begeistert rutschen sie eine kleine Rutsche hinunter - wieder und wieder. Die Stufen übersehen sie geflissentlich. Sie nehmen die Abkürzung über die Schräge, klettern dort hinauf.

Ein Spielhaus, erbaut aus bunten Plastiksteinen eines renommierten Herstellers, bietet weitere Spielmöglichkeiten.

Auch ein Karussell weiter unten, das mit der Muskelkraft williger Väter betrieben wird, begeistert einige Kinder. Mütter stehen mit ihren Kinderwagen daneben und schauen zu.

Rechts neben dem Eingang der Eisdiele steht ein elektrisch betriebenes Polizeiauto. Sobald jemand 50 Cent opfert, rüttelt es die Kinder durch, Blaulicht blitzt auf. Kinderaugen strahlen, allerdings nur so lange bis der bis der Motor zum Stillstand kommt. Umgehend setzt lautes Geschrei ein und die Forderung nach mehr wird tränenreich zum Ausdruck gebracht.

Ich lehne mich zurück, lasse die Geräuschkulisse auf mich wirken. Plötzlich ohrenbetäubendes Geschrei. Ein kleiner Junge setzt sich gegen einen etwas größeren durch, indem er seinen Konkurrenten kurz entschlossen in den Arm beißt. Aufheulend rennt dieser los: “Mama, der hat mich gebissen!“ Verärgert und strafenden Blickes schaut die Mutter den kleinen Beißer an, aber diesen kümmert das Ganze nicht mehr. Intensiv telefoniert er mit einem imaginären Freund.

Einige Schritte weiter rechts setzt sich eine weißhaarige Dame auf eine Bank. Ihren mit Einkäufen gefüllten Rollator stellt sie neben der Bank ab. Den jungen Mann links neben sich verwickelt sie in ein Gespräch. Ungemütlich rutscht dieser hin und her, aber er hat keine Chance zu entkommen.

Die Bedienung tritt an meinen Tisch, nimmt lächelnd meine Bestellung entgegen und geht wieder. Sie sieht adrett aus in der schwarzen Hose, der weisen Bluse und ihrer gertenschlanken Figur. Ein wenig neidisch schaue ich ihr nach…

Ein Jugendlicher rauscht auf seinem Waveboard vorbei. Der grauhaarige Mann, der gerade die Eisdiele verlässt, weicht vorsorglich mit gekrauster Stirn aus.“ Man kann ja nie wissen“, drückt seine ganze Haltung aus.

In der Nähe des Karussells kurvt ein vielleicht 5jähriger, dunkelhaariger Junge mit seinem Tretauto herum. Er steuert auf die Tauben zu, die einige Krümel auf picken, dann aber erschrocken auffliegen. Mit triumphierend verschmitztem Gesicht schaut er ihnen hinterher. Ein voller Erfolg!

Fünf Minuten später erquängelt sich ein kleines Mädchen herzzerreißend ein Eis. Mit Tränen verschmiertem, aber zufriedenem Gesicht schleckt die Kleine schließlich ihre Beute.

Inzwischen kommt auch mein Eis. Das freundliche Mädchen kassiert sofort und ich genieße den ersten Schokobecher dieser Saison.
Mmmh, welch ein Genuss! Langsam zerrinnen Eis und Sahne in meinem Mund.
Im Hinterkopf rumort leise der Gedanke an die überzähligen Kalorien. Lasse diesen Gedanken aber gar nicht erst Oberhand gewinnen und genieße mein Eis, das rege Treiben um mich herum und die Sonne.
Endlich Sonne!
Es ist wie ein Aufatmen.

 

© Marion Bovenkerk

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 19.06.2013. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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